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Kovacs ehrliche Worte: "Das Niveau haben wir noch nicht"

kicker

Es waren spannende Einblicke, die zwei kleine Jungs nach dem Spiel zwischen Manchester City und Borussia Dortmund am Mittwochabend hatten. Die beiden saßen an einem Tisch des Gastronomie-Bereichs im Bauch des Etihad Stadium und waren nur durch eine semi-transparente Scheibe von der Mixed Zone getrennt, durch die alle Protagonisten der 90 Minuten zuvor kamen, um nach dem Duschen zum Ausgang zu gehen.

Was sie mit am Glas plattgedrückten Nasen sahen, waren routinierte City-Akteure wie Abwehrchef John Stones, der mit den englischen Medienvertretern den Sieg seines Teams besprach, aber vor allem Dortmunder Profis und Verantwortliche irgendwo zwischen Ernüchterung und Trotz.

Das 1:4 hatte dem BVB recht klar aufgezeigt, dass die europäische Spitze trotz aller Stabilisierung in den letzten Monaten und einem guten Start in die Champions League doch noch eine ganze Stufe entfernt ist. Zehn Minuten zu Spielbeginn hatten die Gastgeber etwas überrascht auf den mutigen Auftakt der Schwarz-Gelben reagiert und waren ins eigene Abwehr-Drittel zurückgedrängt worden, danach machte City ernst und sorgte schnell für klare Verhältnisse.

Bis zur 57. Minute mit dem vorentscheidenden 3:0 des überragenden Phil Foden war die Partie dann entschieden, auch wenn der BVB in der Schlussphase noch einmal verkürzte und kurz sogar am 2:3 schnupperte. Das war allerdings vor allem dem Nachlassen der Gastgeber geschuldet, die ein bis zwei Gänge herausnahmen, tiefer standen und passiver wurden. Der Schlusspunkt des Beinahe-Borussen Rayan Cherki in der Nachspielzeit beendete das Spiel dann standesgemäß und auch in der Höhe gerecht.

Probleme auf den Außenbahnen, zu viel Raum im Zentrum

"Es war eine verdiente Niederlage", musste also Dortmunds Sebastian Kehl vor den Augen der beiden kleinen City-Fans hinter der Scheibe zugeben: "City war die deutlich bessere Mannschaft." Auch der Sportdirektor hatte die Probleme der beiden Dortmunder Außenverteidiger Julian Ryerson und Daniel Svensson gegen ihre schnellen Gegenspieler Savinho und Jeremy Doku gesehen, und ebenso, wie Manchester durch einen breiten Spielaufbau und die dann einrückenden Achter immer wieder zu viel Raum im Zentrum hatte, den Foden zweimal maßgerecht aus der Distanz nutzte.

"Wir haben uns schwergetan, obwohl wir versucht haben, auf der Außenbahn zu doppeln", erkannte Kehl und brachte es auf den Punkt: "Wenn man die Tore sieht, das ist dann einfach eine sehr, sehr hohe Qualität. Und das muss man anerkennen.“ Gegen Gegner aus der Regalhöhe ManCity reicht es für den BVB noch nicht. Nur vier Niederlagen kassierte Niko Kovac mit seinem Team seit Anfang April: beim FC Barcelona im Champions-League-Viertelfinale, gegen Real Madrid im Klub-WM-Viertelfinale, bei Bayern München in der Liga und nun eben bei Pep Guardiolas Ausnahme-Team.

Es sind erwartbare bis eingepreiste Pleiten und angesichts der sonst guten Ausbeute in der bisherigen Saison auch verschmerzbare. Aber sie zeigen eben auch, dass Dortmund nicht so weit ist, Mannschaften dieser Kragenweite einen 90-minütigen Kampf auf Augenhöhe zu bieten.

Kovac kritisiert kniehohe Pässe

Das liegt vor allem an der individuellen Klasse, findet Kovac: "Der Unterschied war Citys hohes Maß an Qualität. Sie haben ihre Pässe viel sauberer gespielt. Wir haben auch die richtigen Pässe gespielt, aber unsauber, kniehoch." Gut genug für 20 Punkte aus den ersten neun Ligaspielen und für Siege gegen europäische Gegner der Kategorie FC Kopenhagen und Athletic Bilbao, aber eben nicht mehr. "Wir sind in der Bundesliga eine sehr gute Mannschaft, waren in der vergangenen Saison unter den letzten acht Teams in der Champions League", zählt Kovac auf: "Aber City verkörpert Weltklasse, das Niveau haben wir noch nicht. Das muss man ehrlich sagen."

Noch nicht, betont der Coach also und schiebt nach: "Wir wollen irgendwann dahin, müssen uns aber weiter verbessern.“ Aktuell allerdings ist der Trend im spielerischen Bereich eher ein Rückschritt im Vergleich zu den Spielen zu Beginn der Saison. Die Siege gegen Teams wie zuletzt Köln und Augsburg waren das Ergebnis einer stabilen Abwehr und vereinzelter Glanzlichter in der Offensive. Angesichts des straffen Pensums und der unterm Strich meist positiven Ergebnisse ist das für den Moment ausreichend. Mittelfristig aber sollte es den nächsten Schritt geben - sowohl gegen Weltklasse-Teams wie City als auch im Alltag.