Alles stellte EA SPORTS vor FC 26 infrage - und im Zweifel auf den Kopf. "Wir haben euch gehört" lautete die große Botschaft des großen Entwicklers vor dem großen Neustart, der nebst Gameplay-Novelle eine weitere grundlegende Revolution mit sich brachte: Die stetige Flut von neuen Items in Football Ultimate Team (FUT) und vollkommene Übersättigung der Spieler bis hin zum totalen Desinteresse sollte nach Jahren des Höher, Schneller, Weiter ein Ende finden.
Ein löblicher, wenn nicht gar alternativloser Schritt. Schließlich unterstrich mit dem Team of the Season eine der letzten großen Kampagnen in FC 25 die Folgen der bisherigen Praxis mit Nachdruck: Im Angesicht diverser Meta-Karten - eine davon günstiger als die andere - ging die Nachfrage nach den blauen Spezialitems gen Null.
Abgeflachte Power Curve gegen den Werteverfall?
Der Entwickler musste also handeln, um einen erneuten Werteverfall und Einbruch der Ingame-Ökonomie einzudämmen. Die Power Curve - also die konstante Steigerung der veröffentlichten Items - musste abflachen. Wobei in Vancouver auch vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückgeschreckt wurde.
So fallen Belohnungen, Evolutions und Teile der weiterhin regelmäßig erscheinenden Spezialkarten in FC 26 bisher weniger eindrucksvoll aus als noch im Vorgänger. Ein notwendiges Übel, das Spieler sicher nicht in Jubel ausbrechen ließ, aber im Sinne des großen Ganzen hinnehmbar schien.
EA SPORTS bleibt EA SPORTS: Nur bei Spielern wird gekürzt
EA SPORTS wäre aber nicht EA SPORTS, wenn es beim Versuch, ein unerwünschtes Extrem zu bekämpfen, nicht ins andere Extrem verfiele. Auf Gameplay-Ebene seit Jahren durch Patches ersichtlich, die absurd starke Mechaniken zu vollkommen unbrauchbaren Randerscheinungen des Spiels werden lassen, ist auch hier zu beobachten: Es fehlt das Fingerspitzengefühl.
Konkret ist damit gemeint, dass der Entwickler die Möglichkeiten der Spieler reduziert, ohne die eigenen Forderungen entsprechend anzupassen. Ein Umstand, der beispielhaft am Season Pass festgemacht werden kann. 500.000 Münzen verlangt EA SPORTS für die Premium-Version des grundsätzlich kostenlosen Belohnungskatalogs. Genauso viel also wie in FC 25 - obwohl Spieler es in FC 26 ob der gekürzten Rewards schwieriger haben, die entsprechenden Mittel aufzubringen.
„Dass wir überall weniger Coins haben, ist ja fair. Aber dann musst du es konsequent im ganzen Spiel machen.“ (Tim 'Latka' Schwartmann)
Das bleibt natürlich auch der Community nicht verborgen. "Wenn du Division 6, 5 oder 4 spielst, musst du 25 Wochen Rivals-Rewards mitnehmen, damit du dir den Season Pass kaufen kannst. Das passt hinten und vorne nicht", rechnete etwa Streamer Tim 'Latka' Schwartmann in einem Video vor und forderte: "Dass wir überall weniger Coins haben, ist ja fair. Aber dann musst du es konsequent im ganzen Spiel machen."
SBCs werden zur doppelten Falle
Was Schwartmann fordert, hat EA SPORTS mit Blick auf den Season Pass jedoch nicht getan - und bleibt sich dem einseitigen Ausbremsen der Spieler auch in Sachen Squad Building Challenges (SBCs) treu. Die Puzzle-Aufgaben, über die nicht genutzte Karten gegen Spezialitems eingetauscht werden können, haben ihr Preisniveau gegenüber Vorjahren ebenfalls gehalten und sind so gar zur doppelten Falle geworden.
Während es aufgrund der Reward-Anpassung nach unten anspruchsvoller geworden ist, die identischen Anforderungen zu erfüllen, fallen die erhältlichen Karten im Sinne der entschleunigten Power Curve korrekterweise schwächer aus als noch in FC 25. Spieler müssen also mit geringeren Mitteln unverändert hohen Ansprüchen gerecht werden, um dafür weniger zu erhalten. Das ist schlichtweg zu viel des Guten.
„Wer auch immer die SBC-Anforderungen macht: Spielt euer Spiel. Bitte. Spielt es für eine Woche und sagt mir, ob ihr das angemessen findet.“ (Craig 'NepentheZ' Douglas)
"Der Preis, den EA SPORTS gewählt hat, ist vor dem Hintergrund, dass sie Rewards und Evolutions abgeschwächt haben, zu hoch", kommentierte Content Creator Craig 'NepentheZ' Douglas bereits vor Wochen. Geändert hat sich seither jedoch nichts.
Weshalb der Engländer inzwischen "gelangweilt" sei, dieses Thema immer und immer wieder ansprechen zu müssen und sich einfach nur eins wünscht: "Wer auch immer die SBC-Anforderungen macht: Spielt euer Spiel. Bitte. Spielt es für eine Woche und sagt mir, ob ihr das angemessen findet."
Fazit
Natürlich gibt es ihn, diesen einen einfachen Erklärungsansatz: Spieler erhalten weniger Münzen und schlechtere Belohnungen? Das kann doch nur heißen, dass EA SPORTS sie in den Ingame-Shop drängen will. Schließlich kann man mit FC Points nicht nur Packs erwerben, sondern beispielsweise auch das Premium-Upgrade für den Season Pass kaufen.
Die Vermutung, der Entwickler falle nach dem Zwischenhoch um den gelobten FC-26-Release wieder in alte Muster zurück und wolle nach der Rückkehr einiger Spieler sofort wieder jedes Instrument der Profitmaximierung bespielen, liegt nahe.
Glaubt man dem Studio im Ansatz die Geschichte des Geläuterten, der bei allen wirtschaftlichen Interessen erkannt hat, dass ohne seine Spieler gar keine Umsätze mehr erzielt werden, ergibt sich jedoch ein anderes Bild. EA SPORTS wirkt wie ein übermotivierter Rennfahrer, der nach starkem Start das eigene Tempo vor der ersten Kurve überschätzt und sich verbremst.
Die Bodenhaftung hat der Entwickler so oder so verloren.