Leverkusen, Düsseldorf, Union Berlin und Nizza - vier Auswärtsaufgaben am Stück gilt es aktuell für den SC Freiburg zu meistern. Die erste und auf dem Papier mutmaßlich schwierigste beim Champions-League-Teilnehmer und Meister von 2024 verlief nicht erfreulich. 0:2 hieß es bei der Werkself am Ende aus Sicht der Breisgauer, eine auch mit Blick auf das Chancenverhältnis von 3:9 verdiente Niederlage.
Die Geduld mit sich selbst zu behalten - das bleibt bis auf Weiteres gewiss eine wertvolle Freiburger Kardinaltugend. "Es ist alles offen, alles drin", bilanzierte Derry Scherhant nach dem 0:2 in Leverkusen am DAZN-Mikrofon. "Wir haben eine super Truppe und werden noch viele Spiele gewinnen."
Zur Wahrheit gehört allerdings auch: In der aktuellen Phase, in der sich die Tabelle merklich auseinanderzieht, haben die Breisgauer den Kontakt etwas abreißen lassen zu den oberen Tabellenregionen, in welchen der Europa-League-Starter gerne erneut landen will.
Dabei spielt das Team von Trainer Julian Schuster in sämtlichen Wettbewerben gefühlt bislang keine enttäuschende Saison. Die Niederlage bei Bayer war wohlgemerkt die erste nach acht Pflichtspielen ohne Niederlage - ab dem desolaten 1:4 in Köln am 2. Spieltag Ende August. Andererseits hat der Sport-Club nun vier sieglose Liga-Partien mit nur drei eigenen Treffern aneinandergereiht - und kommt bei derzeit neun Punkten nach acht Partien so nicht vom Fleck. Das Schuster-Team schleppt weiterhin den Malus durch den unerwarteten Fehlstart gegen Augsburg (1:3) und Köln mit sich herum. Umso wichtiger wird die Pokalaufgabe am Mittwochabend bei Zweitligist Düsseldorf.
Offensiv mangelte es mal wieder an Durchschlagskraft
Stabilität oder Stagnation, das liegt in diesen Tagen nicht zum ersten Mal im Auge des Betrachters. Ebenfalls zum wiederholten Mal lautete die Bestandsaufnahme in der BayArena: Es mangelt dem Team teils an offensiver Durchschlagskraft wie bei den frühen Möglichkeiten für Scherhant sowie Junior Adamu. Und über noch wesentlich weitere Strecken an kreativer Entlastung generell. Als einzige Offensivkraft vermochte Scherhant, der auf links den Vorzug vor Vincenzo Grifo trotz des starken Auftritts gegen Utrecht erhalten hatte, punktuell nennenswerte Akzente zu setzen.
Der zur Pause eingewechselte Spielmacher Yuito Suzuki blieb dagegen ebenso wirkungslos wie später Mittelstürmer Igor Matanovic, wobei auch Startstürmer Adamu zum wiederholten Male in seinem offensiven Kernaufgabengebiet enttäuschte. Ein Gegner wie Bayer kann sich angesichts dessen relativ stressfrei die notwendige Fülle an Chancen herausspielen.
Zumal Freiburg bei häufig zu großen Abständen zwischen defensivem Mittelfeld und Viererkette am Sonntag weder mannschaftstaktisch noch individuell einen konsequent sattelfesten Eindruck vermittelte. Beim 0:1 ließ zudem Noah Atubolu einen Ball passieren, den ein Keeper mit seinem berechtigt hohen Selbstanspruch parieren muss. Der 23-Jährige formulierte das in eigener Sache diplomatisch: "Ein sehr guter Abschluss mit 117 km/h, kein Fehler. Aber ich werde einen solchen Ball in dieser Saison auch noch halten."
"Energie und Frische" für Schuster "total wichtig"
Beim 0:2 unterlief dann Lukas Kübler ein folgenschwerer Stellungsfehler, Philipp Lienharts Gelb-Rote Karte machte die Negativbilanz komplett - spielentscheidend war die Unterzahl allerdings sicher nicht mehr. "Ein bisschen fehlende Kraft und Energie" machte Schuster für den chancenlosen zweiten Abschnitt verantwortlich, "es kann solche Tage geben. Positiv ist, dass wir dann nicht noch weitere Gegentreffer bekommen haben."
Das kann in Düsseldorf aber logischerweise nicht das Ziel sein. Da gilt es für den Pokalfinalisten von 2022 und Halbfinalisten von 2023, der sich zuletzt in der 2. Runde gegen Zweitligisten Paderborn bzw. im Achtelfinale bei Drittligist Bielefeld recht früh aus dem DFB-Pokal verabschiedete, die nächste Runde zu erreichen.
"Energie und Frische sind total wichtig, demnach wird es auch wieder Veränderungen geben", kündigte Schuster am Dienstag an, nachdem er seine Startelf nach dem 2:0 in der Europa League gegen Utrecht in Leverkusen auf vier Positionen verändert hatte.
Neben mehr Energie und Kraft braucht es in sämtlichen Wettbewerben aber auch definitiv wieder mehr Impulse in der Freiburger Offensive. Ob nun in Düsseldorf im bereits 13. Saisonspiel die im Sommer aus Frankfurt geholte und kurz vor Saisonstart verletzte Sturmhoffnung Matanovic die Chance bekommt, sich erstmals in der Startelf zu beweisen?
Matanovic in der Startelf? Von außen betrachtet höchste Zeit
Auch, wenn Matanovic nach seinem Joker-Doppelpack gegen Stuttgart am 3. Spieltag jüngst, wie in Leverkusen, nicht immer als Einwechselspieler überzeugte, ist es für sein erstes Startelfmandat von außen betrachtet höchste Zeit - vor allem wegen Adamus trotz allem defensiv-läuferischen Engagement vor allem fußballerisch und in puncto Torgefährlichkeit durchwachsenen bis schwachen Auftritten zuletzt.
Tatsächlich könnte Matanovics Sehnsucht nach dem erstmaligen Einlaufen im Freiburg-Trikot am Mittwochabend fürs Erste gestillt werden. Schuster sagte am Dienstag auf Nachfrage: "Igor arbeitet Woche für Woche, ist auch geduldig und kämpft natürlich auch wie viele andere um dieses Startelf-Mandat. Ich habe schon oft genug betont, dass es sehr enge Entscheidungen sind. Igor ist so ehrgeizig und auch lernwillig, sich stetig zu verbessern und es gibt definitiv auch Argumente, ihn dann mal von Anfang an bringen zu können."
Lienhart-Sperre: Darf sich Rosenfelder vorbereiten?
Auch Max Rosenfelder könnte bei der Fortuna sein Startelf-Debüt in dieser Saison geben. Der Shootingstar der vergangenen Saison hatte den Saisonbeginn in Folge seiner Muskelverletzung im Halbfinale der U-21-EM verpasst und musste sich dann in der Innenverteidigung hinter dem Stammduo Matthias Ginter/Philipp Lienhart anstellen. Auf seiner Aushilfsposition rechts hinten, auf der das schnelle Eigengewächs auch schon gute Leistungen gebracht hat, haben Kübler und Philipp Treu die Nase vorn.
Daher kam der 22-Jährige, über den Ende August sogar schon Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte, er habe ihn auf dem Schirm, seit dem Sommer erst auf drei Jokereinsätze. Da Lienhart am Samstag bei Union Berlin nach seiner Gelb-Roten-Karten in Leverkusen gesperrt fehlen wird, könnte Schuster Rosenfelder bereits zuvor die Chance geben, sich in der Startelf mit Ginter einzuspielen.
Wie schon in Leverkusen werden auch in Düsseldorf vor 4000 mitgereisten Freiburger Fans Patrick Osterhage und Eren Dinkci wegen muskulären Problemen im Kader fehlen.