Fehlercode: %{errorCode}

Die Berliner Mauer steht wieder

kicker

Am 18. Oktober hat Hertha BSC das letzte Mal ein Pflichtspiel verloren. In der Partie des 9. Spieltages unterlag die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl beim VfL Bochum 2:3. Damals rangierte Hertha in der Tabelle auf Platz acht, mit elf Punkten und 11:10 Toren.

Knapp sechs Wochen später hat Hertha in der Tabelle zwar "nur" zwei Plätze gut gemacht. Aber anstelle von neun Punkten Rückstand auf Relegationsplatz drei liegen die Berliner nur noch einen Zähler hinter dem Dritten SV Elversberg zurück, und selbst der Zweite Paderborn (29 Punkte) sowie Spitzenreiter Schalke 04 (31) sind mittlerweile in Reichweite.

„Wir spielen jetzt genau das, was man in der 2. Liga spielen muss.“ (Dawid Kownacki)

Bedingt hat die Aufholjagd eine Serie von sechs Pflichtspielen, die Hertha siegreich gestaltet hat. Fünf Ligaspiele und das Zweitrunden-Match im DFB-Pokal gegen Ligakonkurrent Elversberg (3:0) hat Leitls Team gewonnen. Dabei erzielten die Berliner neun eigene Treffer und kassierten kein einziges Gegentor.

Die defensive Stabilität ist eine der Tugenden von Hertha im Spätherbst dieses Jahres. Die Berliner Mauer steht wieder, könnte man angelehnt an die Historie der Hauptstadt sagen. "Das haben wir uns in den letzten Monaten erarbeitet", sagt Herthas Sportdirektor Benjamin Weber nach dem Erfolg von Kiel. Und auch Dawid Kownacki, der sein Comeback nach zweimonatiger Verletzungspause in Kiel mit dem Siegtor gekrönt hatte, betont: "Wir sind stabiler als am Anfang der Saison." Und: "Wir spielen jetzt genau das, was man in der 2. Liga spielen muss."

Die Entwicklung hin zu mehr Pragmatismus im Spiel und zum kollektiven hingebungsvollen Verteidigen ist eine der wohl entscheidenden Wendungen zum Positiven, die Hertha in dieser Saison genommen hat. Natürlich profitieren die Berliner auch davon, dass bis auf John Anthony Brooks und Leon Jensen der komplette Kader wieder zur Verfügung steht (was zu Rundenbeginn beileibe nicht der Fall war).

Aber vor allem steht die Null. Spieler wie Vizekapitän Toni Leistner oder Deyovaisio Zeefuik leben diese defensive Hingabe vor, an ihrer Seite agieren Hertha-Eigengewächse Linus Gechter und Marton Dardai ebenso wie sämtliche Kollegen deutlich stabiler als zuvor. Hinzu kommt ein Torwart Tjark Ernst in Bestform.

Im Frühjahr 1990 stand sogar sieben Mal die Null

Die Serie von sechs Pflichtspielen ohne kassiertes Tor ist derweil die zweitlängste, die Hertha je hingelegt hat. Letztmals schaffte es die Alte Dame vor 35 Jahren, sechs Pflichtspiele nacheinander ohne Gegentreffer zu bleiben. In der Saison 1989/90 kassierte Hertha in der 2. Liga zwischen dem 17. März 1990 und dem 21. April 1990 gegen den SV Meppen (3:0), bei der SpVgg Unterhaching (1:0), gegen Blau-Weiß 90 Berlin (3:0), beim SC Freiburg (2:0), gegen den VfL Osnabrück (3:0), gegen den 1. FC Saarbrücken (4:0) und bei Rot-Weiss Essen (0:0) sogar in sieben Partien nacheinander kein Gegentor.

Am Ende der Saison 1989/90 stieg Hertha übrigens als Tabellenerster in die Bundesliga auf. Gegen eine Wiederholung dieser Geschichte hätten sie im Berliner Westend sicher nichts einzuwenden.