Wenn am Donnerstagabend in Nizza die Aufstellungsbögen gedruckt werden, dann wird es für den Linksverteidiger des SC Freiburg, dessen Name rund eine Stunde vor dem Anstoß in der Startelf aufgeführt wird, ein ganz besonderer Abend werden.
Gar historisch könnte er für Christian Günter sein, der in der Vorwoche beim 3:1 im DFB-Pokal in Düsseldorf in der Liste der SC-Profis mit den meisten Spielen mit Andreas Zeyer gleichzog. Der nächste Einsatz des 32-Jährigen wird der 441. für die erste Mannschaft der Freiburger, womit er zum alleinigen Rekordspieler aufsteigen wird.
Am Wochenende musste Günter zuschauen
Doch so sicher wie ein Startelf-Einsatz Günters beim Sport-Club über viele Jahre war, ist er nicht mehr. Am Wochenende, beim 0:0 in Berlin, saß das Freiburger Urgestein bereits zum vierten Mal in dieser Spielzeit über die volle Distanz auf der Bank.
Der Grund dafür, dass vor den Spielen der Freiburger mittlerweile gerätselt werden muss, wer die linke Defensivseite übernimmt, heißt Jordy Makengo. Der 24-Jährige hat aus dem Startelf-Abonnement, das Günter sich im Laufe seiner zweiten Profi-Saison 2013/14 erarbeitete und seither, wenn er fit war, dauerhaft innehatte, mittlerweile ein Job-Sharing-Modell werden lassen.
Beide begannen je siebenmal
Schon in der vergangenen Saison erhielt Makengo in sechs der letzten sieben Ligaspiele den Vorzug, auch in dieser Spielzeit durfte er an sechs der ersten neun Spieltage starten. In den Pokalwettbewerben erhielt dafür Günter häufiger das Startelf-Mandat, weshalb beide vor dem vierten Europa-League-Spieltag bei jeweils sieben Einsätzen von Beginn an stehen.
Setzt Julian Schuster auf Makengo, würde dieser zum zweiten Mal in seiner Karriere ein Profispiel in seinem Heimatland bestreiten. Der 1,91-Meter-Mann aus dem Pariser Vorort Saint-Denis, der das Stade de France beheimatet, absolvierte bereits 2023/24 das Play-off-Hinspiel beim RC Lens über die vollen 90 Minuten. Beim 0:0 erhielt er die kicker-Note 3. Eine Woche später, erneut mit Makengo in der Startelf, allerdings nur über 45 Minuten (kicker-Note 4), setzte sich der Sport-Club mit 3:2 nach Verlängerung durch und buchte das Achtelfinal-Ticket.
Mögliches "mega Gefühl" für Makengo
"Ich bin Profi und ich bin Spieler von Freiburg, also ich fühle mich deutsch", antwortete Makengo am Mittwoch mit einem Lachen auf die Frage nach der Besonderheit der Partie in Nizza für ihn. 2021, kurz vor seinem 20. Geburtstag, wechselte der Defensivspieler aus der zweiten Mannschaft der AJ Auxerre in den Breisgau. Dort fühlt er sich wohl, hat erst im Sommer seinen Vertrag verlängert. "Aber trotzdem ist es als Franzose ein mega Gefühl, im Heimatland zu spielen".
„Ich bin froh, diese Qual der Wahl zu haben und zwei so gute Linksverteidiger aufstellen zu können.“ (Julian Schuster)
Am Abend vor dem Spiel jedenfalls wollte sich Schuster noch nicht festlegen, wer gegen den Achten der Ligue 1 denn nun beginnen darf. Sowohl der Rekord als auch das Spiel im eigenen Land seien "natürlich triftige Gründe" für eine Startelf-Nominierung, erklärte der Coach und scherzte, dass er ja auch mit beiden anfangen könne. "Aber lassen wir uns mal überraschen. Ich bin froh, diese Qual der Wahl zu haben und zwei so gute Linksverteidiger aufstellen zu können."
Natürlich ist es auch möglich, dass die rund 1500 mitgereisten Freiburger im Laufe des Spiels Günter und Makengo - dann höchstwahrscheinlich nacheinander - auf dem Platz sehen. In sieben der 14 Saisonspiele war das bislang der Fall. Wobei am Donnerstagabend sicherlich beide den Anspruch haben dürften, dieses besondere Spiel von Beginn an zu bestreiten.