Brülhart, der seit letztem Sommer an der Spitze der BSC Young Boys steht, räumt ein, dass die Fanszene möglicherweise zu schnell gewachsen sei und der Verein damit nicht Schritt gehalten habe. "Da müssen wir selbstkritisch sein", gibt der 57-jährige Anwalt zu. Er betont jedoch auch, dass es in der Schweiz seit etwa zehn Jahren kaum Konsequenzen für solche Delikte gebe.
Die Gründe dafür sieht Brülhart in der Politik und der Überlastung der Staatsanwaltschaften. "Das hat dazu geführt, dass man in der Schweiz solche Delikte mehr oder weniger ungestraft ausüben kann", erklärt er gegenüber von Tamedia. Diese Situation habe eine Kultur geschaffen, in der einige Fans glaubten, sie könnten sich alles erlauben.
Der YB-Präsident kündigt an, den Dialog mit den Fans zu intensivieren und möglicherweise die Fanarbeit auszubauen. Gleichzeitig fordert er aber auch von Fanorganisationen und Behörden mehr Engagement. "Sollte trotz all dieser Anstrengungen wieder etwas passieren, müssen die Unverbesserlichen Konsequenzen spüren", so Brülhart.
Bezüglich der Vorfälle in Birmingham erklärt der Clubpräsident, dass die meisten der acht verhafteten YB-Fans bereits wieder in der Schweiz seien. Einem Fan drohen jedoch härtere Konsequenzen: "Einer sitzt im Gefängnis, das ist sehr hart für ihn und sein Umfeld", sagt Brülhart.
YB-Präsident verteidigt die Missverständnis-Aussagen des Vereins
Der 57-Jährige verteidigt auch die Aussage des Clubs, dass es sich bei einem Teil der Vorfälle um ein Missverständnis gehandelt habe. "Wenn man hart sein will, dann auch fair. Das folgenschwere Missverständnis hat sich genau so zugetragen, es gibt keinen Grund, dies nicht zu erwähnen", betont er. Gleichzeitig stellt er klar: "Es wurde von Teilen der YB-Fans eine rote Linie überschritten. Das ist nicht zu entschuldigen."
Der YB-Präsident kündigt an, dass der Club die Situation sehr ernst nehme und überprüfe, wo Verbesserungen nötig seien. "Wir sind an einem Wendepunkt und lassen es nicht zu, die Zukunft unseres Clubs aufs Spiel zu setzen", erklärt er.
Zum Abschluss betont er, dass das Thema Sicherheit in einer solchen Situation Chefsache sei. Daher habe er als Verwaltungsratspräsident Stellung bezogen und nicht etwa Sportchef Christoph Spycher, der beim Spiel in Birmingham vor Ort war.