Die Szene geht als der sprichwörtliche Dosenöffner für die Partie der Bayern gegen Leverkusen ein. Tom Bischof schickt Serge Gnabry in der 25. Minute auf die Reise, der lässt den schläfrigen Jarell Quansah stehen und vollendet allein vor Mark Flekken zum 1:0. "Tom hat es herausragend gemacht", lobte Sportvorstand Max Eberl. "Der Pass zum 1:0 war weltklasse in dem Druck, mit der Länge und Tiefe und dem Drall nach innen."
Der Gelobte schilderte wenig später die Szene aus seiner Perspektive: "Ich habe aus dem Augenwinkel gesehen, wie Serge mit dem Finger angezeigt hat, dass er den Ball tief will. Ich habe mir gedacht, das probiere ich mal, es ist gut ausgegangen." Eine sportliche Duftmarke des ehemaligen Hoffenheimers, der beim dritten Startelfeinsatz in der Bundesliga zum zweiten Mal durchspielen durfte. In der Vorwoche hatte er noch plump einen Elfmeter in Mönchengladbach verursacht, der folgenlos blieb, weil er am Pfosten landete.
Das Kuriose: Die Bayern haben den einmaligen A-Nationalspieler eigentlich fürs Mittelfeld verpflichtet, doch im Zentrum ist die Konkurrenz mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic aktuell sehr groß. "Der Trainer will mir die Spielzeit geben, weil im Mittelfeld die Konkurrenz groß ist. Ich nehme es gut an, freue mich darüber, weil die Position anders interpretiert wird als in anderen Vereinen", sagt Bischof: Anders bedeutet, dass er im Aufbau oft nach innen ins Mittelfeld zieht, am Aufbau teilnimmt. Bischof nennt es "offensiver, ich kann auch mal aufs Tor schießen, bin bei den Angriffen dabei. Es macht mir extrem viel Spaß, dort zu spielen."
Davies: Mannschaftstraining nach den Länderspielen
Alphonso Davies soll nach seinem Kreuzbandriss zwar nach der kommenden Länderspielpause ins Mannschaftstraining zurückkehren, der Kanadier wird aber nicht auf Anhieb alle drei Tage spielen. "Umso schöner, wenn Tom eine Position mehr spielen kann. Das sind Momente, die unseren Kader reicher machen", sagt Eberl, der ehrlich bekennt: "Wir haben ihn nicht als Linksverteidiger verpflichtet."
Auch den Kollegen bleibt nicht verborgen, dass sich da jemand vom Minutensammler zur vollwertigen Alternative entwickelt. "Ich finde, er macht es super", lobt Jonathan Tah und fügt an: "Natürlich versuche ich ihm zu helfen, noch mehr zu coachen, mit ihm zu kommunizieren, um ihm auch Sicherheit zu geben und das Gefühl zu geben, okay, er kann frei aufspielen." Diesen Eindruck hinterließ der auch defensiv aufmerksame Bischof gegen Leverkusen.
Linksverteidiger hatte Bischof zuvor in seiner Karriere nie gespielt, rückte zuletzt stückweise immer etwas weiter nach hinten. "Ich sollte auf der Sechs eingeplant werden, das wird auch wieder kommen", blickt er auf die Transfergespräche zurück und gleichzeitig voraus. Fürs Erste genügt die Gewissheit: Dieser Bischof kann dem FC Bayern helfen, selbst auf ungewohnter Position.