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Der Langnauer Weg zahlt sich aus

kicker

Die Langnauer starteten katastrophal in die neue Saison. Gleich das erste Spiel gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers endet mit einer 1:5-Packung. Noch bitterer war der Ausfall des wichtigsten Verteidigers Juuso Riikola. Nach gerade einmal 19 Sekunden war der Arbeitstag des Abwehrchefs schon wieder vorbei. Der ehemalige NHL-Verteidiger zog sich nach einem Check von Fabian Maier eine Oberkörperverletzung zu und fiel bis Ende Oktober aus.

Im Emmental verfiel man daraufhin nicht in Aktionismus und traf einen Grundsatzentscheid. Anstatt einen weiteren Importspieler zu verpflichten, setzte man auf Personal aus dem eigenen Stall. So erhielten die beiden Nachwuchsverteidiger Tim Mathys, 20 Jahre alt, und der 18-jährige Nik Lehmann unverhofft ihre Chance. Beide hatten die Saisonvorbereitung absolviert, waren aber eigentlich für Einsätze beim Partnerteam Chur vorgesehen. Nach dem Wegfall von Riikola übernahmen die beiden Rookies früh viel Verantwortung: Mathys kam bis zu seiner verletzungsbedingten Zwangspause auf fast 17 Minuten Eiszeit, während Lehmann im Schnitt rund 15 Minuten pro Spiel auf dem Eis stand.

Die Resultate zeigen - der Langnauer Weg funktioniert. Statt auf teure Notlösungen zu setzen, sparen die Tigers durch den Verzicht auf einen ausländischen Ersatzverteidiger nicht nur viel Geld, sondern fördern gleichzeitig ihre eigenen Talente. Nik Lehmann ist ein hervorragendes Beispiel, er hat mit seinen Auftritten bereits Scouts aus Übersee auf sich aufmerksam gemacht. Beim Spiel gegen die ZSC Lions soll ein Beobachter der Nashville Predators auf der Tribüne gesessen haben.

  1. SCL Tigers: 26.42 Jahre
  2. Lausanne HC: 26.52 Jahre
  3. SC Bern: 26.91 Jahre
  4. EHC Biel-Bienne: 27.00 Jahre
  5. EHC Kloten: 27.03 Jahre

Ohne Charlin - und trotzdem stabil

Der Langnauer Weg zeigt sich auch im Beispiel des abgewanderten Stephan Charlin. Wenn ein Team den besten Torhüter der Liga und MVP der vergangenen Saison verliert, steht es eigentlich vor einem riesigen Problem. Charlin führte die Tigers in der Spielzeit 2024/25 mit überragenden Leistungen in die Playoffs.

Viele Beobachter gingen deshalb davon aus, dass die Tigers einen ausländischen Torhüter verpflichten würden. Denn der Schweizer Markt bot kaum einen Goalie, der die Lücke von Charlin auch nur annähernd hätte schliessen können.

Doch es kam anders, die Verantwortlichen entschieden sich gegen eine Importlösung und setzten stattdessen auf die bisherige Nummer zwei Luca Boltshauser sowie auf Robin Meyer, der von Visp aus ins Emmental wechselte. Ein mutiger Entscheid - und einer, der sich bisher bezahlt macht. Vor allem Meyer überzeugt mit starken Leistungen und einer Fangquote von 91,9 Prozent. Es scheint, als hätten die Langnauer die Kunst der Spielerentwicklung perfektioniert. Während im Emmental Ruhe und Stabilität zwischen den Pfosten herrschen, läuft es der einstigen Lebensversicherung Charlin in Genf bislang nicht wie gewünscht.

Die beiden Darios als Paradebeispiele

Wohl die wenigsten hätten im Jahr 2022 gedacht, dass Dario Rohrbach drei Jahre später als Nationalspieler mit WM-Aufgebot dastehen würde. Doch genau so ist es gekommen. Der 27-Jährige, der ab der nächsten Saison für den SC Bern auflaufen wird, hat sich im Emmental prächtig entwickelt. Seine Karriere verlief alles andere als geradlinig: Über Stationen in der MyHockey League und der Swiss League kämpfte sich der Willisauer in die National League, in der ihm die Verantwortlichen in Langnau ihr Vertrauen schenkten.

Über die vergangenen Jahre entwickelte sich Rohrbach zum absoluten Schlüsselspieler der Tigers. Der Topscorer der letzten Saison bestätigt auch in dieser Spielzeit mit seinen 16 Scorerpunkten, dass er mittlerweile zu den besten Schweizer Stürmern der Liga zählt.

Eine ähnliche Entwicklung nimmt derzeit der andere Dario im Team. Dario Allenspach hat im Sommer 2024 von Zug ins Emmental gewechselt - und blüht dort auf. Der schnelle Flügelstürmer hat seine Torproduktion in seiner ersten Langnauer Saison auf zehn Treffer verdoppelt. Sportchef Pascal Müller reagierte früh und verlängerte Allenspachs Vertrag vorsorglich um ein weiteres Jahr. "Er hat das Potenzial zum Nationalstürmer und für ähnliche Scorerwerte wie Dario Rohrbach", sagt Müller.

Die Pre-Playoffs fest im Visier

Die Tigers stehen aktuell auf dem zehnten Tabellenplatz. Der Kampf um die Play-Ins ist auch in dieser Saison äusserst umkämpft - doch die Chancen stehen gut, dass sich Langnau eines der begehrten Tickets sichert. Hoffnung macht den Emmentalern vor allem die Rückkehr von Abwehrchef Juuso Riikola, der nach seiner Verletzung wieder voll einsatzfähig ist.

Auch die absehbare Rückkehr von Flavio Schmutz dürfte dem Team zusätzlichen Schub verleihen. Der 31-jährige Leistungsträger kam in dieser Saison aufgrund eines Handbruchs noch zu keinem Einsatz, ist aber ein wichtiger Baustein im Spiel der Tigers. Der Defensiv-Stürmer hat in der vergangenen Saison bewiesen, dass er in allen Spielsituationen wertvoll ist. In den letzten fünf Saisons übertraf Schmutz dreimal die Marke von 20 Scorerpunkten - eine Konstanz, die im Langnauer Kader nicht selbstverständlich ist.

Trotz aller Rückschläge bleibt Langnau seinem Weg treu - ruhig, überlegt und ohne in Panik zu verfallen. Während andere Vereine bei Verletzungen oder Formeinbrüchen reflexartig den Transfermarkt durchsuchen, vertraut man im Emmental auf Entwicklung statt auf Schnelllösungen. Dieses Vertrauen zahlt sich aus: Junge Spieler übernehmen Verantwortung, Routiniers wachsen in neue Rollen, und das Kollektiv steht über allem.

So stehen die Chancen auf eine erneute Playoff-Qualifikation weiterhin gut - und das trotz aller widrigen Umstände. Angesichts der personellen Rückschläge und der begrenzten Mittel wäre ein weiteres Playoff-Ticket mehr als nur ein Erfolg. Es wäre ein starkes Zeichen dafür, dass der Langnauer Weg tatsächlich funktioniert.