
Es war der Deal schlechthin für den deutschen Handball, als im Sommer 2024 die Verantwortlichen der Handball-Bundesliga (HBL) Daikin als neuen Namensgeber präsentierten. "Der Erwerb des Namensrechtes durch Daikin ist für die Handball-Bundesliga ein Meilenstein, das umfassende Engagement unseres zukünftigen Hauptsponsors ist auch wirtschaftlich sehr attraktiv und einmalig in der Geschichte des deutschen Handballs", sagte HBL-Präsident Uwe Schwenker seinerzeit frohlockend.
Und das zu den weltweit führenden Anbietern in den Bereichen Heizung, Klimatisierung, Lüftung, Luftreinigung und Kälteerzeugung zählende Unternehmen - mit japanischem Milliardenkonzern im Rücken - schien es ernst zu meinen: "Wir wollen mit Daikin die gesamte Sportart Handball nach vorne bringen und nachhaltig mit entwickeln", sagte Martin Krutz, Geschäftsführer von Daikin Airconditioning Germany, nach Vertragsschluss im Gespräch mit dem kicker.
Das Unternehmen soll sich das Engagement eine jährliche Rechtesumme von über fünf Millionen Euro kosten lassen. Das ist nicht nur deutlich mehr, als der vorherige Namensgeber Liqui Moly gezahlt hatte, sondern auch im Handballsport im Allgemeinen sehr viel Geld. Die Gesamtetats einiger der 18 HBL-Klubs bewegen sich in einem ähnlichen Korridor.
Daikin steigt trotz "erfolgreicher" Partnerschaft aus
Doch auf die großen Versprechungen für die Zukunft folgt nun das jähe Ende der zuvor so hoffnungsvoll kommunizierten Partnerschaft. Denn: Nach exklusiven Informationen des kicker zieht sich Daikin zum Ende der laufenden Saison 2025/26 schon wieder als Namensgeber der HBL zurück. Möglich ist dies durch eine Vertragsoption, von der Daikin nach zwei Jahren Gebrauch macht, anstatt die Option auf drei weitere Jahre zu ziehen.
Daikin bestätigte das bevorstehende Ende der Partnerschaft als Namensgeber auf Nachfrage, ohne jedoch nähere Gründe für den Ausstieg anzugeben. "Das erste Jahr der Namenspartnerschaft verlief erfolgreich und die Zielsetzungen beider Seiten wurden erreicht", heißt es lediglich vonseiten des Unternehmens. Und: "Gemeinsam mit Partnern, Kunden und Fans" habe man "viele spannende Handball-Momente erleben" können. "Die von beiden Partnern erwarteten Zielsetzungen wurden im ersten Jahr vollends erfüllt. Gemeinsam ist es uns gelungen, die Marke Daikin in unserer Zielgruppe klar zu positionieren und deutlich bekannter zu machen", bestätigt auch HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann auf Nachfrage.
Wärmepumpen-Markt bleibt hinter Erwartungen zurück
Warum das Unternehmen trotz der positiven Töne darauf verzichtete, die Verlängerungsoption zu ziehen, ist im Zusammenhang mit politischen Rahmenbedingungen für einige Kerngeschäftsbereiche des Unternehmens zu sehen. So steckt beispielsweise der Heizungsmarkt in Deutschland seit Monaten in der Krise. Während der Markt für öl- und gasbasierte Heizungen nach einem bereits schwachen Vorjahr im ersten Halbjahr 2025 laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) nochmals bis zu 81 Prozent weiter stark eingebrochen ist, verzeichnen Wärmepumpen (+55 Prozent) und Biomasseheizungen (+42 Prozent) zwar prozentuale Zuwächse. Doch mit 139.500 verkauften Wärmepumpen bleiben die absoluten Zahlen weiterhin weit unter dem politischen Ziel der Bundesregierung von 500.000 jährlich installierten Wärmepumpen ab 2024 zurück.
„Das müssen wir ohne zu jammern akzeptieren und nach vorne schauen.“ (Frank Bohmann, HBL-Geschäftsführer)
"Zum Zeitpunkt unseres Vertragsschlusses hat der Wärmepumpen-Markt sehr viel mehr Wachstum versprochen. Davon hat sich allerdings leider bis heute aufgrund wirtschaftlicher Rahmenbedingungen einiges relativiert“, konstatiert Frank Bohmann im Gespräch mit dem kicker. "Fakt ist: Die HBL-Partnerschaft ist nach wie vor das umfangreichste Sport-Engagement Daikins überhaupt. Dass man genau da aus Controlling-Aspekten unter diesen Umständen etwas genauer draufschaut, ist - so schmerzhaft es für uns ist - völlig klar und nachvollziehbar", ergänzt der HBL-Geschäftsführer. "Wir akzeptieren diese Entscheidung und schauen optimistisch nach vorne", sagt Bohmann.
Sportlicher Rückenwind, angespanntes Wirtschaftsumfeld
Und so muss die HBL sich wohl oder übel anders als erhofft schon zum kommenden Sommer einen neuen Namensgeber suchen. "Wir sind mittendrin im Prozess, versuchen jetzt aber auch nicht auf Teufel komm raus einen Schnellschuss für die kommende Saison zu landen. Der Partner muss inhaltlich zu uns passen, genauso muss es auch wirtschaftlich stimmen", sagt Bohmann zum Stand der Dinge. Dabei verspüre er zwar gerade "bei den handballerischen Kennzahlen einen starken Rückenwind, was das Interesse und die Aufmerksamkeit für die Sportart Handball angeht". Allerdings sei "der gesamtwirtschaftliche Makro-Rahmen deutlich angespannter als noch vor ein bis zwei Jahren", sagt der HBL-Chef.
Tatsächlich gibt es nach der jüngsten Ausgabe der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) in Deutschland rund 27,73 Millionen Handball-interessierte - ein Wachstum von 14 Prozent seit 2016. Nach Angaben der HBL verzeichnete die Liga zudem in der Saison 2024/25 mit 1,7 Millionen Arenabesuchern einen neuen Zuschauerrekord. Und gemäß Bestandserhebung 2024 des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist die Zahl der DHB-Mitglieder relativ (+3,89 Prozent) sowie absolut (+28.632 Mitgliedschaften) innerhalb eines Jahres so stark gewachsen, wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Mit rund 765.000 Mitgliedschaften belegt der DHB den siebten Platz im Ranking aller DOSB-Verbände und liegt damit beispielsweise deutlich vor anderen Indoor-Teamsportarten wie Volleyball (436.000), Basketball (274.000) und Eishockey (25.860).
Im Zusammenhang mit dem Ausstieg des aktuellen Namensgebers gibt es obendrein doch auch noch eine gute Nachricht für die HBL. Denn Daikin will dem Handballsport eigenen Angaben zufolge auch über die Saison 2025/26 hinaus "eng verbunden bleiben". "Wir werden unser Engagement auf anderer Ebene fortführen - nicht als Namenspartner, aber als überzeugter Unterstützer einer Sportart, die uns begeistert und inspiriert", teilt das Unternehmen mit. Die Details zur künftigen Ausgestaltung des Engagements wollen Daikin und die HBL in den kommenden Wochen abstimmen. Genauso wird auch die Fortführung einer ebenfalls bestehenden Partnerschaft mit dem Deutschen Handballbund (DHB) geprüft.
Toyota, DKB, Liqui Moly
Daikin ist der insgesamt vierte Namensgeber in der Historie der HBL. Zuvor war in den Spielzeiten 2019/20 bis 2023/24 Liqui Moly fünf Jahre Titelpartner der Liga. Der erste Namensgeber überhaupt war in der Saison 2007/08 der Automobilhersteller Toyota. Zur Spielzeit 2012/13 folgte dann die DKB. Die Direktbank war sieben Jahre Namensgeber der HBL und ist bis heute einer der wichtigsten Partner der Liga sowie bereits seit 2009 auch Sponsor des DHB.