"Alles ist noch drin", sagte Torwart Patrick Schneller nach dem 1:0-Sieg gegen den SGV Freiberg. Der SV Sandhausen, der mal 17 Punkte hinter dem Spitzenreiter lag, hat den Rückstand zum Aufstiegsplatz auf sieben Zähler verkürzt. Die Kurpfälzer blieben zuletzt fünfmal ungeschlagen, gegen Alzenau (1:0), bei Schott Mainz (2:0) und jetzt gegen Freiberg stand dreimal in Folge die Null. Davor eine Schießbude, ist man jetzt seit fünf Stunden und zwölf Minuten ohne Gegentor. "Das ist die Basis", meint Kapitän Pascal Testroet, "wir verteidigen nun höher und besser." Schneller stimmt zu: "Schon im Mittelfeld gehen die Jungs konsequenter in die Zweikämpfe."
Die Überzeugungs-Arbeit von Olaf Janßen trägt Früchte. Mit links ging nichts in der Regionalliga Südwest, deren Qualität gewaltig unterschätzt wurde. "Ich erwarte Gier und Leidenschaft", predigte der Trainer. Vom Ballbesitz-Fußball, den Janßen gerne sehen würde, war Sandhausen zwar auch gegen den Tabellenführer noch ein Stück entfernt, doch der 58 Jahre Fußballlehrer verzieh gerne: "Es war beeindruckend, mit welcher Leidensfähigkeit die Jungs Ballverluste korrigiert haben."
Das hat seinen Preis. Ken Gipson, gerade erst im Spiel, zog sich eine Kopfplatzwunde zu und musste wegen des Verdachts auf Gehirn-Erschütterung wieder raus. Robin Krause, eine der Säulen in der neu zusammen gestellten Mannschaft, konnte wegen muskulärer Probleme nicht spielen. Er wird wie der gesperrte Phil Halbauer auch in Homburg fehlen.
Verletzungspech & Treueschwur
Das Verletzungspech bleibt ein Thema. Seit Saisonbeginn mussten acht Spieler unters Messer. Mit Leon Ampadu und Dennis Pfaffenroth werden Leistungsträger in diesem Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen. Der Kader ist auf Kante genäht. Präsident Jürgen Machmeier wäre wohl bereit, nachzulegen, doch der Trainer ist skeptisch. "Für die Regionalliga sind die Möglichkeiten in der Winter-Transferperiode der Horror", sagt Janßen.
Das Projekt Neuaufbau ist langfristig angelegt. Das Fundament soll aber bis Saisonende gelegt sein. Testroet, der am Samstag mit einem Foulelfmeter den zwölften Saisontreffer erzielte und die wichtigste Rolle im Konstrukt spielt, signalisierte Bereitschaft. "Ich habe erreicht, was ich erreichen wollte, deshalb habe ich überlegt, meine Karriere zu beenden", verriet der 35-Jährige. "Doch der Verein ist mir ans Herz gewachsen. Ich bin super gerne in Sandhausen." Janßen legte sogar einen Treueschwur ab: "Ich habe traumhafte Bedingungen. Es ist außerhalb meiner Vorstellungen, dass ich nächste Saison nicht Cheftrainer in Sandhausen bin."
Dreimal auswärts
Bis zur Winterpause müssen die Nordbadener noch dreimal reisen, nach Homburg, zum FSV Frankfurt und nach Kassel, lediglich die Stuttgarter Kicker kommen noch an den Hardtwald. Das muss kein Nachteil sein, bei stabiler Verteidigung kann die hohe individuelle Qualität entscheiden.
Der Trainer dämpft überzogene Erwartungen. "Wer aufsteigen will, braucht einen Schnitt von zwei Punkten. Um das zu erreichen, müssten wir die nächsten neun Spiele gewinnen." Andererseits, in der vergangenen Drittliga-Runde war Sandhausen nach 14 Spielen Tabellenführer und stieg am Ende ab. Vielleicht läuft es diesmal umgekehrt.