Es kommt ohnehin nicht häufig vor, dass Frank Schmidt einzelne Spieler belobigt. Nach der Partie in Sinsheim machte der 51-Jährige eine Ausnahme, allerdings galten die Komplimente keinem Heidenheimer.
Schmidt: "Daran können wir uns orientieren."
"Wenn ich einen Spieler von Hoffenheim herausheben kann und darf", hob Schmidt in der Pressekonferenz an und stelle Vladimir Coufal als leuchtendes Beispiel für seine eigene Truppe an, "wenn ich diesen rechten Verteidiger sehe, der ist schon 33, aber was der heute für eine Energie auf den Platz gebracht hat, wie er vorwärtsverteidigt und Zweikämpfe geführt hat, da schauen wir, wie wir uns daran orientieren können."
Ilzer: "Die Frage nach dem Alter stellt sich nicht"
Gerade die zweite Halbzeit, als Coufal sein Pensum direkt vor den Trainerbänken präsentierte, hinterließ auch bei Christian Ilzer mächtig Eindruck. "Er ist unglaublich laufbereit, die Frage nach seinem Alter stellt sich nicht. Er ist topfit und hochprofessionell in allem", bestätigt auch Hoffenheims Cheftrainer und adelt den Neuzugang: "Er ist ein extremer Mehrwert für unser Spiel in beide Richtungen."
Mit dieser aus der Not der Verletzung von Valentin Gendrey (Knöchelbruch) geborenen Verpflichtung des seinerzeit vertragslosen Tschechen entpuppt sich immer mehr als wesentliche Verstärkung. Bei Coufal wirkt nichts zufällig. In jeder Aktion spürt man die enorme Routine und Erfahrung eines mit allen Wassern der Premier League gewaschenen Profis.
Coufals Mahnung an die Kollegen
"Vlad macht das hervorragend, wie er schwierige Dinge auflöst, wie er schwierige Bälle mitnimmt und richtige Entscheidungen trifft", schwärmt Ilzer, und erinnert an die hohen Anforderungen: "In der letzten Linie zu verteidigen und in der ersten Linie anzugreifen, das ist taktisch wie physisch keine leichte Position ist, er macht das wirklich tadellos."
Schon auf St. Pauli (0:3) stach der sowieso arg konstante Coufal heraus, der auch schwierige Diagonalbälle sauber verarbeitet oder gar per Direktabnahme in brandgefährliche Flanken vors gegnerische Tor schlägt. So geschehen in Hamburg vor Tim Lemperles Pfostenschuss und gegen Heidenheim nach Andrej Kramarics starkem Ball hinter die Abwehr (29.).
"Wir haben zuvor drei Heimspiele nacheinander verloren. Heute haben wir bewiesen, dass wir eine starke Mannschaft sein können", befand Coufal und legte sogleich den Finger in die Wunde: "Mit Ausnahme der letzten 25 bis 30 Minuten, wo wir beim Stand von 3:0 versucht haben, nur noch zu zocken, wo jeder versucht, Tore zu schießen, und wir ein unnötiges Tor kassieren."
Neuer Vertrag über den Sommer hinaus?
Eine Mahnung eines Routiniers, die gehört wird. "Wie er sich auch immer mehr als Leader in der Truppe entwickelt", so Ilzer, ist ein weiterer wertsteigernder Aspekt, Coufals Wort hat Gewicht in der Kabine, nicht nur auf dem Spielfeld reiht sich der vormalige West-Ham-Profi ein in die Reihe der Ankerspieler, wie sie Ilzer bezeichnet, die wie Kapitän Oliver Baumann oder Kramaric der ansonsten jungen Truppe Halt und Orientierung geben.
Insofern entwickelt sich Coufal mehr und mehr zum Glücksfall, der sich trotz seines Alters auch zielstrebig um eine Vertragsverlängerung über den kommenden Sommer hinaus bewirbt. In Coufals aktueller Verfassung dürfte sich auch ein fitter Gendrey arg strecken müssen, um sich gegen diesen Konkurrenten zu behaupten.