Der 1:0-Sieg von Waldhof Mannheim über den SV Wehen Wiesbaden war sicherlich kein Leckerbissen. Viel Kampf, viele Unterbrechungen und wenig Spielfluss auf einem vereisten, äußerst schwierig zu bespielenden Untergrund. Das entscheidende Tor in der 71. Minute passte daher perfekt ins Bild. Terrence Boyd stand nach einer abgefälschten Flanke goldrichtig und spitzelte das Spielgerät aus kurzer Distanz ins Tor.
"Nicht schön, aber zählt."
Nicht nur für Boyd ein erlösender Moment. Der Treffer gab dem umkämpften Spiel die entscheidende Wendung. Wiesbaden erholte sich von dem Rückschlag nicht mehr und ließ in der Nachspielzeit mehrere gute Chancen ungenutzt. Für Boyd war es zwar der zweite Saisontreffer, aber eben doch ein spezieller. Schließlich durfte sich der 34-jährige Stoßstürmer erstmals in dieser Saison von Beginn an zeigen.
Aufgrund der schlechten Platzverhältnisse agierten beide Teams vermehrt mit langen Bällen. Vermutlich baute Trainer Luc Holtz deshalb auf den 1,88 Meter großen, physisch starken Stürmer. Boyd nahm sich der Sache an, machte viele Bälle fest und führte die meisten Zweikämpfe auf dem Platz. Den spielentscheidenden Moment hatte sich der Stürmer erarbeitetet und kommentierte ihn nach der Partie bei MagentaSport launisch: "Wenn man später meine Karriere-Highlights sieht, dann sind es solche Dinger. Die sind nicht schön, aber zählen."
"Sorry für die Wortwahl"
Dabei hatte der Stürmer zunächst gar nicht realisiert, dass er jubeln durfte. Boyd registrierte erst ein paar Momente später, dass die Kugel im Netz gezappelt hatte. "Ich habe es selbst nicht gesehen. Ich wusste gar nicht, dass der Ball drin ist. Ich dachte: Außennetz", erklärte der sichtlich gelöst wirkende Angreifer.
„Das Spiel kam mir gelegen, weil es kein Tiki-Taka gab, sondern eher ruppiger zuging.“ (Terrence Boyd)
"Dieses Glück brauchst du dann als Mittelstürmer. Ich bin eine Gattung, die langsam ausstirbt - die nicht viel Fußball spielt, sondern den Ball irgendwie über die Linie wichsen soll", beschrieb der Stoßstürmer seine Spielweise. "Sorry für die Wortwahl", schob Boyd schnell hinterher.
Boyds Wohlfühl-Fußball
Beim emotionalen Jubellauf fiel beim Routinier, der in dieser Saison erst 195 Minuten verteilt auf zehn Einsätze gesammelt hatte, einiges ab. Die Erleichterung, seine Qualitäten unter Beweis gestellt zu haben, war groß. "Ich wollte mir, den Fans, allem im Team zeigen, dass es der Dicke noch drauf hat" kommentierte Boyd mit einem Lachen. "Es war ein Spiel, das mir gelegen kam, weil es kein Tiki-Taka gab, sondern eher ruppiger zuging."
Von diesen Spielen werden wohl noch einige auf die Mannheimer zukommen. Deswegen dürften auch die Stärken von Terrence Boyd weiterhin gefragt sein. Insbesondere gegen Mannschaften, die körperlichen, robusten Fußball spielen. Am nächsten Spieltag ist Waldhof bei genau so einem Team zu Gast. Ob sich Boyd bei den abstiegsbedrohten Schweinfurtern (Samstag, 16.30 Uhr, LIVE! bei kicker) erneut von Anfang präsentieren darf, wird sich zeigen. Eigenwerbung hat er gegen Wiesbaden jedenfalls betrieben.