Am vergangenen Sonntag hat der SSV Ulm 1846 Fußball mit Pavel Dotchev einen neuen Trainer vorgestellt und damit die sportlich wichtigste Baustelle geschlossen. Nur vier Tage später wurde auch auf der Position des Geschäftsführers und Sportchefs Nägel mit Köpfen gemacht: Stephan Schwarz tritt die Nachfolge des geschassten Markus Thiele an.
Thiele war infolge der schweren Krise in die Kritik geraten und wurde durch den Brandbrief der beiden Ulmer Kapitäne Christian Ortag und Johannes Reichert weiter destabilisiert. Das führte letztlich zur Entlassung des Geschäftsführers, der seit Sommer 2021 bei den Spatzen im Amt war.
Mit Schwarz als Nachfolger soll nun die Trendwende in der 3. Liga gelingen. Die Ulmer stehen vor dem 15. Spieltag auf einem Abstiegsplatz und haben zuletzt fünfmal in Folge verloren.
Schwarz ist die "Wunschgesamtlösung"
"Als wir das erste Mal mit Stephan Schwarz gesprochen haben, war klar, dass er eine klare Vorstellung für den Verein hat. Wir freuen uns, dass wir ihn überzeugen konnten und haben damit unsere Wunschgesamtlösung realisiert", kommentierte Dominik Schwärzel, Vorsitzender des Aufsichtsrats, die Verpflichtung.
Schwarz war in seiner bisherigen Karriere schon bei einigen Bundesliga-Vereinen aktiv: Beim VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim arbeitete er als Scout, beim FC Augsburg stieg er bis zum Technischen Direktor auf. Zwischendurch war er Chefscout bei Ulms Drittliga-Konkurrent 1860 München und zuletzt arbeitete Schwarz als Sportdirektor für den Grasshoppers Club Zürich.
"Ein Stratege und Branchenkenner"
Aufgrund dieser Vita attestierte ihm Uli Eitle, Vorsitzender des Aufsichtsrats der GmbH & Co. KGaA, dass er "ein Stratege und Branchenkenner" sei, der den Verein weiterentwickeln könne und mit seiner Art und Weise "hervorragend" nach Ulm passe.
Schwarz selbst freue sich auf die Aufgabe: "Dass ich diese Herausforderung ganz in der Nähe meiner Heimat annehmen kann, reizt mich sehr und ich bin voller Tatendrang. Der Klub hat sehr großes Potenzial, das möchte ich mit dem Trainerteam, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den vielen Fans und Partner abrufen."
Schwarz' Vertrag beginnt offiziell erst im Dezember
Auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim TSV Havelse stellte sich Schwarz, der erst wenige Stunden zuvor seinen Vertrag unterschrieben hatte, erstmals den Fragen der Journalisten in Ulm. Er gab zu, dass der Anruf von Eitle, der ihn Ende letzter Woche erreichte, "sehr überraschend" kam. "Ich musste erstmal in mich gehen und mir Gedanken machen, ob das was sein kann. Es war wirklich völlig unverhofft."
Daraufhin sei Schwarz mit den Ulmer Verantwortlichen ins persönliche Gespräch gegangen, um auszuloten, ob eine Zusammenarbeit Früchte tragen könnte: "Ich bin von den Herren in eine Knochenmühle genommen worden und musste auch Rede und Antwort stehen. Aber das gehört einfach dazu." Es habe inhaltlich und menschlich gepasst, sodass Schwarz, dessen Vertrag offiziell erst am 1. Dezember startet, schon jetzt vor Vertragsbeginn in Ulm mit "Rat und Tat zur Seite steht".