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Rainbow-Six-eSport: Wird so die Zukunft aussehen?

kicker

Emotionale Momente und strategische Entscheidungen: Im Gespräch mit Francois-Xavier Deniele gibt es viele Themen. Zehn Jahre ist Rainbow Six Siege nun im Geschäft und auch im eSport hat das Unternehmen eine Basis geschaffen. Aber wie geht es weiter? Welche Märkte sind entscheidend und wie sieht man sich als Publisher im Ökosystem?

kicker eSport: Rainbow Six ist in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe in der internationalen eSport-Szene geworden. Wie würdest du den aktuellen Status von Rainbow Six beschreiben?

Francois-Xavier Deniele: Die Arbeit an der eSport-Strategie begann sogar schon vor dem Release des Spiels vor zehn Jahren. Damals haben wir uns gefragt, wie ein sinnvoller Ansatz in einem Markt aussehen kann, in dem ein First-Person-Shooter ohne kompetitiven Anspruch kaum bestehen kann. Das Spielerprofil verlangt Wettbewerb, also haben wir früh darüber nachgedacht, wie wir das Spiel kompetitiv ausrichten.

eSport ist dann der Gipfel dieser Competition. Dafür brauchst du ein funktionierendes Ökosystem, Events, professionelle Spieler und viele Elemente rundherum. Zuerst musst du aber ein Spiel mit kompetitiven Grundlagen entwickeln und dann Tools bauen, die ambitionierte Spieler nutzen können. Ich kann klar sagen, dass Rainbow Six vor dem Release als einer unserer ersten echten eSport-Titel gedacht war. Wir wollten lernen, wie man einen kompetitiven Titel sinnvoll begleitet.

Zehn Jahre später gehören wir zu den größten Akteuren der Branche. Wir bleiben ehrgeizig, aber wir können stolz sagen, dass Rainbow Six zu den wichtigsten eSport-FPS zählt.

Und ihr seid viel international unterwegs gewesen, unter anderem in Brasilien.

Ja, wir sind global aufgestellt. Wir können überall Events produzieren, wo es eine kompetitive Szene gibt. Einige Regionen wie Südostasien brauchen noch mehr Aufbauarbeit, hier müssen wir uns verbessern. Aber in Amerika und Europa können wir ein starkes eSport-Ökosystem entwickeln. Nach zehn Jahren Produktion haben wir eine große Expertise aufgebaut.

Manchmal fühlt es sich wie Akrobatik an. Wir müssen ein Spiel für die breite Masse entwickeln und gleichzeitig ein Spiel für Profis, die es auf höchstem Niveau spielen. Wie im Sport. Es ist das gleiche Spiel, aber auf einem völlig anderen Level. Ein Live-Spiel braucht ständige Anpassungen. Du kannst es nicht einfach anhalten und neu starten. Diese Erfahrung haben wir.

Das ist sicher eine Herausforderung, gerade weil das Spiel schon eine Dekade alt ist.

Absolut. Und dazu kommt, dass eSport eine junge Industrie ist. Viele Regeln sind nicht einheitlich. Das ist aber auch das Spannende. Jedes Jahr bringt neue Ansätze, neue Trends. Wir müssen uns ständig anpassen.

Wir wollen unserem Publikum zeigen, dass wir auf Feedback reagieren. Manchmal brauchen wir Zeit, bevor wir eine Region verändern oder umstrukturieren. Wir wollen Entscheidungen treffen, die langfristig sinnvoll sind.

In den letzten zehn Jahren haben wir Trends erlebt wie Franchise-Systeme und jetzt die Creator-Clubs, die in den eSport eintreten. Dazu kommen Multi-Game-Events wie die der Esports World Cup oder die Olympic Esports Games. Die Industrie wächst und wird von vielen Playern getragen. Und wir passen uns an.

„Wir können stolz sagen, dass Rainbow Six zu den größten eSport-FPS zählt.“ (Francois-Xavier Deniele - Vize Präsident, Global Esports)

Wie sieht eure langfristige Strategie aus? In welche Richtung wollt ihr mit Rainbow Six wachsen?

Unser Ziel ist es, Rainbow Six mindestens weitere zehn Jahre stark zu halten. Wir wollen wachsen, aber mit Bedacht. Das Spiel entwickelt sich ständig weiter und jede Region hat ihre eigenen Dynamiken.

In den vergangenen Jahren war Brasilien das Herz der Szene - Spieler, Teams, Wettbewerb. Europa zieht gerade wieder an und Nordamerika bleibt wichtig. Wir wollen neue Regionen aufbauen. MENA ist für uns ein starkes Entwicklungsfeld, besonders wegen des Potenzials in Saudi-Arabien. Und langfristig ist Asien entscheidend. China wäre ein riesiger Schritt. Dort ist der eSport Mainstream.

Mein Ziel ist, dass wir Rainbow Six global weiter etablieren. Der Eintritt in China wird eine große Rolle spielen.

Die eSport-Industrie hat immer wieder Höhen und Tiefen. Wie sorgt Ubisoft dafür, dass eSport nachhaltig bleibt? Was bedeutet das für Teams, Spieler und Organisationen?

Wir müssen klare Perspektiven bieten. Seit acht Jahren arbeiten wir eng mit Teams zusammen und geben ihnen langfristige Sicherheit, damit sie weiter investieren. Gleichzeitig sind wir Teil großer Initiativen wie dem Esports World Cup und dem Esports Nations Cup.

Wir müssen verstehen, wie die Zukunft des eSports aussieht. Multi-Game-Events, Professionalisierung, Rollenverteilung. Mit BLAST haben wir ein Co-Produktions-Modell geschaffen, das einzigartig ist. Jede Partei hat ihre Rolle: Publisher, Klubs, Turnierorganisatoren, Verbände, Institutionen. Wir müssen im Austausch bleiben, denn jedes Spiel hat seine eigene DNA.

Welche Rolle spielt der Publisher selbst in dieser Ökonomie - also zwischen finanziellem Support, Kontrolle behalten und gleichzeitig auch loslassen? Wie geht ihr damit um?

Wir besitzen die IP und definieren die Regeln, aber wir müssen Raum für alle Beteiligten schaffen. Komplett alles intern zu halten, wäre langfristig nicht sinnvoll. Unsere Zusammenarbeit mit den Klubs macht uns stolz und wir prüfen ständig neue Wege, wie wir mit Institutionen zusammenarbeiten.

Ein Beispiel ist unsere Community-Lizenz. Sie ist kostenlos, aber an Regeln gebunden. So können lokale Communitys Turniere organisieren, ohne die Kontrolle an uns abgeben zu müssen. Gleichzeitig schützen wir die Integrität der IP. Die Branche wird professioneller. Es gibt weniger chaotische Situationen als früher.

Früher Hobby-Gamer und heute Athleten

Für Teams und Spieler bleibt es oft schwierig, ein finanziell nachhaltiges Modell zu finden. Wie seht ihr diese Problematik?

Wir setzen die Rahmenbedingungen für das Ökosystem, aber wir kontrollieren nicht, wie Teams intern arbeiten. Ein Publisher ist nicht der Arbeitgeber eines Pro-Spielers. Die Verantwortung liegt beim Team. Sie müssen zahlen, Verträge einhalten und professionell agieren. Wir schaffen die Struktur, aber wir sind nicht allein verantwortlich.

Zwei persönliche Fragen zum Abschluss. Was fasziniert dich am meisten am eSport?

Die Professionalität der Spieler. In den frühen Jahren kamen viele einfach, um Spaß zu haben. Heute arbeiten sie wie Athleten - Ernährung, Vorbereitung, Bootcamps. Ein Major ist für sie der Moment ihres Lebens. Wir wollen ihnen die bestmögliche Umgebung schaffen. Dieser Wandel ist beeindruckend.

Und welches Event hat dich als Fan am meisten gepackt?

Zwei Momente stechen für mich heraus. Das Six Invitational 2024 in Sao Paulo war historisch. Wir haben alle Rekorde gebrochen. Das Finale mit zwei Brüdern und zwei brasilianischen Teams in Brasilien war perfekt.

Und dann das Six Invitational 2020 in Paris während der Corona-Pandemie. Keine Zuschauer, aber das Team hat eine unglaubliche Show produziert. Drei Wochen im Hotel, völlige Isolation - und trotzdem haben sie etwas Besonderes geschaffen.