Rund zwei Wochen lang hatten Frank Steinmetz und Giuliano Modica interimsweise das Training geleitet. Ab Dienstag treten sie wieder in die zweite Reihe, denn mit Daniel Scherning hat Wiesbaden einen neuen Chefcoach gefunden. Bereits wenige Stunden nach der Verkündung, dass der ehemalige Braunschweig-Trainer den Ende Oktober freigestellten Nils Döring beerbt, stellte sich Scherning gemeinsam mit Sport-Geschäftsführer Uwe Stöver den Fragen der Medien und sprach dabei über Ziele, die er schnell wieder korrigierte.
"Der Verein möchte in die Zweite Liga, ich möchte in die Zweite Liga", schoss der 42-Jährige los - um es danach einzuordnen: "Aber das sind Dinge, die man hier nicht raushauen sollte." Angesichts der Tabellensituation der Hessen, die zuletzt 2023/24 ein einjähriges Intermezzo in Liga zwei hatten, durchaus nachvollziehbar: Die Wiesbadener liegen auf Tabellenplatz 13 mit 19 Punkten aktuell nur drei Zähler vor dem ersten Abstiegsrang. Dem Tabellenstand möchte Scherning jedoch "keine allzu hohe Bedeutung beimessen". Tatsächlich trennen in der 3. Liga derzeit lediglich zehn Punkte einen direkten Aufstiegs- von einem direkten Abstiegsplatz. Scherning spricht von einer "Ausgeglichenheit wie in keiner anderen Liga".
Geografisch betritt der gebürtige Paderborner in Wiesbaden Neuland. Seine bisherigen Stationen in Osnabrück, Bielefeld und Braunschweig lagen allesamt in der Nähe seiner Heimatstadt. "Ich bin ja nicht nur Trainer, sondern auch Vater - und es hat sehr gut gepasst", erklärte Scherning. Reichlich Bedenkzeit hatte er sich genommen; der Kontakt zu Uwe Stöver bestand bereits seit zwei Wochen.
Stöver hatte zuvor ein "umfängliches Profil" für den neuen Cheftrainer erstellt. "Wenn ich bei einem Fußballlehrer die Fachlichkeit voraussetze, dann kann ich das bei Daniel mit einem absoluten Ausrufezeichen versehen", adelte er seine Neuverpflichtung. Scherning wiederum konnte damit überzeugen, wie er die Mannschaft und deren Potenzial einschätzt. Und auch umgekehrt stimmte die Chemie: "Wir haben menschlich von Beginn an einen sehr guten Draht", pflichtete Scherning bei.
Weiterer Co-Trainer im Gespräch
Die 3. Liga kennt Scherning bereits aus seiner Zeit als Trainer des VfL Osnabrück, den er von Juli 2021 bis August 2022 betreute. Auch danach habe er die Liga intensiv verfolgt - regelmäßig sogar im Stadion des SC Verl, wie der Ostwestfale berichtet. Für seine Aufgabe in Wiesbaden stehen ihm die bisherigen Co-Trainer Steinmetz und Modica zur Seite. Stöver schließt jedoch nicht aus, "dass noch ein weiterer Co-Trainer hinzukommt". Dieser würde dann auf Wunsch Schernings dazustoßen.
Wie das Trainerteam die Mannschaft taktisch ausrichten möchte, ließ der neue Coach offen: "Vierer-, Dreier-, Fünferkette - ich habe alles schon spielen lassen." In den kommenden zwei Trainingswochen wolle er sich die Mannschaft genau ansehen und anschließend das passende System festlegen. Unverhandelbar sei für ihn allerdings "eine Leistung voller Leidenschaft, Intensität und Gier."
In der Länderspielpause bleiben dem Ex-Braunschweiger nun zwei Wochen, um seiner Mannschaft diese Werte zu vermitteln. Anschließend wird Scherning beim Tabellennachbarn Waldhof Mannheim sein Debüt geben (Samstag, 22. November, LIVE! ab 14 Uhr bei kicker) - und dort gleich das erste sportliche Ausrufezeichen setzen wollen.