Sie sei nicht in der Lage, ihre Handlungen "bewusst zu erklären", sagte Simon am Freitag vor Gericht. Die Französin gestand jedoch "alle Taten", die ihr vorgeworfen worden waren, und entschuldigte sich zudem bei ihrer Teamkollegin Braisaz-Bouchet, über deren Kreditkarte Einkäufe im Wert von 2400 Euro an die Adresse Simons geliefert worden waren.
Sie arbeite mit einem Psychologen daran, sagte sie vor Gericht, "das alles zu verstehen, um zu wachsen und mich weiterzuentwickeln". Simon leugnete zudem jegliche "finanzielle Motivation. Ich war nicht in Not." Auf die Frage des Staatsanwalts, warum sie Fotos von den Bankkarten von Braisaz-Bouchet habe, antwortete Simon: "Ich habe so etwas wie einen Blackout." Er verwies auch auf die "kostspieligen, internationalen Ermittlungen", weil Simon mit ständig neuen Beweisen die Ermittlungen untergraben habe. Sie sei sich ihres Handelns "völlig bewusst" gewesen, das wie ihr verspätetes Geständnis Fragen hinsichtlich des Respekts gegenüber Opfern und der gesellschaftlichen Ordnung aufwerfe.
Haftstrafe auf Bewährung und 15.000 Euro
Nach dem Geständnis wurde sie zu einer dreimonatigen Bewährungsstrafe sowie einer Geldstrafe in Höhe von 15.000 Euro verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Monate auf Bewährung und 20.000 Euro gefordert. Simon muss zudem die Verfahrenskosten ihrer Teamkollegin Braisaz-Bouchet übernehmen sowie einen symbolischen Euro Schadenersatz an den französischen Skiverband (FFS) zahlen.Sportliche Konsequenzen drohen Simon im Olympia-Winter offenbar nicht.
Braisaz-Bouchet und ein weiteres Mitglied des Stabs der französischen Nationalmannschaft hatten jeweils Klage eingereicht, Simon wird vorgeworfen deren Kreditkarten für Bestellungen missbraucht zu haben. Simon hatte die Vorwürfe lange bestritten und ihrerseits Klage gegen Unbekannt wegen Identitätsbetrugs eingereicht. Sie habe "Angst" um ihre Karriere gehabt und versucht, sich "zu schützen", erklärte sie nun.
Die Taten sollen sich während eines Trainingslagers im Sommer 2022 in Norwegen ereignet haben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe war Simon, zehnmalige Weltmeisterin und Gesamtweltcups-Siegerin der Saison 2022/23, im Jahr 2023 zwischenzeitlich vom Mannschaftstraining der Französinnen ausgeschlossen und im Oktober kurz in Gewahrsam genommen worden. Im folgenden Winter wurde sie aber wieder ins Team integriert.
Weltcup-Saison startet Ende November
Simon und Braisaz-Bouchet hatten sich anfangs keines Blickes gewürdigt und nur noch über Anwälte kommuniziert. Zuletzt schienen sich die beiden Mitfavoritinnen für Olympia aber versöhnt zu haben und hatten nach Erfolgen teilweise gar zusammen gejubelt.
Den vergangenen Winter hatte Simon auf Rang drei des Gesamtweltcups hinter Franziska Preuß und ihrer Teamkollegin Lou Jeanmonnot abgeschlossen. Die neue Weltcup-Saison beginnt Ende November in Östersund (Schweden).