Hountondji hatte schon zu Beginn dieser Spielzeit Geschichte geschrieben, war der erste St. Pauli-Angreifer, der in der Bundesliga-Historie des Stadtteilklubs an den ersten drei Bundesliga-Spieltagen getroffen hatte. Am Samstag in München war er dann auch derjenige, der mit seiner Blitzführung das erste Stürmertor seit dem 2:1 gegen Augsburg am 3. Spieltag erzielt hat. Die Hoffnung auf dadurch entstehenden Rückenwind aber hat einen Dämpfer bekommen - immerhin aber nur einen kleinen.
Pokal-Keeper Voll bekommt keinen Einsatz
Schon beim Abgang aus der Allianz-Arena hatte der 23-Jährige in der Mixed Zone die Hoffnung geäußert, dass seine Muskelblessur eher harmloser Natur sei. "Ich denke, es ist nicht so schlimm, es fühlt sich nicht danach an." Tatsächlich bestätigten die nach der Rückkehr in Hamburg vorgenommenen Untersuchungen am Oberschenkel die Einschätzung der Leihgabe. Alexander Blessin verriet am Montagnachmittag auf der Pressekonferenz vor dem Trip an den Niederrhein: "Es ist nicht ganz so schlimm und nur eine kleine muskuläre Verletzung."
Die Blessur zwingt Hountondji, mit vier Treffern bester Schütze des Vorjahres-Aufsteigers, nicht zu einer längeren Pause, sie bremst aber die Entstehung eines Flows beim Stürmer nach dem langersehnten Torerfolg. "In Mönchengladbach", sagt der Trainer, "fällt er auf jeden Fall aus. Wie es danach weitergeht, hängt von der Entwicklung der nächsten Tage ab." Blessin hat leise Hoffnung, dass sein Torjäger im darauffolgenden Ligaspiel, am Sonntag in Köln, womöglich schon wieder zur Verfügung steht. Spätestens in den dann anstehenden Keller-Duellen gegen Heidenheim und in Mainz soll er wieder mitwirken können.
Eine Entscheidung ist auch über die Besetzung der Torwartposition gefallen. Blessin hat angekündigt, dass am Dienstagabend bei der Borussia nicht Pokal-Torwart Ben Voll, sondern Stammkeeper Nikola Vasilj spielen wird. "Eine bittere und schwere Entscheidung", nennt der 52-Jährige diesen Entschluss - zumal Voll in der 2. Runde gegen Hoffenheim zum Held im Elfmeterschießen aufgestiegen war. Der Grund ist die aktuelle sportliche Situation und das Ringen um Stabilität nach nun neun Bundesliga-Niederlagen in Folge.
"Für Ben", sagt Blessin, "tut es mir unendlich leid. Er ist ein super Torwart, ein super Typ. Es steht völlig außer Frage, dass er es verdient gehabt hätte. Aber wir wissen um unsere Lage." Der Coach hat nach vielen personellen Wechseln zuletzt ein stabileres Gerüst gefunden, mit James Sands, Joel Chima Fujita und Rückkehrer Jackson Irvine ein neues Mittelfeldzentrum gebildet, dahinter soll die zentrale Achse um Abwehr-Chef Eric Smith und eben Vasilj nicht wieder auseinandergebaut werden. "In der Situation, in der wir uns gerade befinden, haben wir diese Entscheidung so getroffen", sagt Blessin. Zumal er im Angriff notgedrungen ja schon auf einer Position zum Umbau gezwungen ist.