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Fehlende Leidenschaft? Toppmöller widerspricht Zetterer

kicker

Seit sechs Spielen ist Eintracht Frankfurt in der Bundesliga ungeschlagen - und doch ist die Stimmung am Main alles andere als euphorisch. "Die Enttäuschung ist natürlich auch bei uns da", gestand Michael Zetterer nach dem 1:1 gegen Wolfsburg, das in eine Reihe von uninspirierten, ideenlosen Auftritten zuletzt passte. Einzig das 4:3 gegen Köln stellte offensiv in den vergangenen Wochen eine Ausnahme dar, wobei defensive Unzulänglichkeiten dort den Sieg noch in Gefahr brachten.

Letztlich brauchte es einen strittigen Elfmeter, den Michy Batshuayi in der sechsten Minute der Nachspielzeit verwandelte, um immerhin einen Punkt gegen den Tabellen-15. mitzunehmen. Die Wolfsburger hatten neun der vorangegangenen zehn Pflichtspiele verloren.

Zetterer: "Waren den Fans etwas schuldig"

In Frankfurt habe man sich "schon vorgenommen, nach dem Spiel unter der Woche ein anderes Gesicht zu zeigen", erklärte Zetterer, der als einziger Spieler in die Mixed Zone kam, mit Blick auf das enttäuschende 0:3 gegen Atalanta Bergamo. Defensiv sei das "ganz gut" gelungen. "Ich glaube, was den Fans etwas auf den Magen schlagen dürfte, ist das Offensive, der Punch nach vorne, die Konter, die wir einfach nicht sauber ausspielen."

Vor dem Tor blieben die Frankfurter über weite Strecken harmlos. Aus dem Spiel sorgten bis zum Ausgleich nur die Chance von Mario Götze (12.) sowie die etwas überraschenden Versuche aus spitzem Winkel von Rasmus Kristensen (32.) und Ritsu Doan (40.) für Gefahr. Bei insgesamt 14(!) Ecken wurde es nur einmal brenzlich (42.).

Doch es mangelte den Frankfurtern nicht nur am Spielerischen, wie auch Zetterer analysierte. Man sei den Fans "etwas schuldig" gewesen, "vor allem, was den Auftritt angeht: dass wir wirklich emotional da sind, dass wir aggressiv sind. Ich finde, das haben wir noch ein bisschen vermissen lassen", bemängelte der Torhüter. "Dieses Emotionale, diese pure Leidenschaft, die fehlt uns ein wenig. So steckst du auch ein Stadion an, dann kann es ein Hexenkessel werden." Doch der wurde es für Waldstadion-Verhältnisse am Sonntagabend nicht.

„Man muss nicht immer die gleiche Meinung haben wie ein Spieler.“ (Dino Toppmöller)

Mit seiner Analyse sprach der Schlussmann wohl auch dem Großteil der 58.000 anwesenden Zuschauer und vielen weiteren Fans aus der Seele. Und so war es durchaus etwas überraschend, dass Dino Toppmöller Zetterers Plädoyer für mehr Leidenschaft und Emotionalität wenige Minuten später recht deutlich widersprach.

"Man muss nicht immer die gleiche Meinung haben wie ein Spieler", sagte er auf der Pressekonferenz angesprochen auf die Aussagen seines Keepers. "Dass es da mit Sicherheit Luft nach oben gibt, ist klar, aber man hat es, glaube ich, hinten raus schon gemerkt, dass die Jungs alles versucht haben, um die drei Punkte hierzubehalten."

Toppmöller sieht "richtig gute" Einstellung

Anstatt den Finger in die Wunde zu legen, lobte Toppmöller die Reaktion auf das 0:1 - ein weiteres billiges Gegentor resultierend aus einem eigenen Einwurf, was ebenso ins Bild passte. "Die Mannschaft ist da stabil geblieben, was am Mittwoch nicht der Fall war. Sie hat eine gute Moral gezeigt, war standhaft." Die Einstellung sei "richtig gut" gewesen. Zumal eine Pleite wie die unter der Woche gegen Atalanta "natürlich Spuren hinterlässt".

Nach so einem Spiel sei es "nicht einfach", wieder in den "positiven Modus" zu kommen. "Trotzdem hat man gesehen, dass die Jungs das heute versucht haben", verwies Toppmöller unter anderem auf die knapp vier Kilometer, die seine Mannschaft mehr lief, wenngleich auch er sah, dass offensiv "der letzte Punch" fehlte.

Klar, die Ausfälle von Jonathan Burkardt und Can Uzun sind ein Faktor, Toppmöller verwies nicht zu Unrecht auf seine beiden Top-Torjäger. Doch ebenso klar ist, dass diese allein nicht für den nächsten in Summe enttäuschenden Auftritt des zu Saisonbeginn so furiosen Angriffs verantwortlich sein können.

„Es ist ja nicht das erste Mal, dass ein guter Spieler nicht im Kader ist.“ (Dino Toppmöller über Elye Wahi)

Gegen Wolfsburg entschied sich Toppmöller für Flügelspieler Ansgar Knauff als Burkardt-Vertreter, der zwar bemüht war, aber ähnlich wie seine Kollegen drumherum ohne Durchschlagskraft blieb. Während Torschütze Batshuayi und Jessic Ngankam - erstmals nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch - von der Bank kamen, fehlte Elye Wahi gänzlich im Kader.

Für den 20-Millionen-Mann der vorläufige Tiefpunkt und ein klarer Fingerzeig für die Zukunft. Schließen wollte Toppmöller die Tür für Wahi aber "mit Sicherheit nicht". Der Coach verwies auf Beispiele wie Mo Dahoud, der sich zuletzt vom Abstellgleis zurückkämpfte. "Da hat er genau wie jeder andere auch die Möglichkeit. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ein guter Spieler nicht im Kader ist", erklärte der Trainer. "Es war eine sportliche Entscheidung, die muss er hinnehmen und akzeptieren. Ab morgen hat er die Möglichkeit, eine Reaktion im Training zu zeigen."

SGE-Coach sieht "eine gute Grundlage" in der Liga

Eine Reaktion, oder zumindest eine Leistungssteigerung, dürfte es am nächsten Samstag von der gesamten Mannschaft brauchen, wenn sie in Leipzig etwas mitnehmen will. Den Sprung auf drei Punkte ran an RB, aktuell Tabellenzweiter, verpasste Frankfurt am Sonntag und belegt nun Platz 7.

Doch gerade unter dem Aspekt, dass eine Champions-League-Saison "immer eine etwas schwierigere" werden könne, stehe man "ordentlich" da. "Wir sind in Schlagdistanz, genau da, wo wir sein wollten", ordnete Toppmöller ein und sah "eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Saison in der Bundesliga." Das anstehende Topspiel könnte dafür wegweisend sein.