Von einer bittersüßen Note wollte Kapitän Pascal Altpass nach dem gewonnenen Finale im Interview mit kicker eSport nichts wissen: "Es ist eine süßere Note. Weil wir es geschafft haben, Teams, die kontinuierlich miteinander spielen, zu schlagen."
Gerade hatte er mit Fortuna Köln im Endspiel der Sparkassen Verbandsliga Rheinland die Season 2025 gegen den Favoriten und Titelverteidiger Alemannia Aachen gewonnen. In einer Pro-Clubs-Mannschaft, die sich wohl nur für dieses Turnier noch mal zusammenfand. Nachdem sie sich eigentlich schon 2024 aus dem regulären ProLeague-Betrieb zurückgezogen und aufgelöst hatte. Ein "Revival", wie Altpass es getauft hatte.
Fortuna dreht Köln-Duell gegen Fühlingen-Chorweiler
Im ersten Halbfinale des Final4 traf die Fortuna im Köln-Duell auf den SV Fühlingen-Chorweiler. Trotz hochkarätiger Chancen auf beiden Seiten war es ein Standardtor, das das erste Spiel zugunsten des SVF entschied. Das Turnierformat rettete die Fortuna jedoch vorerst: Die Halbfinals wurden noch im Best-of-2 gespielt, während Spiel um Platz 3 und Finale später nur noch über eine Partie gingen.
Diese Chance wusste die Fortuna im Rückspiel zu nutzen - in der 3. Minute selbst nach einer Ecke und wenig später per Konter. Ein Chip-Ball von Kapitän Altpass hatte den zweiten Treffer vorbereitet - ein Markenzeichen der Mannschaft. Doch auch die fleißige Defensivarbeit zeichnete Fortuna aus: Nicht eine einzige zwingende Chance konnte sich Fühlingen-Chorweiler anschließend erspielen. Der SVF musste sich folglich im ersten Halbfinale knapp geschlagen geben.
Aachens Abwehrbollwerk lässt Rellinghausen verzweifeln
Auf der anderen Seite des Turnierbaums kam es zur Neuauflage des Finals der Season 2024: Alemannia Aachen gegen den ESC Rellinghausen. Im ersten Spiel ging der schwarz-gelbe Titelverteidiger nach hoher Balleroberung bereits früh in Führung und kontrollierte anschließend das Geschehen. Die längste Zeit konnte Rellinghausens Keeper Jeffrey Goldsmith einen höheren Rückstand verhindern. Doch nach traumhafter Seitenverlagerung hatte auch er letztlich keine Chance - 2:0-Endstand für Aachen.
Also war Rellinghausen im Rückspiel unter Zugzwang: Sogar drei Tore mussten nach einem weiteren frühen Gegentor aufgeholt werden, entsprechend intensiv agierte der Vizemeister der vergangenen Saison. In der 32. Minute tankte sich erstmals ein ESC-Spieler durch die bis dahin fast fehlerlose Aachener Abwehr und traf zum Ausgleich.
Es folgte eine enorme Druckphase: Jeder Klärungsversuch des Titelverteidigers wurde sofort unterbunden - und doch fehlte dem Rellinghausen immer wieder die letzte Anspielstation. Ein Konter in der Nachspielzeit entschied das Spiel endgültig zugunsten der Aachener, sodass diese die Mission Titelverteidigung fortsetzen konnten.
Fühlingen klettert per Krimi-Comeback aufs Treppchen
Im Spiel um Platz 3 war es zunächst Rellinghausen, das den besseren Start erwischte. Keeper Jan Reif hielt den SV Fühlingen-Chorweiler lange im Spiel - und doch musste er noch in der ersten Halbzeit zweimal hinter sich greifen: Erst nach einer Ecke, anschließend nach einem starken Solo von Maurice Kumar, der drei Verteidiger auf engstem Raum aussteigen ließ.
"Wir haben uns kurz geärgert, uns dann alle einmal angeguckt und noch mal gepusht", sagte Fühlingen-Kapitän Dominik Voigt nach dem Spiel im Gespräch mit kicker eSport: "Bei uns arbeitet jeder für jeden." So gelang der Anschluss noch in der ersten Hälfte, der Ausgleich kurz nach der Pause. Und dann begann das große Zittern: Niemand wollte den entscheidenden Fehler machen, beide Seiten waren sichtlich angespannt.
Bis in der 85. Minute die Erlösung kam. Unter Jubel der befreundeten Aachener kombinierten sich die Fühlinger zur Führung; wenig später setzten sie noch einen drauf - zum 4:2-Endstand. Der SVF konnte so zum zweiten Mal in Folge die Bronze-Medaille holen. Doch damit gibt sich das Team für die Zukunft nicht zufrieden, wie Kapitän Voigt klarstellte: "Aller guten Dinge sind drei - aber wir wollen nicht dreimal nur Dritter werden."
Finale: Altpass über die Kette - Fortuna auf Wolke 7
Bereits im Vorfeld des Turniers hatte Altpass betont, dass der Wille entscheide, ob seine Fortuna Chancen auf den Titel in der Sparkassen Verbandsliga Rheinland habe. Sie schien einen Sahnetag erwischt zu haben. "Als wir ins Finalspiel reingegangen sind und dann sehr schnell das erste Tor gemacht haben, wusste ich: Wir holen das. Ich wusste, wir machen noch eins und die machen auch eins - aber 2:1 heißt Sieg", erklärte der Kapitän - und genau so war es gekommen.
Beide Tore hatte Altpass maßgeblich mit eingeleitet - per Chip-Ball hinter die Kette. Jedes Mal hatte er die Mannschaft lautstark gepusht, Emotionen gezeigt wie kein anderer Spieler des Turniers. Das erwartete Gegentor fiel zwar noch, doch nach allen Regeln des Zeitspiels bearbeitete die Fortuna die Uhr: Standards, Passstafetten, weite Bälle. Eine kurze Druckphase der Aachener kam zu spät - und Köln krönte sich zum neuen Meister der Sparkassen Verbandsliga Rheinland.
Wie es für die temporär wiedervereinte Mannschaft der Fortuna nun weitergehe, erklärte der Kapitän nach Abpfiff im Gespräch mit kicker eSport: "Wahrscheinlich bleibt es so, wie es ist - wir spielen nicht weiter gemeinsam. Obwohl heute schon der eine oder andere auf mich zugekommen ist und nach einer Kooperation gefragt hat. Also mal schauen."
Und ein Funken Hoffnung hat er auch für seinen Kölner Herzensverein noch. "Mal schauen. Jetzt, da sie bei Fortuna sehen, dass wir hier gewonnen haben - vielleicht kommt da ja noch mal ein bisschen was", meinte der ehemalige Fußballer.