Der 2:0-Heimerfolg über Nordsjaelland war für Bröndby IF am Sonntagabend nicht nur der fünfte Sieg in den jüngsten sechs Superliga-Runden. Der neue Tabellenzweite mit nur einem Punkt Rückstand auf Leader Midtjylland spielte dabei auch dreimal zu Null - zuletzt zweimal in Serie. Das hat wiederum wesentlich mit Patrick Pentz zu tun. Der österreichische Internationale im Tor des dänischen Kultklubs strotzt nur so vor Selbstvertrauen, das er auch im Interview mit dem kicker demonstrierte. Ganz anders ist die Situation für Michael Gregoritsch, der bei Bröndby aktuell mit Kurzeinsätzen leben muss.
Als der ÖFB-Stürmer gegen Nordsjaelland sechs Minuten vor Schluss bei 2:0 vom walisischen Trainer Steve Cooper eingewechselt wurde, war die abgesehen von der Anfangsphase einseitige Partie längst entschieden. In der Startelf hatten Noah Cartey und Jacob Bröchner Ambaek als schnelle Doppelspitze den Vorzug bekommen. Gregoritsch nutzte die kurze Zeit für Ballgewinne, viel Laufarbeit und einen fast brasilianischen Doppelhaken im Strafraum samt gefühlvoller Spielverlagerung. Doch zufrieden kann der von Freiburg geholte Routinier mit der Situation natürlich nicht sein. Vor einer Woche hatte Gregoritsch in Silkeborg krank gefehlt. Davor war er in Odense die volle Zeit auf der Ersatzbank geblieben. Und davor hatte er in Aarhus 18 Minuten gespielt.
Cooper lobt Gregoritsch als "echten Teamplayer"
Dass der österreichische Angreifer und WM-Hoffnungsträger auf Interviews derzeit wenig Lust hat, kann man ihm nicht verübeln. Dafür nahm Coach Cooper in der Mixed Zone zur Situation von Gregoritsch Stellung. "Natürlich spielt er nicht so oft und so lange, wie er sich das erhofft. Aber wir haben einen sehr starken Kader, in dem das auf jeden zutreffen würde, der auf der Bank sitzt. Michaels Krankheit letzte Woche ist dann auch noch zum schlechten Zeitpunkt gekommen. Ich sehe aber jeden Tag, dass er im Training hart arbeitet, alles gibt und ein echter Teamplayer ist", sagte der im September angetretene Bröndby-Trainer mit englischer Premier-League-Erfahrung. "Er stellt das Team voran und mehr kann man sich als Trainer nicht wünschen."
In den dänischen Medien und auch in der treuen wie stimmgewaltigen Anhängerschaft von Bröndby herrscht die einhellige Meinung, dass man das Toplevel von Gregoritsch bisher noch nicht gesehen hat, auch wenn der 31-Jährige immerhin schon zwei Ligatore erzielte. Und dass seine Zeit ganz sicher noch kommen werde. "Er hat überall, wo er bisher gespielt hat, seine Tore gemacht", sagte am Wochenende auch der deutsche Bröndby-Sportdirektor Benjamin Schmedes dem kicker über Gregoritsch. "Und wie er sich hier bei uns schon allgemein einbringt, auch was die Unterstützung unserer jungen Spieler betrifft, ist wirklich mehr als professionell und absolut vorbildlich."
Pentz im Spielaufbau traumwandlerisch sicher
Schon die dritte Saison und seit Anfang an ist dagegen Pentz die unumstrittene Nummer eins im Tor des elffachen dänischen Meisters (zuletzt 2021). Auch gegen Nordsjaelland zeigte der 28-Jährige immer wieder seine Klasse - vor allem wie gewohnt im Spielaufbau mit präzisen und scharfen Pässen aus dem Sechzehner auf seine ihm blind vertrauenden Vorderleute. Auch die eine oder andere Parade konnte Pentz den Fans zeigen. In der Vorsaison war er zum besten Torhüter der Liga gewählt worden. Auch wenn Rangnick zuletzt leichte Tendenzen in Richtung Alex Schlager erkennen ließ, ist das Rennen um die Nummer eins im ÖFB-Team so noch nicht vorbei.
Interessant zu beobachten war beim Bröndby-Heimspiel gegen Nordsjaelland auch die überzeugende Körpersprache von Pentz, der die Abwehr samt Offensive in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung dirigierte. Die legendäre Südtribüne blieb zwar leer, weil die Fans ihren nachvollziehbaren Protest gegen die häufigen Sonntagabend-Spieltermine (20 Uhr) pyrotechnisch übertrieben hatten, was zur Blocksperre für zwei Heimspiele führte. Doch auch so herrschte eine elektrisierende Atmosphäre und Pentz stand oft im Mittelpunkt. Für den Schlussmann steht außer Frage, dass die Verpflichtung von Gregoritsch ein Volltreffer ist: "Dass sich so ein Spieler mit der Klasse und Erfahrung aus der deutschen Bundesliga für Bröndby entscheidet, spricht für den Klub."