Eine Kolumne von Lea Rostek
Junge Mädchen, handballbegeisterte Männer, Mütter mit ihren Kindern in pink-blauen Sondertrikots gekleidet: dieses Bild ergibt sich ab heute in Stuttgart, Dortmund und Trier - den Spielstädten der Heim-Weltmeisterschaft der Frauen. Das Turnier beginnt, eine Marketingidee des Deutschen Handballbundes geht auf.
Anlässlich der Heim-WM setzt der DHB die bisher größte Kommunikationskampagne für den Frauenhandball um. "Hands up for more" ist eine Bewegung für die nachhaltige Entwicklung des Frauenhandballs in Deutschland und wird mit jenem Sondertrikot repräsentiert. Es geht um Aufmerksamkeit, Gleichberechtigung und Respekt für Frauen und Mädchen im Handball.
Kleine Schritte
Denn noch immer gilt, was Bundestrainer Markus Gaugisch bei Dyn treffend formulierte: "Der Frauenhandball und auch der Frauensport allgemein schwimmt in unserer Gesellschaft in vielen Bereichen noch unter dem Radar. Die Spielerinnen investieren genauso viel wie die Männer, aber der Aufmerksamkeitsgrad und damit auch die Professionalisierung finden noch nicht in dem Rahmen statt, dass man das auch als seinen Beruf bezeichnen kann."
Mit kleinen Schritten rückt der deutsche Frauenhandball aber mehr ins Blickfeld. Stichpunkt Aufmerksamkeit: Beim Supercup im SAP Garden in München feierten die Frauen zum Saisonstart auf Vereinsebene mit 10.298 Zuschauern einen Rekord.
Es bewegt sich etwas. Die Aufmerksamkeit für die Frauen-WM hat der DHB auf unterschiedlichen Wegen angeschoben. In sozialen Netzwerken präsentieren Stimmen des Sports das in nur wenigen Stunden ausverkaufte Sondertrikot und lenken den Blick auf die Bewegung und das Turnier.
Offizielle des DHB, wie Bundestrainer Gaugisch oder Vorstand Sport Ingo Meckes, sprechen live bei Dyn, der Heimat des Handballs. Die ehemaligen Nationalspielerinnen Clara Woltering, Anna Bitter und Anja Althaus, allesamt an der letzten deutschen Frauenhandball-Medaille beteiligt, stehen als Botschafterin für die Spielorte Dortmund, Stuttgart und Trier. In Dortmund bietet eine Fan-Village ein ganzheitliches Handballerlebnis und, und, und...
Der erste Erfolg: Alle Spiele der DHB-Frauen in Stuttgart (Vorrunde) und Dortmund (bei Einzug in Hauptrunde und Viertelfinale) waren restlos ausverkauft, bis spontan Ticketkontingente aus internationalen Rückläufen freigegeben wurden. Der Plan, die Aufmerksamkeit auf deutschen Frauenhandball auf ein neues Level zu heben, geht auf.
Der nächste Schritt?
Mit Start des Turniers beginnt die wichtigste Phase, um nachhaltige Begeisterung zu schaffen, auch wenn die WM erst der Auftakt dieser Bewegung sein soll. Volle Hallen, jubelnde Fans, packende Spiele, spektakuläre Tore, Adrenalin bis in die Fingerspitzen - alles hautnah im eigenen Land. Endlich können sich Spielerinnen wieder so richtig in Szene setzen, in die Herzen der Fans spielen und noch mehr zu Gesichtern werden, die die Fans wiedersehen wollen.
Rein sportlich hat sich das DHB-Team weiterentwickelt: von WM-Platz 13 im Jahr 2015 zu Platz 6 bei der WM 2023. Ein starkes Abschneiden bei diesem Turnier würde der Bewegung einen zusätzlichen Boost geben. Und wünschen wir den Frauen nicht aus tiefstem Herzen eine geile WM und den nächsten Schritt mit dem Einzug ins Halbfinale?
Denn diese Mannschaft selbst hat mit ihren starken Persönlichkeiten eine Strahlkraft, deren Potenzial über die WM hinaus ausgeschöpft werden muss: ihre Stimmen hörbar, ihre Charaktere sichtbar. Das Turnier bietet die Bühne, genau dies in die Liga weiterzutragen. Also: "Hands up" nicht nur in den zweieinhalb Turnierwochen, sondern weit darüber hinaus, für eine kontinuierliche Weiterentwicklung im deutschen Frauenhandball.
Über die Autorin
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