"Er läuft und läuft und läuft". Der Werbeslogan für den VW-Käfer aus den 1960er Jahren steht für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. So gesehen passt der Spruch auch auf Kassels Innenverteidiger Frederic Brill, der am kommenden Sonntag beim Auswärtsspiel bei Mainz 05 II zu seinem 299. Pflichtspieleinsatz für den KSV Hessen Kassel kommen wird.
Seit 2015 steht er im Kader der Nordhessen und wird voraussichtlich beim darauffolgenden Heimspiel gegen den SV Sandhausen am Nikolaustag seine 300. Partie im KSV-Trikot bestreiten. "Das ist schon purer Stolz, wenn man in der heutigen Zeit eine derartige Schallmauer durchbrechen darf", sagt der 33-jährige gebürtige Saarländer, der aber auch betont, "als Kind nicht in KSV-Bettwäsche geschlafen" zu haben.
„Ich hätte damals nie gedacht, dass ich hier so lange bleiben werde.“ (Frederic Brill)
So war Kassel bis 2017 für ihn nur ein ganz normaler Arbeitgeber. "Ich hätte damals nie gedacht, dass ich hier so lange bleiben werde", räumt Brill ein. Doch dann änderte sich alles für den Verein und auch für Brill. Im Sommer 2017 ging der KSV in Insolvenz, das Fortbestehen des Klubs stand auf der Kippe. "Alle im Verein, vor allem aber die Fans, sind damals ganz eng zusammen gerückt. Das ist der Ursprung dieser Vereinstreue."
Vom Mittelfeldspieler zum Innenverteidiger
Brill, der viele Jahre im defensiven Mittelfeld gespielt hat, wurde Ende 2024 vom damaligen Interimscoach Andre Schubert zum Innenverteidiger umfunktioniert. Unter Trainer René Klingbeil perfektionierte er in der letzten Winterpause die Abläufe mit seinem Nebenmann Maurice Springfeld. Inzwischen spielt er sehr gerne in der hintersten Linie und ist Klingbeil für die Umschulung dankbar. "Hier kann ich besser organisieren und das Spiel dirigieren." Ganz neu ist die Aufgabe nicht für ihn, bereits in der Jugend spielte er auf dieser Position.
Sein Vertrag beim KSV läuft im Sommer 2026 aus. Was danach kommt, weiß Brill noch nicht. "Ich habe schon vor einem Jahr gesagt, dass es meine letzte Saison ist und ich spiele immer noch", sagt er mit einem Schmunzeln. "Wir werden im kommenden Frühjahr sehen, was passiert." Seine Zukunft sieht er nach der aktiven Karriere generell aber außerhalb der Fußballbranche. Brill hat den Bachelor im Sportmanagement abgeschlossen und gerade seine BWL-Masterarbeit abgegeben. "Ich will in die normale Berufswelt einsteigen und nebenbei als Trainer arbeiten."
Bauer als Rekordspieler bald abgelöst
Vorher steht noch ein nächstes Etappenziel in seiner sportlichen Laufbahn an. Im neuen Jahr kann Brill Rekordspieler beim KSV werden, zumindest, was die Zeit nach der Vereinsneugründung im Jahr 1998 betrifft. Die bisherige Bestmarke hält Vereinsikone Thorsten Bauer. Der legendäre Torjäger, der von 2002 bis 2011 161 Ligatore für die Nordhessen erzielte, kam bisher auf 302 Spiele in Liga und Hessenpokal. Eine Marke, die Brill voraussichtlich im März 2026 knacken kann.
Kassel, das in der Liga seit sieben Spielen ohne Niederlage ist, befindet sich auf einem "guten Weg", wie der Innenverteidiger betont. "Wir haben so oft schon Rückstände aufgeholt, das spricht für unsere Charakterstärke." Gleichwohl weiß Brill auch, dass die Liga extrem eng beieinander ist. "Nach zwei Siegen ist man ganz oben dabei, nach zwei Niederlagen auf Rang 12."