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Zwischen Nähe und Nachhaken - warum kritische Fragen wichtig sind

kicker

Vorletzter gegen Letzter - bei diesem Duell geht es schon am 10. Spieltag um das Überleben in der stärksten Liga der Welt. Aufsteiger werden in Saisonprognosen automatisch zu den Abstiegskandidaten Nummer eins gezählt.

Auch wenn Dyn-Experte Stefan Kretzschmar vor dem Ligastart Ende August bei Harzblut feststellte, dass der BHC kein typischer Aufsteiger sei, sondern mehr Qualität als gewöhnlich mitbringe, steht das Team nach 9 Spieltagen auf dem ersten Abstiegsplatz - mit immerhin einem Saisonsieg vom 9. Oktober in der heimischen Uni-Halle gegen die HSG Wetzlar.

Und das Tabellenschlusslicht? Ist nicht, wie zu erwarten, ein Aufsteiger, sondern der SC DHfK Leipzig. Dass der Klub diese Saison Schwierigkeiten haben wird, haben Handball-Kenner aufgrund des großen personellen Umbruchs vor Saisonstart schon prognostiziert.

Nur einen Punkt haben die Sachsen bisher aus einem Remis bei Frisch Auf Göppingen geholt. Saisonübergreifend ist der SC DHfK sogar seit 13 Bundesliga-Partien sieglos, ein HBL-Erfolg wurde zuletzt Mitte Mai bejubelt. Platz 13 der vergangenen Spielzeit ist die schlechteste Abschlussplatzierung seit dem Bundesligaaufstieg 2015. Der Abwärtstrend wirft Fragen auf, auch bei uns Medienschaffenden.

Denn es reiht sich nun auch der schlechteste Liga-Saisonstart aller Zeiten ein: Tabellenschlusslicht nach neun Spieltagen. In den Saisons 2018/19 und 2022/23 stand der Ost-Klub zu diesem Zeitpunkt auf Rang 16, schloss beide Spielzeiten auf Platz 11 ab. Aktuell unbestreitbar: Leipzig steckt im Abstiegskampf.

Ab welchem Zeitpunkt ist es also angemessen zu fragen, ob der Verein in dieser Saison bundesligatauglich ist? Wie kritisch dürfen oder müssen wir werden? Wie sehr sollten wir ins Detail gehen, während der Interviewgast mit sich und der Teamleistung ringt? Wann ist Nachfragen notwendig, wann wird es zum Nachtreten? Und es ist eine Frage der Perspektive?

Diese Fragen und Abwägungen gehören zu unserem journalistischen Alltag. In der Handball-Redaktion von Dyn diskutieren wir regelmäßig, wie kritisch oder einfühlsam ein Interview geführt werden sollte. Doch im Spielbetrieb bleibt oft keine Zeit für Abstimmungen oder eine zweite Meinung, dann zählt die spontane Einschätzung und das richtige Gespür im Moment.

Sich in schwierigen Phasen den Medien zu stellen, ist für Sportler sicherlich keine einfache Situation und erfordert wie in jeder Situation einen respektvollen Umgang, hier mit besonderem Fingerspitzengefühl. Gleichzeitig ist es auch Teil ihres Berufs - so wie es unsere Aufgabe ist, das Geschehen und Innenleben eines Vereins der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Unangenehme Fragen stellen wir nicht, um das Gegenüber bloßzustellen, sondern aus journalistischer Pflicht - im Interesse derjenigen, die zuschauen, zuhören, mitfiebern. Dieses Spannungsfeld prägt unsere Arbeit: Wir wollen bei Dyn Nähe zur Sportart und ihren Protagonisten schaffen, müssen aber zugleich genug Distanz wahren, um kritisch und objektiv bleiben zu können.

Bei Kretzsche und Schmiso erklärte Dyn-Experte Stefan Kretzschmar diese Woche: "Nirgendwo brennt es so wie in Leipzig." Das rettende Ufer ist drei Punkte entfernt, die Partie gegen den BHC ein Vier-Punkte-Spiel, um immerhin die rote Laterne abzugeben. Schon ein Endspiel am 10. Spieltag? Bei Dyn seid ihr am Samstag ab 18:45 Uhr live dabei.

Über die Autorin

Die bisherigen Kolumnen von Lea Rostek und Hannah Nitsche bei handball-world:» Lea Rostek und Hannah Nitsche aus dem Off» Showtime in München: Supercup mehr als nur ein Titel?» Individuelle Power: Die Glanzlichter der Auftaktrunde» Personalbeben vor Gigantenduell - Sendeplan adé» Bühne frei für Inklusion - per Handy live dabei!» Drei Stimmen im Ohr - eine Live on Air» Zwischen den Spielen - Redaktionsalltag bei Dyn» Mehr Druck, mehr Drama - Wie viel Fußball verträgt die Handball-Seele?» Handball auf Social Media? Da geht mehr!