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Baumgartner über Tapola: "Er hatte einen grossen Anteil an meiner Entwicklung"

kicker

Du kamst in der Saison 2013/14 mit gerade einmal 13 Jahren in die Schweiz. Wie war das für dich so früh von der Familie getrennt zu sein? Wie gingst du mit der Trennung um?

Mit elf Jahren verliess ich meine Heimat Zell am See, um in Wien zu spielen, da dort das Niveau höher war und wir zudem die Möglichkeit hatten, gegen tschechische Teams anzutreten. In dieser Zeit war immer abwechselnd ein Elternteil bei mir, was für mich den ersten Schritt bedeutete, mich ein Stück weit von Zuhause zu lösen. Mit 14 Jahren folgte dann der Wechsel nach Davos, wo ich ohne meine Eltern im Internat lebte. Dank der Erfahrungen in Wien fiel mir diese Umstellung nicht besonders schwer. Zudem kannte ich bereits viele Spieler im Internat, und das gemeinsame Leben mit meinen Mitspielern bereitete mir grosse Freude.

Würdest du rückblickend denselben Schritt wieder so früh machen?

Ja, ich würde diesen Schritt definitiv wieder so früh wagen. Der Wechsel nach Davos hat meine Entwicklung zum Eishockeyprofi entscheidend vorangebracht. Die Trainings- und Ausbildungsbedingungen waren in der Schweiz damals deutlich besser, daher würde ich mich erneut genauso entscheiden.

Im November 2019 gabst du unter Trainerlegende Arno Del Curto dein Debüt in der NL. Auch wenn ihr nur wenige Spiele zusammen hattet, welchen Eindruck hat er bei dir hinterlassen und wie prägend war er für dich?

Er hat enorm viel von uns Spielern gefordert, aber ebenso viel zurückgegeben. Menschlich war er beeindruckend - ein Trainer, von dem man unglaublich viel lernen konnte. Besonders geschätzt habe ich, dass er keine Scheu hatte, auch jungen Spielern eine Chance zu geben, anstatt ausschliesslich auf erfahrene Kräfte zu setzen. Er hat definitiv einen grossen Anteil daran, dass ich heute in der National League spiele, denn er war es, der mir damals die Möglichkeit gab, schon früh auf diesem Niveau anzutreten.

Auf die Saison 2021/22 bist du zu Lausanne gewechselt. Rückblickend war diese Zeit für dich nicht ganz so erfolgreich, wie du es dir vielleicht erhofft hattest. Was glaubst du, waren die Gründe dafür?

In Lausanne wurde ein anderer Spielstil gepflegt, als ich ihn zuvor aus Davos gewohnt war. Auch abseits des Eises war die Zeit nicht ganz einfach - unter anderem aufgrund der französischen Sprache. Es war sicherlich kein optimales Jahr, dennoch habe ich in dieser Phase enorm viel gelernt: Wie man sich als Profi verhält, wie wichtig kontinuierliches Training ist und dass man sich ständig weiterentwickeln muss. Ich würde die Saison in Lausanne daher nicht als gänzlich negativ betrachten, auch wenn es einige Unruhen gab, die mich beeinflusst haben. Rückblickend bin ich dankbar, diese Erfahrungen gemacht zu haben.

War für dich nach dieser Saison klar, dass du Lausanne verlassen möchtest?

Ich war sehr dankbar, in Bern die Möglichkeit zu erhalten, mich neu zu entfalten. Schon bei meiner Ankunft habe ich mich sofort wieder wohlgefühlt und hatte von Beginn an das Gefühl, zu meinem Spiel zurückzufinden. Der Wechsel war definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

„Die Entlassung von Jussi Tappola war sehr bedauerlich. Er liess ein attraktives Hockey spielen und verstand es, jeden Spieler besser zu machen.“ (Benjamin Baumgartner, 13.11.2025)

In Bern sind die Erwartungen der Fans traditionell sehr hoch. Hast du im Vergleich zu deinen vorherigen Stationen in Davos und Lausanne einen Unterschied in der Erwartungshaltung gespürt - und wenn ja, wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Die hohe Erwartungshaltung habe ich sofort gespürt, nehme sie aber als etwas Positives wahr. Es ist schön zu sehen, wie sehr die Menschen mitfiebern, sich auf gutes Hockey freuen und von uns Spielern erwarten, dass wir kämpfen und alles geben. Ich finde es grossartig, mit welcher Leidenschaft die Fans hinter uns stehen und uns unterstützen.

Deine erste Saison verlief, zumindest was die Torproduktion betrifft, noch nicht ganz optimal. In deiner zweiten und dritten Saison hast du dich jedoch zu einem Spieler entwickelt, der konstant über 30 Scorerpunkte pro Saison erzielt. Was waren aus deiner Sicht die Hauptgründe für diese Steigerung?

Jussi Tapola war ohne Zweifel einer der Hauptgründe für meine Entwicklung. Er hat einen hervorragenden Job gemacht und von Beginn an das Beste aus jedem Spieler herausgeholt. Besonders im vergangenen Jahr hat er ein beeindruckendes Eishockey spielen lassen. Er hatte definitiv einen grossen Anteil an meiner Entwicklung in den letzten beiden Jahren.

Kommen wir auf die aktuelle Saison beim SC Bern zu sprechen: In dieser Spielzeit war von Anfang an ein wenig der Wurm drin, und ihr kamt nie wirklich ins Rollen. Hatte man als Spieler bereits in der Vorbereitung das Gefühl, dass es eine schwierigere Saison werden könnte?

Als Spieler weiss man, wie entscheidend eine gute Vorbereitung ist - und die verlief in dieser Saison eigentlich sehr positiv. Auch in der Champions Hockey League haben wir starke Leistungen gezeigt, unter anderem gegen den schwedischen Meister Luleå. Unser Spiel war grundsätzlich da, wir haben attraktives Eishockey geboten, hatten jedoch Schwierigkeiten, die nötigen Tore zu erzielen. Die Chancenverwertung war unser grösstes Problem, und viele Partien, die in beide Richtungen hätten kippen können, gingen am Ende leider verloren.

Anfang Oktober folgte dann die Entlassung von Trainer Tapola. Wie war deine Gefühlslage nach dieser Entscheidung?

Die Entlassung war sehr bedauerlich. Er liess ein attraktives Hockey spielen und verstand es, jeden Spieler besser zu machen. Es war nicht unsere Entscheidung, dass er gehen musste - letztlich lag dieser Entscheid nicht bei uns Spielern.

Was hat sich im Team nach der Verpflichtung von Heinz Ehlers verändert?

Aktuell liegt unser Fokus klar stärker auf der Defensive und insgesamt agieren wir etwas zurückhaltender. Wir versuchen, den Gegner aussen zu halten, die Mitte zu schliessen und vor dem eigenen Tor möglichst wenig zuzulassen.

In der Champions Hockey League konntet ihr - wie letzten Dienstag - eure Leistung über weite Strecken aufs Eis bringen. Woran siehst du die Hauptgründe dafür, dass es international derzeit besser läuft als in der nationalen Meisterschaft?

Das Spiel in der Champions Hockey League unterscheidet sich im Grunde nicht stark von dem, was wir in der National League spielen. Vielleicht gehen wir dort etwas unbeschwerter in die Partien, und die Gegner kennen uns weniger gut als die Teams in der heimischen Liga. Das führt wahrscheinlich dazu, dass wir befreiter auftreten können. Insgesamt sind die Spiele offener als in der National League - und das kommt uns derzeit entgegen.

In ein paar Tagen triffst du wieder einmal auf deinen Ex-Club, den HCD. Auch wenn du inzwischen schon einige Male gegen Davos gespielt hast - sind diese Partien für dich immer noch etwas Besonderes?

Die Spiele gegen den HCD sind aufgrund meiner Vergangenheit immer etwas Besonderes. Ich habe dort noch mit vielen Spielern zusammengespielt und genau deshalb werden die Duelle mit Davos für mich stets etwas Spezielles bleiben.

Kommen wir nun noch auf das Thema Nationalmannschaft zu sprechen. Im kommenden Frühling findet die Weltmeisterschaft in der Schweiz statt - ich nehme an, das ist auch für dich etwas Besonderes. Wie gross ist die Vorfreude bei dir bereits?

Die Vorfreude ist riesig - schliesslich werden wir gegen die Schweiz spielen und darauf freue ich mich enorm. Eine Weltmeisterschaft ist ohnehin immer etwas Besonderes, aber wenn sie dann noch in der Schweiz stattfindet, ist das für mich fast wie eine halbe Heim-WM. Ich freue mich wirklich sehr darauf und hoffe einfach, gesund zu bleiben, um die WM miterleben zu können.

Im vergangenen Jahr habt ihr euch für das Viertelfinale qualifiziert. Ist die Qualifikation für den Viertelfinal auch in diesem Jahr wieder das Ziel?

In Österreich müssen wir unsere Ziele derzeit noch etwas bescheidener formulieren. Vorrangig geht es natürlich darum, die Klasse zu halten und so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Letztes Jahr war es ein ganz besonderes Erlebnis, dass wir im letzten Spiel die Letten so deutlich schlagen konnten - ein Moment, den man nicht vergisst. In den kommenden Jahren sollte es jedoch klar das Ziel sein, erneut die Viertelfinals zu erreichen.

In Österreich hat der Eishockeysport derzeit noch nicht den gleichen Stellenwert wie in der Schweiz. Wie siehst du allgemein die Entwicklung des Eishockeys in deinem Heimatland und welchen Einfluss haben die jüngsten Erfolge?

Wir haben viele junge Spieler, die bereits in jungen Jahren in die Schweiz gekommen sind oder derzeit in Nordamerika spielen. Auch die Akademien leisten hervorragende Arbeit - etwa in Salzburg, wo aktuell viele Spieler den Sprung in die erste Mannschaft oder sogar nach München schaffen. Ich habe das Gefühl, dass sich im österreichischen Eishockey definitiv etwas bewegt. Zudem ist die Begeisterung bei den vergangenen Weltmeisterschaften deutlich gewachsen. Ich hoffe, dass wir eines Tages ähnlich erfolgreich sein werden wie die Schweizer.

Vielen Dank für das Gespräch.