Dass es sich um eine schwere Verletzung handeln würde, das war dem 31-Jährigen direkt beim Spiel in Veszprem klar. Schnell signalisierte er, dass er eine Behandlung benötigt, mit angewinkeltem Knie wurde er auf einer Trage herausgebracht.
Auch Mitspieler, Kontrahenten und Zuschauern war die Tragweite der Verletzung direkt bewusst. Nach der Rückkehr nach Berlin war auch schnell klar, dass der Kreuzbandriss das Saisonaus bedeuten würde.
"In meiner Karriere habe ich leider schon einige Verletzungen erlebt und überstanden. Ich dachte, ich hätte das alles hinter mir gelassen und könnte endlich wieder frei aufspielen. Doch der nächste Schlag kam mit voller Wucht", so Wiede wenige Tage nach der Verletzung in einem emotionalen Statement.
Am 5. November wurde Wiede mittlerweile operiert, bereits am 8. November konnte er das Krankenhaus verlassen. "Der Arzt war zufrieden. Ich bin froh, dass ich wieder nach vorne schauen und mit dem Reha-Training anfangen kann", sagt der Europameister von 2016 nun dem RBB und betont: "Es wird ein langer Weg. Aber es lässt sich nicht ändern."
"Diese eine kleine Unachtsamkeit"
2016 im Jahr nach dem Gewinn des EM-Titels und 2019 im Jahr nach der Nominierung für das All-Star-Team der WM fiel der rechte Rückraumspieler jeweils nach Schulteroperationen aus, verpasste daher zwei Welt- und eine Europameisterschaft.
2023 folgte eine Fraktur des Sprunggelenks. Nach seinem Comeback und dem erstmaligen Gewinn der Deutschen Meisterschaft hatte Berlins Geschäftsführer Bob Hanning ihn zu seinem persönlichen Spieler der Saison gekürt.
"Ich habe vorher schon auf meinen Körper geachtet, aber allerspätestens nach meiner Fußverletzung vor zweieinhalb Jahren habe ich verstanden: Man muss extrem viel tun, man muss mehr tun, um fit zu bleiben", so Wiede und betont: "Aber dann kommt eben diese eine kleine Unachtsamkeit, wo man sich vielleicht nicht genug konzentriert hat und noch einen kleinen Schubser abbekommt."
"Der Verein steht hinter mir"
"Natürlich ist es mental schwierig, dass man plötzlich sehr eingeschränkt ist, beim Laufen, beim Autofahren. Man ist komplett angewiesen auf andere Menschen", erklärte er kurz nach Verlassen des Krankenhauses im Interview mit dem RBB und fügte weiter hinzu: "Zum Glück habe ich die Familie um mich herum, die mich bestens unterstützt, auch der Verein steht hinter mir."
Und wie sieht er Berlins Chancen im Spiel gegen den THW? "Die Heimspiele gegen solche Top-Mannschaften müssen wir gewinnen, um ganz vorne dranzubleiben. Das wissen die Jungs, das weiß aber auch die Halle. Das Publikum wird heiß sein und die Jungs nach vorne pushen."
Auch Chancen auf den Titel sieht der 31-Jährige noch, selbst wenn die Ausgangslage schwer ist: "Wir müssen unsere Hausaufgaben gegen die vermeintlich schwächeren Teams lösen. Das gelang zuletzt gegen Hamburg nicht. Aber ich glaube, wenn die Jungs sich wieder in einen Rausch spielen, wie im letzten Jahr, dann ist alles möglich."
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