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Ist der deutsche Handball-Fan vom Aussterben bedroht?

kicker

Eine Kolumne von Daniel Duhr

2,4 Millionen Menschen verfolgten am späten Sonntagnachmittag im ZDF das Länderspiel Deutschland gegen Island. Ein starker Wert für das lineare Fernsehen. Doch wer tiefer in die Zahlen schaut, erkennt ein Muster, das man nicht mehr ignorieren sollte: 351.000 Zuschauer waren zwischen 14 und 49 Jahre alt, 522.000 zwischen 50 und 59.

Rechnet man grob - und unterstellt, dass nicht plötzlich Hunderttausende unter 14 Jahren zur Fernbedienung gegriffen haben - dann waren knapp zwei Drittel der Zuschauer 60 Jahre und älter.

Was für das ZDF und auf das grundsätzliche Interesse bezogen ein Erfolg ist, ist für den Handball gleichzeitig ein Warnsignal. Denn die Zahlen bestätigen, was man auch in den Hallen sieht: Der durchschnittliche Handballfan ist eher schon etwas erfahrener.

Bedenkliche Zahlen

Und sieht im Vergleich zu manch anderer, im Trend liegender Sportart eher alt aus. Die zugespitzte Frage lautet daher: Stirbt uns der Handballfan irgendwann weg?

Natürlich ist das provokant formuliert. Aber derart überspitzte Fragen haben einen Zweck: Sie regen zum Hinsehen an. Und schaut man genauer hin, muss man die Frage so beantworten. Der Handball hat kein Zuschauerproblem - der Handball hat ein Nachwuchsproblem.

Noch nicht in jedem Verein, noch nicht in jeder Spielstaffel. Aber auf der Tribüne, und damit auch grundsätzlich in den Köpfen der jungen Generation.

Was ist die Lösung?

Die Lösung, dieser Überalterung entgegenzuwirken, ist weder geheim noch kompliziert, sondern so banal, dass man sie fast übersieht und gar nicht oft genug benennen kann: Basisarbeit.

- In Kitas präsent sein.

- In Grundschulen präsent sein.

- Minis trainieren, niedrigschwellige Angebote machen.

- Eltern mitnehmen, Familien binden.

- Dazu den Beachhandball pushen und auch Formate wie Icon und Baller League aus dem Fußball mal für den Handball mitdenken.

- Neuen Ideen nicht reflexartig misstrauen - ausprobieren, evaluieren, besser machen.

Stefan Kretzschmar fordert ganz regelmäßig eine Modernisierung des Handballs. Mit allem, was dann dazugehören mag. Und wenn Kretzsche - selbst übrigens mittlerweile Ü50 - für Modernisierung trommelt, sollte man zuhören.

Trenden andere Sportarten mehr?

Denn der Handball braucht nicht nur körperlich starke Nachwuchsspieler für die Leistungskader. Der Handball braucht eine neue, auch in der Breite gut aufgestellte Generation von jungen und jüngsten Handballerinnen und Handballern. Wer heute nicht abgeholt wird, sitzt morgen vielleicht beim 3x3 auf der Tribüne oder schaut sich die Baller League im Stream an.

Die Zukunft des Handballs entscheidet sich in den Turnhallen der Grundschulen, wenn im Ganztag um 15.30 Uhr ein Sechsjähriger seinen ersten Aufsetzer macht.

In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!