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G2 "hilflos": Europas Hoffnung scheitert an TES

kicker

Mit einem Augenzwinkern konnte man es schon historisch nennen: Nach Jahren schafft es endlich wieder ein europäisches Team bei den LoL-Weltmeisterschaften ins Viertelfinale. Es war ein wenig verwunderlich zuletzt: G2 gewann international und national viel und stolperte bei Worlds immer wieder.

Das Los bestimmte Top Esports (TES) aus China als Viertelfinalgegner, eine Mannschaft, gegen die die Europäer schon in der Swiss-Phase verloren hatten. Würde das Wissen einen Vorteil für den umtriebigen europäischen Champion bringen?

Déjà-vu: TES zerlegt G2 in 28 Minuten

Nein. Runde 1 entspann genauso wie das vorherige Match. G2 hätte mehr Kontrolle in der frühen Phase des Spiels gebraucht, mehr proaktive Aktionen auf den Lanes. Das ging krachend schief, überall setzte es Niederlagen und Nachteile. TES hatte "more dive" gepickt, wollte mit Akali und Ambessa zu G2s Carrys springen. Die Europäer wählten Standard "front to back", auf Teamkämpfe spezialisiert mit K'sante, Rell und Orianna.

Nach der schlechten frühen Phase traf G2 schlechte Entscheidungen, kämpfte schlecht und war nach 28 Minuten schon schachmatt. "G2 ist hilflos", kommentierten die Caster, Coach Dylan Falco schlug die Hände vors Gesicht. Nur einmal glomm auf, dass die Europäer auch anders können: Nach einem desaströsen Teamkampf schafften Supporter 'Labrov' und Midlaner 'Caps' einen Orianna-Ultimate auf vier Gegner und erkauften Zeit.

Bemerkenswert: Es war 'Caps' 200 internationales Match - er ist erst der zweite Spieler, der diese Marke erreicht.

Ein Lebenszeichen: G2 antwortet mit Bard und Bravour

Runde 2 produzierte mit den Picks zunächst erneut große Fragezeichen für EU-Fans: G2 schenkte Sivir her, entschied sich stattdessen für Bard, obwohl der AD-Carry hervorragend in die Komposition gepasst hätte. TES nahm ihn dankend.

Caster 'Kobe' analysierte messerscharf: "G2 setzt eindeutig auf Defensive - aber wo ist der Schaden? Wo soll da Gefahr entstehen?" Denn mit Galio und Mundo hatte G2 wirklich verhältnismäßig viel Verteidigung und wenig Angriffspotenzial.

Es kam aber anders: Die europäische Botlane spielte Level 1 famos aus, schickte TES' AD-Carry in die Pause und rollte den Schneeball von da an: 'JackyLove' kam niemals zurück in die Partie - G2 spielte Gold- und Überzahlvorteile geschickt aus. Ganz so dominant wie die Chinesen in Runde 1 konnten die Europäer allerdings nicht auftreten, immer wieder stahl TES wichtige Ziele unter G2s Nase weg.

Letztlich reichten dem LEC-Champion ebenfalls nur 32 Minuten, um den Deckel draufzumachen.

TES zeigt Lehrbuch-Lol, G2 das Gegenteil

Es wurde Zeit, dass das Fearless-System seine Stärken auspackt: Je länger eine Serie geht, desto kreativer können Mannschaften werden. Die starken Meta-Champions sind in den ersten Runden gespielt und der Weg ist frei für Unerwartetes.

G2 wählte zumindest Ivern, kombinierte das aber mit Thresh - einem eher schwachen Champion. Das trieb die Caster schon vor der Begegnung zur Verzweiflung. G2 fehlte etwas, um die Distanz zu TES zu überwinden. Zusätzlich und stattdessen brachten sie auch noch einen Renekton, der große Probleme hat, die generischen Hwei und Ezreal zu erreichen.

So eindeutig wie erwartet wurde die Runde allerdings nicht: 18 Minuten lang tasteten sich beide Teams ab, TES bewies danach seinen Lokalmatador-Status und holte Drache um Drache. Ein Teamkampf reichte dann: Drachenseele, Baron, Spiel. Der selbst eingeschenkte Reichweitenunterschied war einfach zu groß für die Europäer.

Naafiri frisst Europa - TES beendet die Serie

Damit galt es in Spiel 4. Gekommen war die Zeit, kreativ zu werden. Draven, Neeko, Poppy, Syndra und Ornn für G2 - nicht wirklich kreativ, aber mit Potenzial. Die Europäer wollten es einfach halten: Keine verwegenen Aktionen. Schaden auf das, was am nächsten dran steht - und dann wird das schon. TES auf der anderen Seite brachte keinen glasklaren Gameplan: Midlaner Viktor will skalieren, Jungler Naafiri in Scharmützel gehen.

'Kanavi' mit ebenjenem Champion war dann früh auch das Maß der Dinge: Europas Poppy kann zunächst überhaupt nicht mithalten - also tauchte Naafiri überall auf, stahl Camps, scharmützelte und sicherte Vorteile. Plötzlich kam der unklare Plan doch zusammen: Denn die Zeit war für Victor goldwert. Buchstäblich.

G2 seinerseits kam zu einigen guten Draven-Aktionen, strich viel Penunze ein. Dann ging alles bei Atakhan verloren. Oft überschätzen sich Teams, wenn sie hier angreifen und so auch G2: Mit der virtuellen Wand im Rücken, eingepfercht im Fluss, überschätzen sie ihre eigene Geschwindigkeit. Zu allem Übel kam noch Victor dazu, dessen Schaden G2 nun wieder grob unterschätzte. 'Creme' gewann den Kampf, 'Kanavi' stahl Atakhan.

Später wurde eine schlechte Entscheidung von G2 zum letzten Nagel: Sie hatten den Jungler im Blick, warfen alles in die Waagschale, um ihn aufzupicken. Der aber flashte zusammen mit seinem AD-Carry einfach davon und wieder räumte 'Creme' den Kampf auf. Baron für TES, danach die Basis und das Ticket ins Halbfinale.

'Kobe' schloss: "Kontrolle ist das perfekte Wort. Die Essenz der Serie. TES spielte langsam, überlegt, aber wusste, wann sie das Tempo anziehen mussten. Objectives, Teamkämpfe - sauber gespielt."

Fünf Jahre Warten: TES ist zurück - Europa bleibt Zuschauer

Fünf Jahre hat Top Esports kein Halbfinale mehr gespielt - nun ist es wieder erreicht. G2 verkaufte sich schlechter als erwartet, darf aber erhobenen Hauptes als würdiger Viertelfinalist vom Platz gehen. Es reicht insgesamt einfach nach wie vor nicht. Gegen TES eher knapp, gegen die anderen Spitzenteams vermutlich deutlicher.

Damit fehlt morgen nur noch das letzte Viertelfinale. Riot spart das bekannteste Team bis zum Schluss auf: 'Faker' und T1 spielen am Freitag ab 8 Uhr um ihren Platz im Halbfinale. Und sie sind definitiv nicht Favorit.

Gegner Anyone's Legend rauschte durch die Swiss-Phase, während T1 hart kämpfen musste, um überhaupt im Turnier zu bleiben. Bleibt die Plot-Rüstung der Koreaner intakt? Oder ist für den Doppelweltmeister morgen Schluss? Dem Vernehmen nach ist das Team zuletzt beinahe an der eigenen schlechten Leistung zerbrochen. Wenn Dämonenkönig 'Faker' seine Mannen wieder aufrichten kann, ist jedoch alles möglich.