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Fantasie, Fitness und "verrückte Sachen": Boniface auf dem Weg zum "Top-Victor"?

kicker

Es bedurfte dann schon des Hinweises von Schiedsrichter Daniel Schlager, damit Victor Boniface sich der Seitenlinie zuwandte und schließlich bemerkte, dass die Partie nach 85 Minuten für ihn zu Ende gehen würde. Möglicherweise ging er zu diesem Zeitpunkt ja davon aus, dass er sogar durchspielen würde beim Bremer 1:0-Heimsieg gegen den 1. FC Union Berlin.

Der Nigerianer empfand seine Startelf-Premiere für Werder jedenfalls als recht gelungen, wie seinen Interviews im Nachgang zu entnehmen war - und der 24-Jährige war damit am Freitagabend im Weserstadion offenkundig nicht ganz allein. Als Boniface den Rasen verließ, erhoben sich die allermeisten Zuschauer von ihren Plätzen.

Steffen: "Vorher nicht unbedingt zu erwarten"

Es war zwar nicht so, dass der Leih-Profi von Bayer Leverkusen bei seinem ersten Auftritt in dieser Saison von Beginn an durchweg brilliert hätte, doch Boniface hatte seine Aktionen, machte Bälle fest, kam zu fünf Torabschlüssen - stellte naturgemäß eine körperliche Präsenz im Bremer Sturmzentrum dar. Und damit weckte er eben durchaus jene Fantasie neu, die sich angesichts seiner bisherigen Leistungen eher dosiert entfaltet hatte.

Dass Keke Topp jedenfalls erst derart spät für den Angreifer eingewechselt wurde, war auch für Cheftrainer Horst Steffen "vorher nicht unbedingt zu erwarten" gewesen - und ein Fingerzeig, dass Boniface sein bisher deutlich ausbaufähiger Fitnesszustand nicht mehr derart im Wege steht wie etwa zuletzt noch.

Boniface: Manchmal mit dem Kopf durch die Wand

"Es war schön, dass er so lange durchhalten konnte", befand der Werder-Coach - und sah seine Hoffnungen bei der erstmaligen Startelfberufung nach eigener Aussage erfüllt: "Victor hat wirklich Gas gegeben, sich gut präsentiert und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt", so der 56-Jährige: "Ich glaube, er hatte seine Elemente und hat gezeigt, wie gut er sein kann."

Dass Boniface nicht jedes Duell für sich entscheiden konnte (eins von fünf Dribblings, 38 Prozent Zweikampfquote), gehörte neben einer wiederum starken Passquote (74 Prozent) indes genauso zu seinem ersten ausführlichen Arbeitszeugnis wie einige überhastete Angriffssituationen, die bisweilen den Eindruck erweckten, mit dem Kopf durch die Wand - und seinen ersten Treffer erzwingen zu wollen.

Was den Ausschlag für Boniface gab

Manchmal ließ er sich zudem zu tief aus dem Sturmzentrum fallen, um sich die Bälle abzuholen - schon beim 0:2 gegen Freiburg hatte sich dieser Tatendrang als eher wenig hilfreich herausgestellt; Steffen monierte seinerzeit bereits die unpassende Positionierung des Mittelstürmers.

Denn dieser ursprüngliche Vorzug von Boniface hatte nun ja auch den Ausschlag dafür gegeben, dass Steffen nicht mehr wie in den vergangenen Spielen auf eines der flexibel einsetzbaren Angreifer-Profile von Marco Grüll, Romano Schmid oder Justin Njinmah setzte. "Das Heidenheim-Spiel hat mir das Gefühl gegeben, dass es jetzt so kommen sollte", erklärte der Trainer.

Signale aus der Mannschaft

So habe etwa die Ballbehauptung von Boniface unter Gegnerdruck zu dem Gedanken bei Steffen geführt: "Vielleicht brauchen wir doch einen Mittelstürmer." Und dann waren da offenbar auch ein paar Signale aus der Mannschaft heraus, die diese Idee zusätzlich bestärkten, wie Steffen berichtete: "Ich habe mal reingehört und die eine oder andere Stimme mit ins Boot genommen - und dann gab es die Entscheidung."

Eine, die laut Leiter Profifußball Peter Niemeyer "einen neuen Impuls" ins Bremer Angriffsspiel einbrachte, von dem auch Werder-Verteidiger Amos Pieper sprach: "Gerade in der ersten Hälfte hatte er viele Aktionen, die überraschend sind, wo er aufdreht, das Spiel verlagert - und ein bisschen verrückte Sachen macht. Das kann so einem Spiel guttun."

Auf dem Weg zum "Top-Victor"?

Und wenngleich der Werder-Coach bei Boniface nun den (Trainings-)Eindruck hatte, "dass es von den Bewegungen immer besser aussah, sodass ich gesagt habe: Jetzt können wir ihn starten lassen", sei bei dessen körperlicher Verfassung natürlich immer noch Luft nach oben: "Das ist bestimmt so. Aber er ist auf dem Weg zu alter Stärke und Fitness", so Steffen: "Wie schnell das dann geht, dass wir sagen, das ist der Top-Victor, den alle kennen - das kann ich nicht sagen."