Auch wenn Österreichs U 17 am Donnerstag das WM-Finale gegen Portugal in Doha mit 0:1 verlor. Der Eintrag in die heimische Sportgeschichte ist der ersten rot-weiß-roten Auswahl in einem WM-Endspiel nicht zu nehmen. "Ich bin sehr, sehr stolz auf diese Truppe", betonte ÖFB-Teamchef Herbert Stadler, der mit Johannes Moser auch den Torschützenkönig des Turniers in Katar (8 Treffer) in seinen Reihen hat. "Sie hat Unglaubliches geleistet."
Direkt nach Abpfiff im Khalifa-International-Stadion stellte sich bei den rot-weiß-roten Protagonisten aber vorerst die Leere der Verlierer ein. "Das tut weh", so Daniel Posch. Der Tormann konnte in der 32. Minute den entscheidenden - und trotz Videostudiums wegen Abseits umstrittenen - Treffer von Anisio Cabral nicht verhindern, es war das zweite Gegentor für Österreich im Turnier.
Sieben Spiele mit sieben Siegen bei 17:1-Toren hatte die Stadler-Truppe bis zum Finale absolviert, die Hoffnungen auf den ganz großen Coup waren berechtigt. Doch im Gegensatz zum Gros der Auftritte davor konnte Österreich seine Stärken gegen den U17-Europameister zu selten zeigen - gefährliche Umschaltmomente gab es wenige. "Zu passiv", sei man in der ersten Hälfte gewesen, monierte Stadler, erst nach Seitenwechsel wurde es etwas besser.
"Portugiesen nicht umsonst Europameister"
"Da haben wir unser wahres Gesicht gezeigt und einen tollen Fight geliefert", konstatierte Stadler, dessen Truppe im heißen Finish durch Daniel Frauscher noch einen Stangenschuss verzeichnete (85.). "Wir sind in die zweite Hälfte besser reingekommen, waren näher dran und haben sie besser weggehalten vom Tor", stellte Posch fest, zollte dem Gegner aber Respekt. "Die Portugiesen waren besser, man hat gesehen, dass sie nicht umsonst Europameister sind."
Auch wenn es für den ersten österreichischen Titel bei einer Endrunde knapp nicht reichte, bleiben zahlreiche "magische" Momente - und die Erkenntnis, dass mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung vieles möglich ist. "Wir waren eine homogene Truppe mit einem extremen Teamspirit", sagte Stadler, der mit seinem Trainerstab dafür maßgeblich verantwortlich war.
Bestätigung dafür gab es von neutraler Seite. "Man spürt bei dieser Mannschaft, da ist System dahinter. Das ist eine Rieseneinheit", hatte Pascal Zuberbühler, Leiter der sechsköpfigen Technischen Studiengruppe des Weltverbands (FIFA), vor dem Finale erklärt. "Es stimmt alles zusammen, wie ein Puzzle."
Kapitän Pokorny: "Extrem stolz"
Am Ende sollte nur ein kleines Teilchen fehlen, so gab es immerhin die Silbermedaille aus den Händen von FIFA-Präsident Gianni Infantino. "Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft. Was wir in den letzten Wochen geleistet haben, ist Wahnsinn", betonte Kapitän Jakob Pokorny. Der Verteidiger ist mit seinem Liefering-Teamkollegen Moser einer von fünf Akteuren, die bereits in Österreichs 2. Liga und damit im Erwachsenenbereich aktiv sind - ein auf U17-Niveau nicht zu unterschätzender Faktor.
Der Übergang in den Profifußball ist es auch, der für die Hoffnungsträger von Katar in den kommenden Jahren die große Herausforderung sein wird. Wie weit der Erfolg von heute einst auch im A-Team Niederschlag findet, bleibt abzuwarten, gilt es für jeden der Spieler doch noch einige Hürden zu nehmen.
Pröll: "Dürfen nicht nachlassen"
Für den ÖFB war der Vizetitel eine Woche nach der erfolgreichen WM-Quali ein neuerliches Geschenk. "Was die Burschen auf den Rasen gebracht haben, ist wirklich großartig. Ganz Österreich kann stolz sein auf dieses Team", schwärmte ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzender Josef Pröll - mahnte aber zugleich: "Wir dürfen nicht nachlassen, das Tempo ist hoch, da müssen wir dran bleiben."