Da stand er nun in der Mixed Zone vor den Journalisten mit der UEFA-Trophäe für den "Man of the Match" in der Hand und strahlte. Ibrahim Maza, von allen nur Ibo genannt, konnte und wollte seine Freude und seinen Stolz nicht verbergen über die Auszeichnung, die er ausgerechnet nach seinem Startelf-Debüt in der Königsklasse erhalten hatte, bei dem der Zehner aufgrund der Personalnot als zweiter Sechser hatte aushelfen müssen.
Der 19-Jährige beschrieb seine Gefühlswelt als "sehr schön, sehr geil. Jeder Junge träumt davon, so etwas mal bekommen zu dürfen", sagte der Techniker, um sich direkt in Demut zu üben: "Aber man muss auch sagen, es hätten sich auch ein, zwei andere die Auszeichnung verdient: Mark hat uns wirklich im Spiel gehalten, sehr, sehr starke Paraden gehabt und ein schönes Tor von Patrik hat uns zum Sieg verholfen."
„Man darf nicht vergessen, er hat letzte Saison noch in der 2. Liga gespielt.“ (Simon Rolfes)
Dass der Teenager in diesem Moment Torhüter Mark Flekken und Torjäger Patrik Schick mit auf die Bühne ins Scheinwerferlicht schob, charakterisiert das von Hertha BSC gekommene Talent, von dessen Art auch Geschäftsführer Simon Rolfes begeistert ist. "Was bei ihm wirklich große Freude macht, ist, wie schnell er dazulernt auf einer ungewohnten Position auf Champions-League-Niveau", sagte der Manager, "man darf nicht vergessen, er hat letzte Saison noch in der 2. Liga gespielt und auf einer anderen Position und spielt hier in so einem wichtigen Spiel und macht das hervorragend."
In der Tat agierte Maza auf ungewohntem Terrain mutig, drehte auch in großer Bedrängnis weit in der eigenen Hälfte gekonnt auf, bot sich selbst in der Tiefe an und spielte nach gut einer halben Stunde einen starken Pass in die Schnittstelle auf Ernest Poku. Besonders vor der Pause öffnete Maza so sich und seiner Mannschaft Räume, die Bayer gegen überlegene Portugiesen gute Kontermöglichkeiten bescherten, die der Bundesligist aber teilweise kläglich verspielte. Und auch wenn er gemeinsam mit Aleix Garcia den Druck Benficas nicht immer vom Leverkusener Tor weghalten und nicht alle Räume in der Defensive schließen konnte, war sein Auftritt geglückt.
Wie problemlos sich Maza an die neue Rolle adaptierte, rief bei Rolfes Respekt hervor. "Er ist so wissbegierig, will immer dazulernen, hat eine schnelle Auffassungsgabe", urteilte der Ex-Profi, "und er ist einfach ein guter Fußballer." Der spielerisch auffallend gut mit Nebenmann Aleix Garcia harmonierte.
Zwischen Aleix Garcia und Maza besteht eine besondere Bindung
Zwischen dem spanischen Nationalspieler und Maza besteht eine besondere Bindung. "Ibo ist für mich etwas Besonderes. Ich mag ihn sehr als Person und als Spieler", erklärte der 28-Jährige nachher, der umgekehrt von Maza als Mitspieler hoch geschätzt wird. "Ich liebe es einfach, mit Garcia zu spielen. Der ist ein geiler Kicker und ich kann sehr gut Fußball mit ihm spielen", so Maza, "er versteht das Spiel und hat mir auch sehr viel geholfen, hat mir gesagt, wie ich stehen soll, wann ich kommen soll."
Für Maza waren die 90 Minuten im Estadio da Luz ein Schritt ins Licht und der dritte nach vorne innerhalb von acht Tagen, nachdem er als Joker im Pokalspiel beim SC Paderborn (4:2 n. V.) mit seinem Treffer in der Nachspielzeit der Verlängerung entscheidend gestochen und am Samstag nach seiner Einwechslung bei der 0:3-Niederlage in München zu gefallen gewusst hatte.
Weitere dürften folgen. Weiß der algerische Nationalspieler doch, von wem ihm die größte Gefahr in seiner Entwicklung droht. Er müsse "bodenständig bleiben, natürlich weiter hart arbeiten und jetzt nicht aufhören", fordert Maza in den Katakomben des Estadio da Luz von sich selbst. Bei Bayer ist sich nicht nur Rolfes sicher, dass Maza sich nicht selbst im Weg stehen wird - trotz dessen Stolz über die erhaltene Trophäe.