Das Camp Nou ist dieser Tage in aller Munde. Spätestens aber nach dem jüngsten, öffentlichkeitswirksamen Besuch Lionel Messis, der sich die legendäre Wirkungsstätte am Montagabend bei Nacht ansah. "Ich wusste nicht, dass er kommen würde", gestand Joan Laporta am Mittwoch bei Catalunya Radio: "Aber das Camp Nou ist sein Zuhause."
Barcelonas Präsident dachte bereits an die offizielle Verabschiedung des legendärsten Spielers der Vereinsgeschichte. "Es ist nur fair, dass Leo die schönste Ehrung der Welt erhält. Wenn alles fertig ist, werden wir eine Kapazität von 105.000 Fans haben. Wir arbeiten an einer Ehrung, die er verdient."
Ein Gänsehaut-Moment, der aber noch auf sich warten lassen wird. Der aktuelle Stand ist noch ein ganz anderer. "Jetzt kann man vor 27.000 Fans spielen, aber ich werde kein Datum nennen", sagte Laporta, um anzufügen: "Flick und seine Spieler sind die ersten, die hier spielen - Flick hatte Gänsehaut."
Ein Training als Vorgeschmack
Jüngst trainierten die FCB-Profis unter der Leitung Flicks bereits im Camp Nou vor 23.000 Fans. Ein Vorgeschmack darauf, wenn eines Tages knapp fünfmal so viele Anhänger den Katalanen zujubeln werden.
"Die Arbeiten schreiten sehr gut voran", berichtete Laporta: "Wenn es keine unvorhergesehenen Ereignisse gibt, wird die dritte Tribüne zu Beginn der nächsten Saison betriebsbereit sein, ebenso wie die VIP-Logen, die für die Refinanzierung des Stadions sehr wichtig sind."
Unzufriedenheit ob der fehlenden Einhaltung des Zeitplans könne Laporta nicht nachvollziehen. Bereits vor 15 Jahren war eine Renovierung im Gespräch - "und dann wurde nichts unternommen".
Unter seiner Ägide aber sei der klare Plan gefasst worden, den Umbauprozess nun zu starten, "um auf hohem Niveau mithalten zu können, und genau das haben wir getan. Ich glaube, dass dies in relativ kurzer Zeit, nämlich in zweieinhalb Jahren, gelungen ist. Es ist ziemlich gut gelaufen, auch in Montjuic." Dort trug Barcelona seine Heimspiele vor maximal rund 55.000 Zuschauern aus.
An der für das Camp Nou beauftragten türkischen Baufirma Limak lässt Laporta keine Zweifel aufkommen. "Ich würde wieder mit Limak zusammenarbeiten, ganz sicher", stellt der 63-Jährige klar: "Es gab Situationen, die wir gemeistert haben, und Limak war dabei entscheidend. Sie haben sich dieses Projekt zu eigen gemacht, sie sind die ersten, die begeistert und daran interessiert sind, dass es gut läuft."
"Es gab keine irreversiblen Unfälle"
Unmenschliche Zustände wie bei anderen Stadion-Bauprojekten dieser Größenordnung habe es nicht gegeben. "Wir verlangen, dass die geltenden Gesetze eingehalten werden", so Laporta: "Bislang gab es keine Zwischenfälle unter den Arbeitern, es gab keine irreversiblen Unfälle."
Laporta spricht vom "wichtigsten Bauprojekt in Südeuropa", für das Limak zeitweise mehr Personal abstellen wollte. "Damit sind wir immer sehr vorsichtig umgegangen, sie wollten mehr Arbeiter einsetzen, aber aufgrund der Vorschriften war das nicht möglich. Wenn es einen Zwischenfall gibt, werden sie sich dafür verantworten müssen, aber ich bin mit Limak zufrieden."
An eine Prognose für die endgültige Fertigstellung des Stadions wagte sich Laporta nicht heran.