Bereits seit elf Tagen ist er nun schon Interimstrainer des VfL Wolfsburg, aus dem Vollen schöpfen kann Daniel Bauer aber erst seit dem heutigen Donnerstagstraining. Insgesamt 13 Spieler der Niedersachsen waren mit ihren Nationalteams unterwegs und kehrten teils erst zwei Tage vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) ins Training zurück. Entsprechend hat Bauer Spieler wie den im Spätsommer neu verpflichteten Routinier Christian Eriksen "heute erstmalig kennen".
Andere wiederum kennt der 43-Jährige gar schon länger als sei ebenjenem 9. November, an dem sich die Verantwortlichen nach zwölf Pflichtspielen und nur drei Siegen vom im Sommer neu installierten Paul Simonis trennten. Denn für Bauer ist das Intermezzo als Interimstrainer kein neues Szenario, bereits im vergangenen Mai sprang der eigentliche U-19-Trainer für die finalen beiden Spiele als Übergangslösung auf der Trainerbank ein.
"Die zwei Wochen im Mai haben mir unglaublich geholfen, Erfahrungen auf dem Level zu sammeln", erinnert sich Bauer an die Zeit zurück, da er in einer ähnlichen Phase - Vorgänger Ralph Hasenhüttl hatte zuvor acht Ligaspiele nicht gewonnen - übernommen hatte und mit einem 2:2 gegen die TSG Hoffenheim sowie ein 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach für einen versöhnlichen Saison-Abschluss sorgen konnte.
Auf jene zwei Wochen setzt Bauer nun - mit einer Portion Aberglaube im Gepäck ("Ich werde die gleichen Schuhe tragen wie in Gladbach. Die hatte ich die letzten 14 Spiele bei der U 19 auch an") - als "Fundament". Für viele Spieler stellt seine Rückkehr deshalb nur "einen Refresh aus dem Mai" dar - und keinen "Reset".
Diesen Reset betonte Bauer auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem Vizemeister mehrmals und unterstrich, dass er "jeden Stein umdrehen" werde, "ohne in Aktionismus zu verfallen". Klar sei aber, dass es für den sportlichen Turnaround "ein bisschen mehr bedarf, als nur zwei bis drei Positionen zu tauschen".
"Kleiner Vorteil" für die Nicht-Nationalspieler
Es wird also ein paar mehr personelle Veränderungen geben - und hier dürfen sich die Spieler, die eben nicht auf Länderspielreise waren, glücklich schätzen. Sie hätten "einen kleinen Vorteil", gibt Bauer zu, stellt aber selbstredend ebenso klar, dass nicht alle 13 Nationalspieler auf der Bank sitzen werden. Nichtsdestotrotz werde es "keine faire Aufstellung werden. Allen gerecht zu werden, wird sehr schwierig. Da wird es den einen oder anderen Härtefall geben."
Konkrete Entscheidungen ließ Bauer nicht durchblicken, schließlich verfolge der kommende Gegner die Pressekonferenz sicher auch. Gegen Leverkusen sei "Kompaktheit die Basis", was allerdings "ausdrücklich" nicht bedeute, dass sich der VfL ausschließlich auf die Abwehrarbeit konzentrieren wird: "So viel kann ich verraten, wir wollen hoch pressen, aktiven Fußball spielen und uns auf einfache Dinge konzentrieren." Es gelte nach den ernüchternden Wochen, sich das Selbstvertrauen zurückzuholen und als Team enger zusammenzurücken.
Amoura ist fit - Chance für den U-19-Kapitän?
Klar ist schon seit Dienstag, dass der Coach dabei auf seinen schnellsten Spieler, Adam Daghim, verzichten muss. Der ebenfalls angeschlagen früher vom Nationalteam Algeriens zurückgekehrte Mohammed Amoura habe hingegen "voll trainiert" und wird spielen können. Als Alternativen für Daghim wirft Bauer den von der österreichischen WM-Qualifikation "euphorisierten" Patrick Wimmer in den Ring, auch Andreas Skov Olsen und der "polyvalente" Mattias Svanberg seien auf der rechten Außenbahn denkbar.
In der Abwehr gilt es, Moritz Jenz zu ersetzen. Neben Rückkehrer Denis Vavro ("Er ist voll belastbar") und Konstantinos Koulierakis kommen dafür Jenson Seelt und Mathys Angely in Frage - und Eigengewächs Till Neininger, Kapitän von Bauers U 19. Der 18-Jährige, der schon in der Vorsaison fünfmal im Spieltagskader der Profis war, ist "eine Option für mehr".