Bis in die Nachspielzeit hinein war der erste Punktgewinn in der Liga seit dem 14. September für den FC St. Pauli zum Greifen nahe - ausgerechnet in München. Beim souveränen Tabellenführer, der zuvor alle sechs Heimspiele gewonnen hatte - bei einer Tordifferenz von 26:3. Erst einmal hatte der Rekordmeister in dieser Saison überhaupt Punkte in der Liga abgegeben (2:2 bei Union Berlin). Und doch stand es bis zur dritten Minute der Nachspielzeit 1:1.
Leidenschaftlich hatte sich das Kellerkind beim Spitzenteam präsentiert und dem Favoriten das Leben schwer gemacht. "Von Anfang an war unser Plan relativ klar: Wir hauen uns in jeden Ball rein, wir unterstützten uns untereinander. Ich glaube, das hat ganz gut geklappt", begann Lars Ritzka, der Louis Oppie in der Startelf ersetzt hatte, seine Rückschau am Sky-Mikrofon. Um den Punkt letztlich mitnehmen zu können, "dafür braucht man auch eine ganze Menge Glück".
Dieses hatten die Kiez-Kicker zwar in Form von drei Münchner Pfostenschüssen, in der Nachspielzeit verließ dann aber Fortuna die Gäste. Luis Diaz und Nicolas Jackson drehten das Spiel doch noch zugunsten der Bayern.
Ritzka lobt Art und Weise
Trotz der späten Nackenschläge und deshalb der neunten Liga-Niederlage am Stück nahm Ritzka etwas Positives auf die Heimreise vom Süden in den Norden mit: "Die Art und Weise, wie wir kompakt verteidigt haben, jeder für den anderen da war und immer ein Zweiter zum Unterstützen dagewesen ist. Nur so geht's, nur so kommen wir aus der Situation raus." Der 27-Jährige, der beim 2:3 in der vergangenen Saison seinen einzigen Bundesliga-Treffer erzielt hatte, glaubt daher "fest daran, dass die Mannschaft das weiterhin umsetzen kann und dann auch wieder punkten wird".
Auch sein Trainer Alexander Blessin betonte nach der Partie: "Wir haben gesagt, es geht hier gar nicht um das Ergebnis, sondern wie wir uns präsentieren." Und das gefiel dem 52-Jährigen. "Sie haben heute alles reingeworfen, haben sich abgefeiert, sind reingerutscht, haben Blocks gesetzt."
Eine der bezeichnendsten Szenen für den Einsatz der Hamburger an diesem Novembertag war sicherlich die eingesprungene Grätsche von Arkadiusz Pyrka, der damit gegen Harry Kane in Minute 71 das mögliche Münchner 2:1 verhinderte.
Auf direktem Abstiegsplatz - MRT bei Hountondji
Bei allem Lob, der Blick auf die nackten Zahlen zeigt, dass der FC St. Pauli immer tiefer im Abstiegskampf gefangen ist. Weil Heidenheim am Nachmittag bei Union mit 2:1 gewann, rutschten die Hamburger auf den vorletzten Platz ab. Daher fordert auch Blessin: "Das müssen wir jetzt transportieren. Genau die Intensität, die Klarheit in den Aktionen. Wie wir uns gecoacht haben, so muss es in den nächsten Spielen weitergehen. Es sind dann die kleinen Steps, wie wir zurück in die Saison kommen."
Ob bei den nächsten Steps dann auch Andreas Hountondji dabei sein kann, scheint derzeit fraglich. Der Torschütze des 1:0 griff sich wenige Minuten nach seinem Treffer nach einem Zweikampf mit Jonathan Tah an den hinteren Oberschenkel und musste bereits früh ausgewechselt werden. "Er hatte auf der Oberschenkelrückseite Probleme und konnte auch nicht mehr gut durchziehen", berichtete Blessin und kündigte weitere Untersuchungen an: "Wir müssen morgen im MRT gucken, was rauskommt. Ob es etwas Strukturelles ist oder nur eine Verhärtung."