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Naumoski: "Lederer war nur auf dem Papier unser Trainer"

kicker

Fast zwei Jahre war ich weg gewesen, hatte keine zwölf Pflichtspiele gemacht. Am Anfang habe ich gedacht: "Mattersburg? Du warst Meister mit dem GAK." Dann habe ich die Truppe gesehen. Krzysztof Ratajczyk, René Wagner, Michael Mörz, Christian Fuchs, Jürgen Patocka - und Kühbauer sowieso. Es war eine richtig gute Mannschaft. Jeder hat geredet, dass wir die Bauern der Liga waren, der Dorfverein, die Holzhacker. Aber der Verein war super geführt, alles hat gepasst. Wir waren mehr als die physische Truppe.

Wir waren als Team so gut, wir haben eigentlich keinen Trainer gebraucht. Und dann war da noch der Kühbauer. Er hat uns gecoacht. Er war Mattersburg. Er war alles, am Platz, in der Kabine, bei der Ansprache. Auch wenn der Didi dich geschimpft hat, hat er's gut gemeint. Manchmal war er auch ein Oasch, aber er wusste, was er macht. Kühbauer wollte von uns Jungen immer das Maximum rausholen. "Schleich dich, wenn'st net willst", hat er schon mal gesagt.

Naumoski: "Kühbauer war für mich eine Respektsperson"

Wir haben uns Dinge untereinander ausgemacht am Platz, egal, was Lederer vorher gesagt hat. Kühbauer hat jeder zugehört. Wir hatten schon eine gewisse Spielidee, aber die taktischen Vorgaben von Lederer waren im Grunde: "Haut's den Ball viere, wir rücken nach und dann pressen wir sie an." Lederer war unser Trainer, aber mehr auf dem Papier und offiziell, eigentlich haben wir uns das alles selbst ausgemacht.

Kühbauer war für mich eine Respektsperson. Ich habe mich einen Hax'n ausgefreut, mit Didi zu spielen. Er ist in der Geschichte Österreichs einer der besten Fußballer auf seiner Position. Kämpferisch, spielerisch, läuferisch. Und auch menschlich. Ja, er kann ein Ungustl sein, aber er ist ein Typ. Kühbauer ist einer, mit dem du beim Training raufen kannst und beim Duschen ist alles wieder gut. Das haben wir auch öfters gemacht, muss ich zugeben. Nicht nur im Training, auch in der Kabine in der Halbzeit. Aber sobald wir wieder am Rasen gestanden sind, war alles okay. Er ist heißblütig, ich bin heißblütig - wir haben uns nichts geschenkt.

Lederer war irgendwie immer einer, wo du nicht gewusst hast, ob er hinter dem Rücken über dich redet. Ich habe gemerkt, dass er mich nicht richtig leiden konnte. Und daher konnte ich auch nicht mit ihm. Aber er hat mich gebraucht. Ich war ein wichtiger Teil der Mannschaft. Auch habe ich keine Sekunde gegen ihn gearbeitet, auch, wenn ich gewusst habe, dass er oft gegen mich gearbeitet hat.

"In Mattersburg hat's einfach gepasst"

In Mattersburg hat's einfach gepasst. Von Anfang an. Ich habe wieder Freude am Fußball gefunden, wie ich sie beim GAK gehabt hatte. Ich war wieder Fußballer, kein Dauerpatient. Ich bin wiederauferstanden. Im österreichischen Fußball. Die sechs Monate Laufen in Catania und das Monat bei Jürgen Klopp in Mainz auf Vorbereitung haben mir geholfen. Dabei war es bei Mattersburg nicht selbstverständlich, dass ich spiele. Vorne war schon Konkurrenzkampf. Thomas "Schutti" Wagner, René Wagner, Marcus Hanikel.

„Wir haben auswärts mit 2:1 gewonnen. Ich habe ein Traumtor gemacht - genau ins Kreuzeck habe ich den Ball geschlenzt, wieder war ich voll da gegen den Klub, bei dem ich nie eine Chance hatte in der Jugend ... Hanikel macht dann das 2:1 und ich bin aus dem Feiern nicht rausgekommen. Direkt Ottakringer Straße. Hajde, Brate.“ (Ilco Naumoski über die Genugtuung nach dem Sieg bei Rapid)

Dann kam die sechste Runde. Heimspiel gegen Ried. Da ist mir der Knopf aufgegangen. Die Freude war groß, nicht nur bei mir, auch bei Didi Kühbauer - er ist zu mir gelaufen nach dem Tor, hat mir gratuliert. Zwei Tore habe ich gemacht, eines vorbereitet. 4:3 haben wir gewonnen. Danach kam das Spiel gegen Rapid. Wir haben auswärts mit 2:1 gewonnen. Ich habe ein Traumtor gemacht - genau ins Kreuzeck habe ich den Ball geschlenzt, wieder war ich voll da gegen den Klub, bei dem ich nie eine Chance hatte in der Jugend. Zwei Spieler sind bei dem Tor einfach umgefallen, weil ich sie ausgespielt habe - der Garics und der Katzer. Hanikel macht dann das 2:1 und ich bin aus dem Feiern nicht rausgekommen. Direkt Ottakringer Straße. Hajde, Brate.

Ich war damals frisch verliebt auch noch. In die jetzige Frau von Gudenus, dem Ex-FPÖ-Politiker, der auf Ibiza bei diesem Video dabei war. Ich weiß noch, wie wir im Volksgarten fort waren. Der Kühbauer ist zu uns hergekommen und war ganz perplex. "Sog amoi!", hat er sie angesprochen. "Hast du keine Augen im Kopf? Mit dem bist zusammen?" Der hat das nicht verstanden, dass ich so eine schöne Frau an meiner Seite hatte.

Es ist richtig gut gelaufen. Auch gegen den GAK zu Hause im Oktober. Auswärts hatten wir noch verloren, aber im Pappelstadion habe ich sie gedemütigt. Der Mario Majstorovic, ein alter Freund von mir, auch aus Korneuburg, war da beim GAK in der Verteidigung. "Du Trottel", hat er gesagt, "ich habe eine Gehirnerschütterung, so schwindlig hast du mich gespielt." 3:1 haben wir gewonnen, wieder ein Tor und ein Assist von mir.

"Meine Auftritte am Platz waren immer eine Frage der Lust, der Laune"

Ich muss schon zugeben, das mit der Motivation war immer mal so, mal so bei mir. Gegen die größeren Klubs und Ex-Vereine war ich besonders motiviert. Ich habe sie gedemütigt. Aber ich war nicht immer voll da. Meine Auftritte am Platz waren immer eine Frage der Lust, der Laune. Habe ich mit der Freundin Stress gehabt? Ist mir wer am Oasch gegangen? War ich gut aufgelegt? Habe ich gut geschnackselt? Ich war mein größter Feind. Aber wenigstens war ich immer ehrlich, nie hinterfotzig. Ich war laut, direkt. Ich war ungut. Aus einem Grund: Ich wollte immer gewinnen. Das ist bis heute so. Ich hasse es, zu verlieren. Heute weiß ich, dass ich es oft übertrieben habe.

Der Kühbauer war auch so. Wenn du dem ein Gurkerl schiebst, rutscht er dir mit vier Beinen von hinten rein. Entweder bist du ein geborener Sieger und greifst fürs Gewinnen zu allen Mitteln oder du bist der Anton Pauschenwein. Nix gegen den Pauschenwein, ich will ihn damit nicht runtermachen, ich liebe ihn. Aber ins Stadion kommen die Menschen für Typen wie mich. Wie Kühbauer. Wie Zlatan Ibrahimovic. Wie Gennaro Gattuso. Wie Marco Materazzi. Wie Pepe. Nicht, dass ich so eine Karriere hatte wie die, aber die waren auch alles so verrückte Gewinnertypen.

Lies auch: Ilco Naumoski - Der letzte echte Typ der Bundesliga

In seiner Biographie "Der letzte echte Typ der Bundesliga" erzählt Naumoski auch, warum er sich absichtlich Sperren holte, um Basketballspiele in Serbien als Fan zu sehen, woran Transfers zu AS Roma oder Jürgen Klopp gescheitert sind und welche Wahrheit hinter der Würgeattacke gegen Mitspieler Robert Waltner steckt.

Das Buch erscheint am Mittwoch im SC ABC-Verlag und ist limitiert auf 380 Exemplare - die Anzahl an Naumoskis Profispielen. Die Buchpräsentation findet am Mittwoch, dem 3. Dezember, um 19 Uhr im Café San Marco in der Märzstraße in Wien statt. Weitere Infos unter www.scabc.at.