Zumindest eine alberne Frage brauchte Sandro Wagner am späten Samstag in Sinsheim ausnahmsweise mal nicht zu beantworten. Warum er denn nicht vor die Kurve gegangen sei nach dem Spiel oder direkt in den Katakomben verschwunden war, wird der Trainer des FC Augsburg oft gefragt, weil er ja insgesamt ganz schön oft Erklärungen liefern soll für missratene Auftritte seiner Mannschaft.
Am Samstag, nach dem missratenen Auftritt bei der TSG Hoffenheim (0:3), trat Wagner den Gang vor die nicht vollends besetzte Gästekurve an und durfte das machen, worauf er nach rund fünf Monaten im Amt sicherlich keine Lust mehr hat: um Verzeihung bitten.
Was anderes blieb ihm an seinem 38. Geburtstag an alter Wirkungsstätte wieder mal nicht übrig, weil seine Mannschaft nach zuletzt aufsteigendem Trend wieder mal nichts als Rätsel aufgab. Also betete Wagner nach dem Spiel seine üblichen zwei Sätze ("Wir sind natürlich enttäuscht", "Wir haben uns viel vorgenommen") herunter, klang im Anschluss aber zum ersten Mal anders - deutlicher, kritischer, angefressener.
„Bringt einem auch nix.“ (Wagner über die verbesserte zweite Hälfte)
In seinem ersten Jahr als Bundesliga-Coach hat Wagner noch kein einziges Mal mit dem Finger auf Einzelne gezeigt und legt grundsätzlich eine Schutzhaltung für seine Mannschaft an den Tag, in Sinsheim nun wirkten seine Sätze wie ganz leise verpackte Nackenklatscher an die gesamte Truppe: "Wir haben die ersten fünf, sechs Minuten gut ins Spiel gefunden, dann 25 katastrophale Minuten gehabt, wo wir das ganze Spiel kaputt machen."
Zum wiederholten Male, wohlgemerkt. Wie schon gegen Mainz (1:4) oder gegen Leipzig (0:6) brachte sich der FCA früh in eine ausweglose Situation, die außer Schadensbegrenzung nicht mehr viel möglich machte. Vor allem aber trat die Mannschaft wieder mal so unverhandelbar schwach auf, dass jede Frage nach dem sogenannten Matchplan des Trainers sowieso absurd gewesen wäre. "Die zweite Halbzeit war dann deutlich besser, aber bringt einem auch nix", konstatierte Wagner. "Sind einfach enttäuscht, das war zu wenig."
Die Frage, die Wagner nach der achten Pleite im zwölften Ligaspiel erneut zu beantworten versucht: Was muss sich ändern? "Du musst mal ein zweites Spiel gewinnen", sagt der Trainer, denn bislang folgte auf alle drei Saisonsiege eine Niederlage. "Vor allem musst du griffiger sein. Wenn wir als FCA zum Großteil der ersten Halbzeit den Sieg nicht so wollen wie die TSG … Das kann nicht sein, da müssen wir uns hinterfragen. Das geht nicht. Das können wir nicht akzeptieren. Dann kommen wir auch nicht in einen Flow. Dann kommen wir nach einem guten Heimspiel und inhaltlich guten Spielen in den letzten Wochen nicht weiter."
Es warten nun nacheinander Leverkusen, die Reise nach Frankfurt und zum Abschluss ein Heimspiel gegen Bremen. Der FCA braucht ganz dringend Erfolgserlebnisse, sonst droht die Stimmung gewaltig zu kippen - mal wieder.