Dennis da Silva Felix (34), seit Saisonbeginn Cheftrainer beim SV Rödinghausen in der Regionalliga West, gibt sich keinen Illusionen hin. "In den nächsten drei Partien müssen wir zwingend punkten, daran führt kein Weg vorbei", sagt der gebürtige Krefelder mit Blick auf die noch ausstehenden Hinrundenspiele gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Köln (Samstag, 14 Uhr) sowie die ostwestfälischen Konkurrenten SC Wiedenbrück (22. November) und SC Paderborn 07 II (28. November). Will der SVR nicht auf einem Abstiegsplatz überwintern, dann helfen nur Erfolgserlebnisse. Und zwar so schnell wie möglich.
Hatte sich der Regionalliga-West-Meister von 2020 und zweimalige Westfalenpokalsieger (2019 und 2022) nach den beiden Siegen bei Schlusslicht SSVg Velbert (3:2) und vor allem gegen den 1. FC Bocholt (3:1) schon auf dem richtigen Weg gesehen, um den Tabellenkeller möglichst bald zu verlassen, folgten zuletzt gegen die U-23-Teams von Borussia Dortmund (2:4) und des FC Schalke 04 (2:3) wieder herbe Rückschläge. Vor allem die Art und Weise der Niederlagen schmerzt.
Brutales Gefühl
Gegen den BVB kassierte Rödinghausen vier Gegentore nach Standards, darunter zweimal nach Eckbällen - und das trotz eines nicht unerheblichen Größenvorteils. Noch näher war Rödinghausen an Halloween auf Schalke an einem - durchaus verdienten - Punktgewinn dran, ging zweimal in Führung und stand am Ende aber dennoch mit leeren Händen da, weil Simon Breuer (22) in der Schlussphase gegen seinen Ex-Klub das vermeintlich sichere 3:2-Siegtor vergab und der Spitzenreiter nur wenig später selbst den entscheidenden Treffer markierte. "Nach diesem Spiel ohne Punkte nach Hause zu fahren, fühlt sich brutal an", stellte Rödinghausens Trainer ernüchtert fest.
"Es ist jetzt nicht zum ersten Mal passiert, dass uns ein spätes Gegentor wertvolle Punkte gekostet hat", erinnerte Sport-Chef Alexander Müller (39) beispielsweise an das 1:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen oder die 1:2-Heimniederlage gegen die Sportfreunde Lotte, als Eduard Probst (24) in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter nicht verwandeln konnte. "Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass wir in den letzten Wochen deutlich besseren Fußball spielen als zu Saisonbeginn. Mit der Ausbeute können wir aber alle nicht zufrieden sein."
Im Gegenteil! "Wer nach 14 Spieltagen auf einem Abstiegsplatz rangiert, der steht dort auch zu Recht", redet Müller Klartext: "Für uns kann es jetzt nur darum gehen, Punkte für den Klassenverbleib zu sammeln und möglichst schnell unten herauszukommen." In der Tat ist der SVR von seinem "gewohnten" Platz im oberen Tabellendrittel aktuell weit entfernt.
Es ehrt Trainer da Silva Felix, dass er die angespannte Personalsituation nicht als Ausrede für die angespannte Lage anführen möchte. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass langfristige Ausfälle von potenziellen Stammspielern wie den beiden Angreifern Niklas Szeleschus (28, Hüftverletzung) und Benyas Solomon Junge-Abiol (26, Saison-Aus nach Kreuzband-Operation), Mittelfeldspieler Marco Hober (30, Leistenblessur) oder Torhüter Matthis Harsman (26, Gesichtsfraktur) zumindest die verfügbaren Alternativen erheblich einschränken.
Zusätzlich handelten sich die Abwehrspieler Tim Corsten (24) und Viktor Miftaraj (24) schon mehrwöchige Rot-Sperren ein. In den beiden jüngsten Partien erwischte es Offensivspieler Abdul Fesenmeyer (23) und Innenverteidiger Maximilian Hippe (27) jeweils mit Gelb-Roten Karten. Fesenmeyer fehlte deshalb gegen Schalke, Co-Kapitän Hippe verpasst das richtungweisende Heimspiel gegen die Kölner U 21. Immerhin gehörte Neuzugang Aygün Yildirim (30) zuletzt erstmals wieder zum Kader. Der Ex-Verler hatte sich im Training an der Schulter verletzt, als sein Mitspieler Corsten unglücklich auf ihn gefallen war. Irgendwie sinnbildlich für Pleiten, Pech und Pannen beim SVR in dieser Saison.
Noch trauen die Verantwortlichen dem jungen Trainer da Silva Felix, der viele Jahre mit großem Erfolg im Nachwuchsbereich gearbeitet hatte, auch bei seinem ersten Job im Männerfußball zu, den Turnaround mit dem Team zu schaffen. Allzu viel Zeit bleibt aber nicht mehr.