Aus Pilsen berichtet Dennis Zaremba
Die 36. Minute brachte den Bruch im Freiburger Spiel bei Viktoria Pilsen wohl am deutlichsten zum Ausdruck. Im Verbund eroberten Vincenzo Grifo und Maximilian Eggestein an der eigenen Eckfahne gegen Matej Vydra den Ball. Letzterer gab zu Philipp Lienhart, dessen Befreiungsschlag nur wenige Meter weit kam, ehe er von Christian Günters Körper in den Lauf von Cheick Souaré prallte. Aus spitzem Winkel schloss der Franzose ab, Noah Atubolu lenkte etwas wacklig zur Ecke.
Es war die erste echte Chance, die die Freiburger nach einem dominanten Beginn zuließen. "Wir hatten zwei, drei Momente, in denen wir nicht sauber genug waren und Ballverluste hatten. Damit haben wir Pilsen ins Spiel gebracht, sie sind aufgewacht", blickte Julian Schuster auf die Phase zurück, in der seiner Mannschaft das Spiel entglitt. "Wir haben die Kontrolle verloren, damit war ich natürlich nicht zufrieden."
Die Freiburger mussten sich schon fast in die Pause retten, Souaré, Matej Vydra und Prince Adu kamen dem Führungstreffer für die Tschechen nah. Rafiu Durosinmi jubelte gar, sein Kopfballtor wurde aber aufgrund einer Abseitsposition Adus aberkannt.
Das Siegtor "wäre nicht gerecht gewesen"
Nach der Halbzeit kam Igor Matanovic für Junior Adamu mit dem Ziel, mehr Bälle festzumachen. Was allerdings nur bedingt gelang. Der Sport-Club ließ zwar keine weitere Druckphase Pilsens zu, blieb aber selbst offensiv harmlos - mit Ausnahme einer Top-Chance von Johan Manzambi. Pilsens österreichischer Schlussmann Florian Wiegele lenkte den Ball mit einer starken Parade an den Außenpfosten. "Aber ich denke, es wäre auch nicht gerecht gewesen, wenn wir das Tor erzielt und mit drei Punkten nach Hause gefahren wären", sagte Schuster.
Und doch war der Coach nicht ganz glücklich mit dem Remis. "Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen", gestand er. Schließlich hätte er sich gerade aufgrund der ersten halben Stunde schon "mehr erhofft" als ein 0:0. In den weiteren 60 Minuten hätte seine Mannschaft aber eine andere Leistung auf den Platz bringen müssen, um sich den Sieg zu verdienen. "Da müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein."
„Hätte uns vorher jemand gesagt, dass wir nach fünf Spielen ungeschlagen sind, hätten wir es sehr dankend angenommen.“ (Niklas Beste)
Besonders im Kontext Europa League können das die Freiburger auch weiterhin völlig zu Recht sein. Nach fünf Spielen hat der Sport-Club elf Punkte auf dem Konto und belegt Platz 4 mit einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Lyon. "Hätte uns vorher jemand gesagt, dass wir nach fünf Spielen ungeschlagen sind, hätten wir es sehr dankend angenommen", blickte Niklas Beste auf die Tabelle, in der man weiter voll auf Kurs für die Top-8 und die direkte Achtelfinal-Qualifikation ist.
Abwehrchef Matthias Ginter zeichnete das Bild noch größer: "Nach dem 2. Spieltag in der Bundesliga sind wir echt gut dabei", verwies er darauf, dass es in den 15 Pflichtspielen in diesem Zeitraum lediglich zwei Niederlagen gab: Das 0:2 in Leverkusen und das 2:6 in München. Auch, wenn in der Liga mit 13 Punkten aus elf Spielen zurzeit nur Platz 11 zu Buche steht.
Ginter blickt auf "wichtige Wochen"
"Die Wochen vor der Winterpause sind sehr wichtig. Sie entscheiden, in welche Richtung es im neuen Jahr gehen kann", setzte Ginter kurz nach dem Abpfiff bereits den Fokus auf die anstehenden Aufgaben und formulierte das Vorhaben: "Wir sind in allen drei Wettbewerben dabei und hoffen, dass wir jetzt in der Liga nachlegen und danach im Pokal weiterkommen." Am Sonntag (19.30 Uhr) gastiert Mainz in Freiburg, am darauffolgenden Mittwoch (18 Uhr) empfängt der Sport-Club Zweitligist Darmstadt 98 zum Pokal-Achtelfinale.