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Problemfeld Pro Clubs: "Es muss ankommen, dass es um mehr geht als Geld"

kicker

Mit Fortuna Köln will Kapitän Pascal Altpass im Final 4 am Samstag nach der Krone in der Sparkassen Verbandsliga Rheinland greifen. Als Top-Favorit gilt das Pro-Clubs-Team dabei aber nicht - auch weil sich die Mannschaft nach ihrer Gründung im April 2022 schon zwei Jahre später wieder aus dem aktiven Pro-League-Betrieb zurückzog.

Für die Sparkassen Verbandsliga Rheinland trommelte Altpass noch mal einige ehemalige Spieler zusammen. Das "Revival", wie er es selbst nennt, ist bislang ein voller Erfolg: Die Kölner zogen als Tabellenerster der Division A direkt ins Offline-Event ein, wo es im Halbfinale gegen den SV Fühlingen-Chorweiler geht.

Fußball in der Südstadt - Aufakt im Pro Clubs

Aussichten auf eine Fortsetzung des Projekts Pro Clubs bestehen dennoch kaum. Die Geschichte zwischen der Fortuna und Altpass wird nach dem Final4 wohl vorerst wieder enden. Begonnen hatte sie schon weit vor 2022 - auf dem realen Rasen.

Seine fußballerischen Höhepunkte erlebte Altpass "wie so viele" bereits in jungen Jahren. Einst spielte er in der Rheinlandauswahl der DFB-Jugend - weiter habe er es "leider nie geschafft". Durch einen Freund, der bei der Fortuna aktiv war, fand Altpass später den Weg in die Südstadt, wo er für die zweite und dritte Mannschaft auflief.

Ein Kreuzbandriss beendete seine Karriere - das Comeback gelang ihm danach nicht mehr. Während der Corona-Pandemie tauchte Altpass eher zufällig in die Pro-Clubs-Szene ein - und nutzte seine Verbindungen zur Fortuna, um den Verein "in die virtuelle Fußballwelt zu bringen". kicker eSport hat vor dem Final4 mit Kölns 11vs11-Spielführer gesprochen.

kicker eSport: Bringt es Vorteile für Pro Clubs mit, vorher schon Fußball auf gutem Niveau gespielt zu haben?

Pascal Altpass: In den Grundlagen schon: Taktische Themen und auch taktisches Verständnis, ein Plan von Struktur und Führung. Am Ende des Tages reicht das aber noch lange nicht, um ein guter Pro-Clubs-Spieler zu werden. Teammanager eines offiziellen Vereins hingegen schon.

„Egal wie alt du bist oder welches Geschlecht du hast, ob du gegebenenfalls sogar eine Behinderung hast und deshalb nie die Chance bekamst, auf dem realen Rasen aktiv zu sein: All das bietet dir der Pro-Clubs-Modus.“ (Pascal Altpass über die Vorzüge von Pro Clubs)

Wie ist es 2023 gekommen, dass Fortuna Köln eine von dir geführte Pro-Clubs-Abteilung ins Leben gerufen hat? Welche Gespräche wurden damals geführt?

Das war ein etwas längerer Weg. Wir hatten zu der Zeit mit ein paar Jungs einen Community-Club, der auch an einer Liga teilnahm. In der Szene war dann bekannt, dass es Ligen gibt, die nur für Mannschaften eingetragener Vereine sind. Das war natürlich maximal interessant für Fußballbegeisterte wie uns.

Durch meine Verbindung zur Fortuna war auch schnell klar, wo wir es versuchen. Uns ging es nicht um Geld, sondern um das Vertreten des Herzensvereins und um Aufmerksamkeit für diese 'Bubble' im virtuellen 11vs11. Egal, wie alt du bist oder welches Geschlecht du hast, ob du gegebenenfalls sogar eine Behinderung hast und deshalb nie die Chance bekamst, auf dem realen Rasen aktiv zu sein: All das bietet dir der Pro-Clubs-Modus.

Der Verein wiederum kann dadurch ebenfalls Aufmerksamkeit und später sogar Sponsoren gewinnen. Ich habe das mit den Jungs gemeinsam in eine Präsentation gepackt und den Kontakt zur Fortuna aufgenommen. Man kennt sich dort, der Verein ist eine große Familie. Ich habe trotzdem etwas länger dran gearbeitet, bis ich die Nutzungsrechte für Logo und Marke erhalten habe.

Letztlich hat es sich ausgezahlt und wir konnten nach rund acht Monaten durchstarten. Ein herzlicher Dank geht auch heute noch mal an Hannes Westendorf, den ersten Vorsitzender des e.V., Bjarne Nordmark und Niklas Müller, der inzwischen Geschäftsführer der GmbH ist. Der damalige Geschäftsführer war interessiert, aber anders fokussiert. Am Ende hat es ein Telefonat zwischen Hannes und mir geregelt.

Wie ist die Pro-Clubs-Zusammenarbeit mit der Fortuna ausgefallen? Warum hat es nicht für eine längerfristige Teilnahme am aktiven Ligabetrieb gereicht?

Die aktuellen Akteure beschäftigen sich inzwischen deutlich mehr mit Pro Clubs als noch zu Beginn. Lange mussten wir Ligabeiträge selbst übernehmen, alle Designs haben wir selbst erstellt oder erstellen lassen - und dann dafür bezahlt. Was zunächst auch so ausgemacht war: Es waren anfangs keinerlei finanzielle Verpflichtungen für den Verein vereinbart.

Die Fortuna hat einen großen Namen, ist aber eben kein 1. FC Köln, der für jeden Bereich hauptberufliche Mitarbeiter hat. Außerdem ist in der 1. und 2. Bundesliga eine eSport-Abteilung mittlerweile Pflicht, wodurch man da natürlich anders mit umgeht. Die Schwierigkeit bei Fortuna ist, nebst Themen der Finanzierung, dem Teammanagement, des Sponsoringvertriebs und dem seit Jahren sehnlichst erwarteten Aufstieg der ersten Mannschaft in die 3. Liga auch noch Kapazitäten für den eSport zu schaffen.

„Ich hatte keine Energie und keine Geduld mehr, so viel Zeit für ein Hobby aufzuwenden.“ (Pascal Altpass über die Pro-Clubs-Auflösung bei Fortuna Köln)

Irgendwann wurde Niklas Müller dann Geschäftsführer, der natürlich anfangs auch nicht sofort Zeit für den eSport hatte. Er wollte sich dem Thema annehmen, was sich leider aber zu lange hinzog. Ich hatte keine Energie und keine Geduld mehr, so viel Zeit für ein Hobby aufzuwenden. Was ich auch noch zusätzlich teilweise finanzieren musste - oder das Geld kam aus der Mannschaftskasse.

Das ist vor deinem Team irgendwann auch schwer vertretbar, wenn man für einen offiziellen Klub spielt. Man muss halt auch etwas zurückbekommen. Wir wurden zwar einmal zur gewonnenen Meisterschaft der zweiten Liga im Pro-League-Betrieb ins Stadion und den VIP-Bereich eingeladen. Das ist gut, aber wir brauchten auch andere Dinge:

Etwas mehr Aufmerksamkeit und vielleicht Trikots, Unterstützung bei den Ligagebühren... Darum habe ich den Ligabetrieb 2024 eingestellt und das Team im Grunde aufgelöst. Jetzt haben wir uns für die Sparkassen Verbandsliga Rheinland noch mal mit ehemaligen Spielern zusammengerafft und spielen das 'Revival'.

Aber eben nur das. Die Fortuna hat uns dafür auch personalisierte Trikots herstellen lassen und uns erneut in den VIP-Bereich eingeladen, wofür wir auch sehr dankbar sind. Für mehr als das Final4 wird es in Anbetracht der aktuellen Lage aber nicht mehr reichen, da wir bereits mehrere Anläufe unternommen haben. Da müsste schon eine Menge passieren.

Ihr seid in Season 2025 der Sparkassen Verbandsliga Rheinland dank Platz 1 in der Ligaphase direkt ins Final4 eingezogen. Was war euer Erfolgsrezept?

Man muss zugeben, dass wir ein wenig Losglück hatten. Die andere Division war voll mit sehr erfahrenen Teams. Unsere Division war etwas mehr durchmischt mit Mannschaften, die völlige Neulinge in dem Bereich sind. Erfahrung macht in dem Modus schon viel aus. Am Ende haben wir aber auch gute Gegner gehabt, die wir bis auf ein Spiel dominiert haben. Dabei verschafft uns unsere individuelle Klasse einen Vorteil.

Im Final4 kommt es zunächst zum Kölner Duell gegen den SV Fühlingen-Chorweiler. In einem möglichen Endspiel warten Titelverteidiger Alemannia Aachen oder Vizemeister ESC Rellinghausen. Wie bereitet ihr euch vor?

Alle Teams sind uns aus dem Ligabetrieb bekannt. Wir werden uns mit deren Spielstil auseinandersetzen, Ecken und Kanten analysieren, aber trotzdem versuchen, unseren Fußball zu spielen.

„Im Kölner Duell gegen Fühlingen-Chorweiler wollen wir der Matador sein, der zeigt, dass die Fortuna die Sparkasse Köln-Bonn im eigenen 'Wohnzimmer' vertritt.“ (Pascal Altpass über das Halbfinale im Final4)

Wie schätzt ihr eure eigenen Chancen auf den Titelgewinn ein?

Wir rechnen fest mit dem Einzug ins Finale. Im Kölner Duell gegen Fühlingen-Chorweiler wollen wir der Matador sein, der zeigt, dass die Fortuna die Sparkasse Köln-Bonn im eigenen 'Wohnzimmer' vertritt. Das wird vielleicht nicht einfach, aber das ist unser festes Ziel.

Alles darüber hinaus werden der Wille, der Umgang mit dem Druck und die Tagesform entscheiden. Aachen und Rellinghausen sind wie auch Fühlingen-Chorweiler beide sehr gute Teams, die im Gegensatz zu uns eine eingespielte Pro-League-Mannschaft besitzen. Dennoch sehe ich Chancen auf den Gesamtsieg - einfach wird es aber sicherlich nicht.

Werfen wir einen großen Blick auf das Pro-Clubs-Ökosystem: Wie betrachtest du die Entwicklung der letzten Jahre?

Die Hochzeit war während der COVID-Pandemie, danach ist es stark abgeflacht. Leider wird Pro Clubs in den Vereinen auch nicht so sehr gefördert wie Ultimate Team - was sehr schade ist. Es muss einfach ankommen, dass es um mehr geht als Geld.

„Hier ist es ein gewisser Kreislauf, der irgendwo durchbrochen werden muss.“ (Pascal Altpass über die Probleme im Pro Clubs)

Patrick Baur und sein Team von esport-manager.com sind die Personen, die täglich daran arbeiten. Ich war selbst eine kurze Zeit Teil davon und weiß, welch eine Arbeit dahintersteckt. Davor ziehe ich meinen Hut. Aber auch in den Köpfen der Spieler muss für eine langfristige Etablierung im deutschen Fußball etwas passieren.

Eigentlich sollten alle Spieler da Vereinsmitglied sein, wo sie spielen. Dafür muss man natürlich auch etwas zurückbekommen. Und dafür muss wiederum der Verein einstehen. Man merkt: Hier ist es ein gewisser Kreislauf, der irgendwo durchbrochen werden muss. Bei kleineren Vereinen ist es aus der eigenen Community heraus kaum möglich, einen kompletten Kader zu stellen. Darum holt man sich Leute aus der Pro-Clubs-Community.

Die muss man dann versuchen zu halten, da es keine Verträge wie im realen Fußball gibt. Darüber hinaus ist ein unbezahltes Amt als Teammanager im Pro Clubs schwer zu stemmen, wenn man berufstätig ist, Sport macht und vielleicht sogar Familie hat. Langfristige Partner hierfür zu finden, die dich wirklich organisatorisch und menschlich vertreten können, ist das schwierigste - daran scheitert es oft.

Wie bewertest du die Rolle von EA SPORTS? Der Entwickler stand ja oft in der Kritik, dem 11vs11-Modus nicht genügend Aufmerksamkeit und Ressourcen zu widmen?

Inzwischen haben sie den Markt ja entdeckt. Es gibt natürlich jährlich neue Bugs, aber in welchen Multiplayer-Games gibt es die nicht. Auch hier zählt leider mehr das monetäre - was durch Ultimate Team eben einfacher zu bekommen ist. Dennoch finde ich, ist eine positive Entwicklung zu erkennen.