Die Stimmung droht zu kippen. Nach gerade einmal vier Spieltagen wurden Trainer Robert Lechleiter und Geschäftsführer Markus Thiele von großen Teilen der Fans angezählt. Bei der 1:2-Niederlage gegen Waldhof Mannheim, der dritten der laufenden Saison, wurden "Raus"-Rufe laut. Der Schrei einiger Stadionbesucher nach dem im März geschassten, aber noch unter Vertrag stehenden Thomas Wörle, waren unüberhörbar. Etwas, das seit Jahren nicht mehr im Donaustadion passierte.
Der Zusammenhalt zwischen dem SSV Ulm 1846 Fußball und seinen Anhängern bröckelt. Nach dem Zweitliga-Abstieg und dem großen Umbruch, den Trainer Lechleiter und sein runderneuertes Team meistern müssen, sind die Nerven bereits früh strapaziert - es gibt angenehmere Situationen. Der Trainer wirbt deshalb um Verständnis. Er will eine neue Mannschaft formen. Das jedoch, wiederholt auch die SSV-Führung, benötige Zeit.
Reicherts Ausfalls keine Entschuldigung
Zu allem Überfluss hat der SSV gleich im ersten Saisonspiel seinen Kapitän verloren. Abwehrchef und Klubikone Johannes Reichert fällt für den Rest der Runde verletzt aus. Ein Umstand, der sich bemerkbar macht, aber die zuletzt auf dem Feld gezeigte Verunsicherung keineswegs entschuldigt. Anders als es in der Vorbereitung den Anschein hatte, wirkt das Team plan- und haltlos. Die ersten 45 Minuten gegen den Waldhof waren dafür symptomatisch.
"So dürfen wir uns nicht präsentieren. Wenn wir in dieser Liga bestehen wollen, dann müssen wir 90 Minuten so spielen wie in der zweiten Hälfte", stellte SSV-Geschäftsführer Thiele fest. Immerhin betrieben die Spatzen nach der Pause Schadensbegrenzung. Insgesamt war das aber zu wenig, um auch nur mit einem halbwegs guten Gefühl in die Länderspielpause zu gehen, wo im Anschluss die schweren Auswärtsspiele bei Alemannia Aachen und dem 1. FC Saarbrücken warten.
Der fehlenden Abschlussqualität, die den SSV seit Saisonbeginn begleitet, soll eine Last-Minute-Verpflichtung Abhilfe verschaffen. Der Deal, Fabian Schleusener vom Karlsruher SC an die Donau zu holen, ist kurz vor Unterschrift geplatzt. Anders gestaltete sich die Situation bei Dominik Martinovic: Am späten Montagabend hat der 28-Jährige für zwei Jahre bei Ulm unterschrieben. Der Stürmer von RW Essen wisse, "wo das Tor steht", sagt Thiele: "Wir wollten uns bewusst nochmals qualitativ verstärken." In Ulm braucht es perspektivisch aber mehr. Erfolgserlebnisse müssen her, damit sich die Stimmung im Umfeld und in der Mannschaft wieder legt.