"Als wir in die Kabine kamen, waren wir ein bisschen überrascht", sagte Lars Gindorf nach dem 3:2-Sieg in Essen am Mikrofon von MagentaSport. Denn der von Hannover ausgeliehene Mittelfeldspieler musste vor seiner ersten Partie für den neuen Arbeitgeber feststellen, dass etwas bei der Beflockung der Trikots schiefgelaufen war. "Eigentlich ist die 23 meine Nummer und die 27 die von Mika (Schroers, Anm. d. Red.)." Jedoch stand auf dem Trikot mit der Nummer 23 der Name Schroers und auf dem Trikot mit der 27 stand Gindorf.
Trikot-Panne mit Tape gefixt
Die beiden Aachener Spieler zogen sich jeweils das Trikot mit der richtigen Nummer an, die auch auf dem Spielberichtsbogen dementsprechend angegeben war. Dadurch hatten sie dann logischerweise einen falschen Namen auf dem Rücken. Die Lösung für das Problem: Die Namen wurden kurzerhand mit schwarzem Tape abgeklebt. "Ich denke, wir haben das Beste daraus gemacht. Und es gab ja auch keine andere Option."
Die fußballerische Leistung des 24-Jährigen wurde durch das fehlerhafte Trikot jedenfalls überhaupt nicht negativ beeinflusst. Er zeigte in einer bärenstarken Aachener Mannschaft ein traumhaftes Debüt. Und der Spielverlauf spielte ihm dann auch noch in die Karten: Die Alemannia bekam nämlich durch Schiedsrichter Martin Petersen drei berechtigte Elfmeter zugesprochen. Dass ausgerechnet Neuzugang Gindorf an diesem Tag zum Elfmeterpunkt schreiten sollte, hatte er seinem Trainer zu verdanken.
Muzzicato über Gindorf: "Hat einen sehr guten Fuß"
"Für mich war klar, als wir nach einem Schützen gesucht haben, dass Lars einen sehr guten Fuß hat. Darüber haben wir heute Morgen beim Anschwitzen ganz kurz gesprochen", sagte Aachen-Coach Benedetto Muzzicato. Und seine Entscheidung erwies sich als goldrichtig. Gindorf zeigte vom Elfmeterpunkt eine beeindruckende Nervenstärke und schickte Essen-Keeper Jakob Golz dreimal in die falsche Ecke. Muzzicato attestierte seinem Elfmeterschützen, dass er "sehr kalt" vom Punkt agiert habe.
„Wenn man schon zwei Elfmetertore gemacht hat, dann ist auch klar, dass man den dritten nimmt - und auch reinmacht.“ (Lars Gindorf)
Für Gindorf selbst war es auch überhaupt nicht verwunderlich, dass er nach zwei Treffern auch noch zum dritten Strafstoß antrat: "Wenn man schon zwei Elfmetertore gemacht hat, dann ist auch klar, dass man den dritten nimmt - und auch reinmacht." Aber der feine Techniker stellte trotzdem klar, dass er nicht allein für den ersten Saisonsieg seines neuen Teams verantwortlich war: "Ich würde mich da heute gar nicht herausnehmen. Die ganze Mannschaft hat heute super gefightet. Das hat man am Schluss auch gesehen, dass jeder stehend k. o. war und wir uns den Sieg verdient haben."
In den letzten Minuten musste die Alemannia noch mal zittern, weil RWE in der Nachspielzeit der schmeichelhafte Anschlusstreffer gelungen war. Das war auch das Einzige, was Gindorf nach dem starken Aachener Auftritt kritisiert: "Was man heute bemängeln kann: dass wir zur Halbzeit schon das 3:0 oder 4:0 machen müssen. Dann können wir das Spiel in der zweiten Halbzeit ein bisschen ruhiger angehen."
Am Ende reichte Gindorfs Elfmeter-Dreierpack dann aber zum ersten Saisonsieg. Dieses denkwürdige Debüt im falsch bedruckten Trikot wird in Aachen vermutlich niemand so schnell wieder vergessen.