Mit einer Tordifferenz von 13:11 vor dem fünften Champions-League-Spieltag von Borussia Dortmund war auch gegen den FC Villarreal ein Spektakel vorprogrammiert. Doch nach zuletzt drei sieglosen Spielen in Folge war die Stimmung in Dortmund jüngst etwas abgekühlt. Dass es beim nächsten Torfestival in der Königsklasse diesmal keine Gegentore gab, könnte daher als eine Art Brustlöser angesehen werden.
Und der betrifft selbstredend auch den sonst so treffsicheren Serhou Guirassy - zuletzt mit einer Durststrecke von drei torlosen Spielen am Stück -, der mit seinem Doppelpack den 4:0-Sieg gegen das Gelbe U-Boot einleitete, womit der BVB vorübergehend einen Sprung in der Tabelle auf Rang 4 machte. "Serhou hatte jetzt auch keine leichte Zeit, man merkt, dass der Trainer ihm immer wieder Vertrauen gibt. Er bekommt auch von uns Jungs das Vertrauen", sagte Nico Schlotterbeck nach der Partie am Mikrofon von Amazon Prime. "Natürlich ist so ein einfaches Tor dann der Brustlöser, aber da muss man auch stehen als Stürmer", analysierte der Kapitän das erste Tor des Angreifers weiter.
Auch die Rote Karte ermöglicht eine "gute Leistung"
Damit leitete Guirassy für die Schwarz-Gelben nach einer zähen ersten Halbzeit einen deutlich verbesserten zweiten Durchgang ein. Dabei hat aber scheinbar nicht nur die Halbzeitansprache von Trainer Niko Kovac geholfen, sondern auch ein Kniff vom Athletiktrainer, der seine Schützlinge kurz vor dem Wiederbeginn nochmal zu einer kurzen Sprinteinheit aufgefordert hatte: "Wir haben nach der Halbzeit ein, zwei Sprints eingebaut. Ich halte davon nichts, aber heute hat es geholfen", sagte Schlotterbeck zu dieser Maßnahme, die womöglich wieder etwas Frische in müde Dortmunder Beine gebracht hat.
Klar ist aber auch, dass Villarreal und ganz besonders Innenverteidiger Juan Foyth mit seiner "Parade" auf der Linie, der anschließenden Roten Karte und dem Elfmeter einen gehörigen Teil zum Sieg des BVB beigetragen haben. Das solle jedoch nicht die gute Leistung in Hälfte zwei schmälern, die von der Kovac-Elf auf den Rasen gebracht wurde.
"Wir haben eine sehr gute Leistung gegen einen guten Gegner gezeigt", lautete die Analyse vom Torschützen zum 3:0, Karim Adeyemi, dem auch Schlotterbeck nicht widersprach: "Die Rote Karte, die tut uns schon gut. Alles in allem haben wir aber kaum was zugelassen, nur ein, zwei Halbchancen. In der zweiten Halbzeit war das echt gut und so, wie wir uns das vorstellen." Dazu gehöre auch, dass man das erste Mal in dieser Saison in der Königsklasse keine Gegentreffer hinnehmen musste, gerade weil "wir in der Champions League schon sehr viel zugelassen haben", so Schlotterbeck. "Also ist es heute ein rundum gelungener Tag."
Diskussionen nach dem Spiel nur eine Nebensache
Dass es nach dem Abpfiff zwischen den beiden Teams noch zu einer kleinen Auseinandersetzung in einer aufgeheizten Atmosphäre kam, wollten die beiden deutschen Nationalspieler eher als eine Randgeschichte sehen, die an diesem Tag nicht wichtig sein sollte. "Ein Staffmitglied des Gegners sagte, ich solle Respekt zeigen, aber es gibt ein paar Spieler, die zu unserem Trainer gesagt haben, dass er leise sein soll. Ich weiß ja nicht, wie die dann Respekt so sehen", kommentierte Adeyemi diesen kurzen Vorfall und fügte an: "Ich glaube, von beiden Seiten wurde gestichelt. Am Schluss ist das Fußball und für mich ist das eigentlich gegessen."
Nun stehen für die Borussia innerhalb einer Woche zwei Spiele gegen Bayer Leverkusen an - eines in der Bundesliga (Samstag, 18.30 Uhr) und eines am kommenden Dienstag (21 Uhr) im Pokal. Aufgaben, bei denen es um eine Standortbestimmung gehen könnte - oder sogar ein erstes Ziel verpasst werden kann.
Aus diesem Grund wurde der erfolgreiche CL-Abend in der Kabine auch nicht lange gefeiert, wie Schlotterbeck zum Abschluss anmerkte: "Ich werde jetzt in den Pool gehen und ein bisschen ausradeln, und dann gehe ich auch nach Hause."