Was er noch besser hätte machen können, lag doch auf der Hand. "Zwei Tore? Drei Tore?", fragte Ragnar Ache nach dem 4:1-Sieg gegen den Hamburger SV, lächelte dabei und wurde dann zumindest wieder halbwegs ernst: "Aber ja, ein Tor und gewonnen: Das ist immer ein gutes Gefühl." Es war der erste Bundesliga-Treffer im Trikot des 1. FC Köln, aber nicht der erste insgesamt. 2021 hatte der damals blutjunge Ache für Eintracht Frankfurt am letzten Spieltag in der letzten Minute das 3:1 gegen den SC Freiburg erzielt. Nun also ist Ache zurück in der Bundesliga - nach dem Führungstreffer gegen die Hanseaten auch als Torjäger: "Es war kein schönes Tor, aber am Ende zählen auch die."
Aus Frankfurt landete Ache in Fürth, anschließend in Kaiserslautern und nun in Köln. Dort waren große Hoffnungen mit dem inzwischen zum Torjäger gereiften gebürtigen Frankfurter verbunden. Auch, weil der per Ausstiegsklausel geholte Ache etwa 4,5 Millionen Euro Ablöse kostete. Doch statt einen Raketenstart hinzulegen, brauchte er Geduld. Gleich in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Jahn Regensburg (2:1) entschied der eingewechselte Ache zwar mit zwei Vorlagen die Partie, doch für die erste Elf reichte es oft nicht.
Mit Ruhe und Weitblick in die erste Elf
"Am Anfang der Saison konnte ich keine 90 Minuten spielen", sagt der in der Vergangenheit immer wieder von Verletzungen Geplagte. Doch Trainer Kwasniok gab seinem Stürmer Zeit, führte ihn mit Weitblick und Augenmaß immer näher an die erste Elf heran. Die Konsequenz: "Jetzt hat es sich gut angefühlt." Und das, nachdem Ache schon im Pokal gegen den FC Bayern (1:4) durchgespielt hatte und nur wenige Tage später auch gegen den HSV 73 Minuten lang Vollgas gab.
"Ich fühle mich top. Körperlich fühle ich mich gut", sagte Ache anschließend mit Blick auf seinen etwa sensiblen Körper. Der 27-Jährige brennt auf mehr Einsatzzeit. Womöglich auch, weil er gemerkt hat, in der Bundesliga durchaus mithalten zu können. "Ich muss so weitermachen, daran arbeiten, dass ich mehrere Spiele über 90 Minuten machen kann." Und dann mehr Tore schießen kann.
Überzeugend gegen die Bayern-Kanten
Zwei Treffer und zwei Vorlagen hat Ache wettbewerbsübergreifend bei elf Einsätzen auf dem Konto, allerdings erst drei Startelfnominierungen. Keine schlechte Quote. Die Rolle des Strafraumstürmers kann im FC-Kader allerdings kein anderer so einnehmen wie der zwar nur 1,82 Meter große, aber unglaublich sprunggewaltige Ache. Er taugt auch als Ankerspieler - und bewies das (kicker-Note 2,5) sogar gegen die Bayern-Abwehrkanten Dayot Upamecano und Jonathan Tah.
Aches Knipser-Qualitäten brachten den FC gegen den HSV sogar auf die Siegesstraße, Florian Kainz und Linton Maina hatten vor seinem Führungstreffer völlig frei jeweils vergeben. "Ich habe mich schon so positioniert, dass der Ball da vielleicht hinkommen könnte. Aber natürlich ist viel Glück dabei", verriet Abstauber Ache (kicker-Note 2), der sich fit und in Form für immer mehr Startelfeinsätze aufdrängt.
Ob er derzeit so gut in Form ist wie noch nie? Die Frage findet er verfrüht. "Schwer zu sagen... Wenn sie mich das gegen Ende der Saison nochmal fragen, gebe ich eine bessere Antwort", entgegnete Ache nach dem HSV-Spiel. Sein Saisonziel ist ohnehin grundsätzlicher: "Es wäre schön, wenn wir am Ende auf so einem Platz stehen wie jetzt." Dann hätte der FC den Europapokal knapp verpasst.