"Kleines Fragezeichen" hinter Grimaldo: Wie viel riskiert Hjulmand?

Kann Alejandro Grimaldo am Samstag in der Partie beim VfL Wolfsburg für Bayer 04 spielen? Der Einsatz des Leverkusener Linksverteidigers und Spielmachers, der sich beim spanischen Nationalteam eine Muskelverletzung zugezogen hat, steht auf der Kippe. "Bei Grimaldo gibt es ein kleines Fragezeichen, aber er kann heute trainieren", sagte Kasper Hjulmand am Freitag, "dann sehen wir nach dem Training weiter."

Bei seinem wichtigsten Spieler konnte der Däne also kein Grünes Licht geben. Das Gleiche gilt für den Brasilianer Arthur, der sich am Mittwoch im Training am Rücken verletzt hat und die Einheit abbrechen musste. "Auch bei Arthur wissen wir es vor dem Training noch nicht", sagte Hjulmand zu dessen Einsatzchancen.

Hjulmand kündigt Tellas Rückkehr ins Aufgebot an

Würden Grimaldo und Arthur beide am Samstag passen müssen, würde sich die Leverkusener Startelf quasi von alleine aufstellen, da dann für die beiden Schienenpositionen nur noch Jeanuel Belocian (links) und Ernest Poku (rechts) blieben. Werden doch Lucas Vazquez (34, Rückenprobleme) und Axel Tape (18, nach Muskel-Sehnenverletzung im Oberschenkel) für die Aufgabe auf der rechten Seite weiterhin fehlen.

Von den Verletzten steht einzig Nathan Tella, der nach dem 3. Spieltag wegen Knieproblemen nicht mehr zum Einsatz kam, definitiv wieder zur Verfügung. "Nathan ist zurück im Kader", erklärte Hjulmand, wobei der Angreifer und Schienenspieler nach dieser langen Pause noch kein Kandidat für die Startelf sein kann, sondern nur als Joker eingeplant werden dürfte.

Grimaldo zu schonen, damit er gegen den BVB fit ist, liegt nahe

Vor dem Wolfsburg-Spiel stellt sich nicht nur angesichts der Engpässe auf beiden Seiten die Frage: Wie viel riskiert Hjulmand mit Grimaldo? Sportlich ist dieser unverzichtbar, nachdem der 30-Jährige in dieser Saison nach dem Abgang von Topstar Florian Wirtz (zum FC Liverpool) und Chef-Stratege Granit Xhaka (zum AFC Sunderland) zum Dreh- und Angelpunkt des Leverkusener Spiels aufgestiegen ist. Und das macht es so kompliziert.

Schont der Trainer also seinen Topstar in Wolfsburg, wo Bayer drei Punkte einfahren muss, um Anschluss an die Champions-League-Plätze zu halten. Oder geht er das Risiko einer Folgeverletzung mit einem Einsatz des Technikers ein? Angesichts von acht Partien innerhalb von 28 Tagen wäre dies eine Gratwanderung.

Verzichtet Hjulmand hingegen am Samstag auf Grimaldo, könnte er diesem auch am Dienstag in der Champions League beim ohnehin übermächtig erscheinenden Manchester City eine weitere Pause geben. Mit dem Effekt, dass Bayers bester Scorer sich vielleicht bis zu den dann folgenden zwei Kracher-Duellen mit dem BVB am 29. November in der Liga und am 2. Dezember im Achtelfinale des DFB-Pokals vollständig regenerieren könnte.

Durch Grimaldos neue Rolle hat sich sein Pensum noch mal erhöht

Das richtige Maß bei Grimaldo zu finden, ist schwierig. So modifizierte Trainer Kasper Hjulmand die Rolle des eigentlichen Linksverteidiger so weit, dass der Spanier inzwischen bei Leverkusener Ballbesitz durchweg als Zehner agiert und nur in der Defensive noch klar auf der linken Seite als Außenverteidiger in der dann gebildeten Fünferabwehrkette fungiert.

Da Grimaldo unter dem vormaligen Bayer-Trainer Xabi Alonso nur sporadisch ins Mittelfeld-Zentrum rochierte, hat sich durch seine neue Doppelrolle sein Arbeitspensum auf dem Platz noch mal vergrößert. Zumal der Techniker, der in dieser Saison noch stärker in die Rolle des Führungsspielers geschlüpft ist, so während der 90 Minuten noch mehr Verantwortung übernimmt.

Einen längeren Ausfall Grimaldos können sich Bayer und Hjulmand nicht erlauben

Jetzt muss der Dauerbrenner, den Hjulmand bereits am 1. November bei der 0:3-Niederlage im Topspiel beim FC Bayern München wegen der zuvor zu hohen Belastung hatte schonen müssen, seinem enormen Pensum Tribut zollen. In der Allianz-Arena hatte der Trainer erklärt, Grimaldo habe die "orange Flagge" geschwenkt, und auf seinen besten Akteur verzichtet, um eine Verletzung zu vermeiden. Einen längeren Ausfall des Freistoß-Künstlers zu riskieren, können sich Bayer und Hjulmand nicht erlauben - damals wie heute.