"Die Ungarn haben nicht so gespielt wie am Donnerstag, wir allerdings auch nicht. Wir haben vor der Pause zu viele Eins-gegen-Eins-Duelle verloren und waren körperlich nicht präsent genug. In der zweiten Halbzeit haben wir sie scheinbar beim 24:18 im Griff, machen dann aber im Angriff zu viele Fehler, bringen Ungarn wieder ins Spiel. Am Schluss hatten wir das Glück des Tüchtigen und haben uns ein Unentschieden gerettet", sagte Heuberger: "Das Ergebnis ist aber auch zweitrangig, lieber habe ich so enge Spiele, damit die Jungs sich auch unter Drucksituationen entwickeln können."
Den Ungarn merkte man vom Anwurf an, dass sie ein anderes Gesicht als in Nürnberg zeigen wollten - vor allem waren sie deutlich konzentrierter im Abschluss. Im Gegensatz zum Donnerstag, als die DHB-Junioren den Grundstein zum Kantersieg mit einem 10:4-Start legten, war die erste Hälfte in Erlangen lange Zeit ausgeglichen, obwohl DHB-Torwart Linus Borreck nahtlos an seine Leistung von Nürnberg anknüpfte.
Deutschland schon sechs Tore vorne
Die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger lag zwar konstant in Führung, konnte die wurfstarken Ungarn aber nicht so richtig abschütteln, vor allem weil sie sich zu viele einfache Gegentore fing.
Dann war es William Reichardt, der die Führung ausbaute, ehe Julien Sprößig ab Minute 15 aufdrehte. Beim 18:13 in der 25. Minute betrug der Vorsprung erstmals fünf Treffer, er schmolz jedoch durch einen 0:3-Lauf wieder zusammen. Mit seinem fünften Treffer sorgte Sprößig mit dem Halbzeitpfiff für die 19:16-Pausenführung,
Gleich nach dem Seitenwechsel drückte die deutsche Mannschaft, bei der erneut zwölf U19-Weltmeister im Kader standen, merklich aufs Tempo, setzte sich trotz zwei verworfenen Siebenmetern auf 24:18 ab. Der starke ungarische Torwart Benedek Erdei stand einer noch deutlicheren Führung im Weg. Und sein Team kam Tor um Tor heran, beim 29:29 (51. Minute) war der Vorsprung aufgebraucht.
Knaack und Schräder verhindern Niederlage
Die DHB-Auswahl hatte ihren Spielfluss verloren, biss sich an der physisch starken ungarischen Abwehr die Zähne aus, war teilweise zu hektisch - und konnte nur noch selten ihr Tempospiel aufziehen. In dieser Phase sorgte allerdings Weltmeister Finn Knaack mit wichtigen Paraden dafür, dass das Spiel nicht kippte.
Vier Minuten vor dem Ende war es dann aber soweit - Marko Eklemovic brachte die Ungarn beim 33:32 erstmals in Führung. Die Fans auf den Rängen gaben alles, an der Unterstützung für die Gastgeber mangelte es wahrlich nicht.
40 Sekunden vor Schluss glich Kreisläufer Tim Schröder zum 34:34 aus - letzter Angriff Ungarn, Zeitspiel angezeigt, geblockt. Auszeit Heuberger - aber nur noch zwei Sekunden zu spielen. Der lange Pass von Linus Borreck findet keinen Abnehmer - nach einer hochdramatischen Schlussphase steht ein Remis auf der Anzeigentafel.
"Ungarn eine ganz andere Mannschaft heute"
Für Tim Schröder war es dennoch ein erfolgreicher Abend: "Das war ein anderes Spiel am Donnerstag, aber wir haben auch viel probiert - dafür sind Testspiele ja da. Das Ergebnis war zweitrangig, auch wenn wir natürlich immer gewinnen wollen. Die Ungarn waren eine ganz andere Mannschaft heute. Wir waren selber überrascht, wie sie am Donnerstag gespielt hatten, wir kannten sie ja von der WM."
Besonders froh war der Kreisläufer über die Atmosphäre, die Erlanger Karl-Heinz-Hirsemann-Halle war mit 2000 Zuschauern ausverkauft: "Wir hatten eine überragende Unterstützung, die Halle in Erlangen ist immer laut. Es ist geil, in solchen Hallen spielen zu können, mit einem so tollen Support."
Im Dezember steht der nächste Lehrgang an, die nächsten Spiele hat die U20 beim Vier-Länderturnier im Januar - auch das will Heuberger nutzen, um Alternativen zu testen - wie beim Doppelpack gegen Ungarn: "Wir hatten einige neue Spieler dabei, um sich zu beweisen. Die Jungs haben sehr gut trainiert, wir haben einige neue Dinge probiert. Darauf können wir aufbauen."
Deutschland U 20 - Ungarn U 20 34:34 (19:16)
Deutschland U 20: Borreck, Knaack; Fuchs 1, Kleinsteuber 5/4, Grüner 3/1, Zink 3, Sprößig 5, Voß, Ankermann, Genz 1, Reichardt 4, Gauer 2, Hensen 1, Schröder 7, Heydecke 1, Strobel 1Ungarn: Balogh, Erdei, Varady-Szabo; Horvath-Garaba 1, Gacs-Petö 4, Gazso 4, Eklemovic 7/3, Szökrenyes, Kucsera 1, Jozsa 5, Pinter 5, Hoffmann, Fazekas 3, Apro, Birnbauer, Meszaros 3, Zakor 1, SzujoZuschauer: 2000 (Karl-Heinz-Hirsemann-Halle, Erlangen)Schiedsrichter: Bärmann / BärmannStrafminuten: 12 / 10