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Ein 0:0 der besten Sorte - oder nicht?

kicker

Janina Minge griff bei ihrer Nachbetrachtung ins höchste Regal. "Noch niemand hatte Spanien an dem Punkt, an dem wir es heute hatten", behauptete die deutsche Vize-Kapitänin im Anschluss an das 0:0-Hinspiel im Nations-League-Finale. Und vielleicht hatte sie damit sogar recht.

In diesem Kalenderjahr jedenfalls waren die Spanierinnen in keiner Partie derart unterlegen wie am Freitagabend in Kaiserslautern. Klar, das EM-Finale verloren sie nach Elfmeterschießen gegen England, aber eben als dominantes Team. Und auch die 0:1-Testniederlage gegen England Ende Februar spiegelte nicht die Verhältnisse auf dem Platz wider.

Am Freitag in der Pfalz hätte sich die Seleccion nicht über ein 0:2 oder 0:3 beklagen dürfen. Zu unterlegen waren sie über rund 75 Minuten der Partie, wenn man die Viertelstunde nach Wiederanpfiff herausnahm. "Sie haben viele Fehlpässe gespielt, was untypisch für sie war", fand auch Minge.

Auffällig oft musste der Weltmeister zu Fouls greifen, auffällig selten hatte er die Kontrolle. "Es war vielleicht für den einen oder anderen ein bisschen überraschend, dass wir so hoch angegriffen haben und angelaufen sind", sagte Christian Wück. "Aber genau das wollten wir."

Wück macht ein neues Schlüsselwort aus

Ob Spanien damit gerechnet hatte, vermochte der Bundestrainer nicht zu sagen. Wohl aber, dass diese Herangehensweise auch beim Rückspiel am Dienstag in Madrid die Maxime sein soll. "Das muss das sein, was wir auch in Spanien hinkriegen müssen", sagte er, ließ sich aber die Höhe der Pressinglinie offen: "Ob jetzt in der gegnerischen oder eigenen Hälfte, kann ich noch nicht sagen, aber wir müssen aktiv sein. Das ist, glaube ich, dieses Schlüsselwort."

Aktiv war seine Mannschaft fraglos. 7:2 Torchancen notierte der kicker, zeitweise war die Dominanz erdrückend. In Abwesenheit von Strategin Patri hatte die spanische Trainerin Sonia Bermudez wieder Innenverteidigerin Laia Aleixandri auf die tiefe Sechs gestellt. Das allerdings harmonierte mit den beiden Technikerinnen Alexia und Aitana längst nicht so prächtig wie mit Patri bei der EM.

"Wenn wir die aktivere Mannschaft sind, egal gegen wen, dann können wir unser Spiel durchziehen", sagte Wück nach dem 0:0, das sich attraktiv präsentiert und eher wie ein 3:1 angefühlt hatte. Das einzige Problem daran: Gefühlte Endergebnisse helfen im Sport selten. Und wer einen Titel wie den in der Nations League gewinnen will, muss solche Hinspiele irgendwie gewinnen. Denn am Dienstag im Metropolitano zu Madrid werden sich der deutschen Mannschaft die Torchancen aller Voraussicht nach nicht in dieser Regelmäßigkeit bieten.

"Ganz ehrlich, im Moment überwiegt der Frust, dass wir das Spiel nicht zu uns rübergezogen haben", gab Wück zu: "Auf der anderen Seite hätten uns die Wenigsten in Deutschland so eine Leistung zugetraut, gegen so eine Mannschaft so dominant aufzutreten." Dabei wollte ihm niemand widersprechen, und doch: Rein faktisch sind die Titelchancen des DFB durch die 90 Minuten im Fritz-Walter-Stadion kein bisschen gestiegen.

Klara Bühl, gleichzeitig beste und ineffizienteste Spielerin auf dem Platz, fand das nicht so dramatisch. "Ich glaube nicht, dass es das Spiel in Spanien so viel einfacher macht, wenn wir hier 1:0 statt 0:0 spielen", sagte sie. Aber ein 2:0 oder 3:0 eben schon. Und möglich war das allemal.