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"Auf dem Niveau neu": Scherhants Tor-Premiere in ungewohnter Rolle

kicker

Aus Nizza berichtet Dennis Zaremba

Am 1. Spieltag gegen Augsburg (1:3), absolvierte Vincenzo Grifo die volle Distanz, Derry Scherhant kam in der 83. Minute und ersetzte Johan Manzambi. Es war die einzige kurze Phase, in der die beiden nominellen Linksaußen gemeinsam auf dem Rasen standen. Ansonsten wechselten sie sich stets ab, wurden zumeist füreinander ausgewechselt. Bis zum Donnerstagabend in Nizza.

Da Niklas Beste zuvor etwas kürzertreten musste, erhielt Scherhant den Vorzug auf dem rechten Flügel, wo er seine Sache 66 Minuten lang über weite Strecken gut machte, ehe er diesmal gemeinsam mit Grifo ausgewechselt wurde. "Ich bin glücklich, solange ich auf dem Platz bin, auch wenn ich die meisten Spiele in meiner Karriere auf links gemacht habe", erklärte der 22-Jährige im Anschluss. "Ich habe zwar vorher auch schon auf rechts gespielt, aber auf dem Niveau war es etwas Neues für mich."

Scherhant hebt das Abseits auf

Besonders in der Anfangsphase hatte der Sommerneuzugang aus Berlin noch ein paar Probleme, auch, weil er gegen Nizzas Schienenspieler Ali Abdi defensiv Meter machen musste. In der 25. Minute waren es allerdings ein paar Meter zu viel. So ging das Gegentor zu einem großen Teil auch auf Scherhants Konto, der etwas schläfrig das Abseits aufhob.

Gutes Pressing brachte zuvor ungenaue Freiburger aber wieder ins Spiel. "Das war so geplant, wir haben vorher in der Analyse gesehen, dass sie da manchmal anfällig sind", erklärte Scherhant und lobte die Vorbereitung des Trainerteams. Zweimal war Yuito Suzuki den entscheidenden Schritt schneller als Nizza-Kapitän Melvin Bard, legte erst für Johan Manzambi vor und holte dann den Elfmeter raus, den Grifo, diesmal Scherhants Gegenpart, verwandelte. Es war sein 100. Treffer im 322. Pflichtspiel für den SC Freiburg.

„Er zaubert im Training schon mal den einen oder anderen so ähnlich, wo man sich denkt: Wow.“ (Derry Scherhant über Matthias Ginters Ablage)

Auch Scherhant selbst kam noch vor der Pause zu seinem ersten Treffer im Europapokal. Nach einer Suzuki-Flanke und Matthias Ginters schöner Ablage traf er zum vorentscheidenden 3:1. "Den hat Matze super abgelegt, ich habe mich bei ihm auch bedankt", blickte Scherhant nach dem Spiel auf sein Tor. "Er zaubert im Training schon mal den einen oder anderen so ähnlich, wo man sich denkt: Wow. Deshalb war ich in der Situation auch wach, habe nicht abgeschaltet."

Entsprechend zufrieden war Schuster mit der Premiere der Flügelzange Grifo und Scherhant. "Das ist natürlich eine Option für die Zukunft. Ich bin auch ein Fan davon, wenn auf der Seite Jungs spielen, die nach innen auf ihren starken Fuß ziehen können. Dann können unsere Außenverteidiger hinterlaufen und man kann beide Füße einsetzen", erklärte der Trainer zwar seine grundlegende Herangehensweise, weshalb Scherhant und Grifo mit ihrem starken rechten Fuß links eingeplant sind. "Aber für mich ist es absolut legitim, dass ein Rechtsfüßer auf rechts spielt. Derry hat seine Qualitäten, ob rechts oder links, das Eins-gegen-eins zu suchen." Auch für Scherhant selbst ist es auf der ungewohnten Seite zwar "ein anderes Spiel", wie er gestand, "aber das ist für mich egal".

Das Endergebnis stand schon zur Pause, ganz so locker lief der zweite Durchgang allerdings nicht. Nizza reagierte mit einer Umstellung auf Viererkette und steigerte sich. "Wir haben dann ein paar Minuten gebraucht - vielleicht die eine oder andere zu viel", blickte Schuster auf die Druckphase der Franzosen nach der Pause. "Aber es gibt so Momente gegen Mannschaften mit der Qualität, da musst du auch mal leiden und es verteidigen. Das ist auch für uns als Trainerteam sehr anspruchsvoll, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen." Doch spätestens ab dem Dreifach-Wechsel in Minute 66, bei dem neben Scherhant und Grifo auch Manzambi das Feld verließ, beruhigte sich das Spiel wieder.

„So schön es ist, international zu spielen. Ich hätte gerne mehr Trainingseinheiten auf dem Platz.“ (Julian Schuster)

So fiel das Fazit - abgesehen von den Problemen rund um die Fan-Anreise - klar positiv aus. Besonders in Anbetracht dessen, dass der Sport-Club in der dritten englischen Woche am Stück steckt. "Ein großes Kompliment an das Athletikteam und die Physios, sie leisten Großartiges", freute sich Schuster. "Wir sind gerade so wenig auf dem Trainingsplatz, aber die zwei Einheiten, die nicht lang waren, wie sie da auch wieder trainieren, das ist einfach eine tolle Gruppe." Eine, die mit zehn Punkten aus vier Spielen auf Rang 2 der Ligaphase in der Europa League steht.

Und doch hat Schuster einen Wunsch: "So schön es ist, international zu spielen. Ich hätte gerne mehr Trainingseinheiten auf dem Platz." Für die Freiburger geht es schon am Sonntag zuhause gegen St. Pauli weiter, wo endlich auch in der Bundesliga mal wieder ein Dreier her soll. Fünfmal am Stück blieb der SC zuletzt sieglos, hat nach neun Spieltagen so viele Punkte wie nach vier im Europapokal. Im Anschluss darf Schuster dann zumindest mit den Spielern, die nicht zur Nationalmannschaft reisen, häufiger auf den Trainingsplatz - ehe nach der Länderspielpause mit Bayern, Pilsen (beide auswärts) und Mainz (zuhause) gleich die nächste eng getaktete Woche ansteht.