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In Gurgl fährt das Schweizer Team auch gegen aufkeimende Kritik

kicker

Es unterstreicht einmal mehr, wie erfolgreich die Schweizerinnen und Schweizer in den letzten Saisons unterwegs waren. Ein resultatmässig schwacher Start in die Slalomsaison schlägt sofort hohe Wellen. Zum Start des Olympia-Winters schrillen in der Schweiz nach wenigen Rennen bereits die Alarmglocken. Die jüngsten Resultate, auch in Kombination mit den Eindrücken aus den beiden Riesenslalomrennen in Sölden, sorgen für Unruhe. Wobei die Situation im Männerteam nicht mit jener des Frauenteams gleichzusetzen ist.

Nur noch drei Schweizer in den Top 30 der Startliste

Im Vorjahr sorgte Loïc Meillard in Levi als Dritter für den ersten Schweizer Podestplatz des Winters. Dies hat ihm Marco Odermatt mit dem Sieg im Riesenslalom von Sölden bereits abgenommen. Meillard seinerseits war als 14. im Slalom am Sonntag der beste Schweizer, denselben Rang fuhr er auch im ersten Riesenslalom der Saison ein. Da hatte sich sicherlich auch der Slalom-Weltmeister deutlich mehr versprochen. Im Vorjahr sorgte auch Tanguy Nef für ein Ausrufezeichen: Mit Startnummer 28 fuhr er auf den fünften Rang nach vorne. Diesmal musste er sich mit Position 21 begnügen.

Der dritte Schweizer Trumpf im Slalom, Daniel Yule, stach ebenfalls nicht. Im ersten Rennen auf Atomic-Material reichte es ihm, wie im Vorjahr, nur zum 22. Rang. Auch wenn Yule in Levi auch schon auf dem Podest gestanden hat, bedarf es nach dem Materialwechsel wohl noch etwas Geduld. Am grössten war die Enttäuschung sicherlich bei Marc Rochat, Ramon Zenhäusern und Luca Aerni, denn sie verpassten allesamt den Cut für den zweiten Durchgang. Damit fällt nach Zenhäusern und Rochat nun auch Aerni aus den Top 30 der Startliste.

Von allen sechs Schweizer Slalomfahrern sind Steigerungen gefordert, idealerweise gleich schon am Samstag in Gurgl. Gerade auch, um nicht schon früh einen Knick im Selbstvertrauen zu erhalten, sind Resultate gefragt. Für Zenhäusern, Rochat und Aerni geht es zudem auch darum, die weiteren Starts zu rechtfertigen.

Es ist in Levi sicherlich ins Gewicht gefallen, dass das Schweizer Slalomteam nicht ausgesprochen breit aufgestellt ist. Es ist die einzige Disziplin der Männer, in der Swiss-Ski nicht auf die kompletten acht Quotenstartplätze zurückgreifen darf. Diesen Umstand könnte jeweils der siebte Athlet am Start mit einer Fahrt in die Punkte für die folgenden Rennen des Winters ändern. Bei seinem sechsten Weltcupeinsatz konnte Matthias Iten allerdings nur für einen kleinen Lichtblick sorgen, am Ende schaute nichts Zählbares heraus. Mit Startnummer 64 lag er bis zur Einfahrt des Steilhangs im ersten Durchgang auf dem starken 17. Rang, dann geriet der 26-Jährige allerdings in Rücklage und schied aus.

Ob sich im Europacup jemand anderes noch für Starts im Weltcup aufdrängen kann, wird sich zeigen. Im letzten Winter fehlte diese zweite Garde, die mit starken Europacup-Resultaten in den Weltcup drängt. Dass diesbezüglich in der Schweiz derzeit hohe Ansprüche gestellt werden, betonte auch Expertin Nadja Jnglin-Kamer in der ersten Ausgabe von The Snow Lodge noch vor den Rennen in Levi.

„"Den Anspruch, den wir in der Schweiz derzeit haben, dass wir in jeder Disziplin bei den Damen und Herren im Weltcup und im Europacup die Besten haben müssen und immer viel nachkommen muss, ist schon hoch."“ (Nadja Jnglin-Kamer, The Snow Lodge via welovesnow.ch, 14. November 2025)

Zu wenig mutig und zu wenig frech - eine verpasste Chance

Anders als bei den Männern ist es bei den Frauen derzeit ein richtig breites Slalomteam, das im Weltcup angreifen darf. Dank zweier Fixstartplätze dürften gar elf Schweizerinnen jeweils im Slalom an den Start gehen. Aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Janine Mächler waren es in Levi dann nur deren zehn Schweizerinnen. Während in Levi gleich acht Athletinnen mit Startnummern jenseits der Top 30 den Sprung in den zweiten Durchgang geschafft hatten, gelang dies keiner Schweizerin. Konkret gingen alle Schweizerinnen hinter den drei Spitzenfahrerinnen Camille Rast, Wendy Holdener und Mélanie Meillard leer aus.

Obschon das Resultat der Frauen mit Holdener als 8., Rast als 15. und Meillard als 22. besser war, als jenes der Männer, standen auch sie ordentlich in der Kritik. Sechs Podestplätze im letzten Weltcupwinter und der Doppelsieg an der Weltmeisterschaft haben die Erwartungen ansteigen lassen. SRF-Experte Didier Plaschy hielt sich nicht mit Kritik zurück, vor allem von der zweiten Garde erwarte er einen Schritt nach vorne. Alpinchef Hans Flatscher gestand entsprechende Defizite ein, man sei zu wenig frech und mutig, gab er gegenüber dem Blick an.

Natürlich geht es für die jungen Athletinnen auch darum, erst einmal Erfahrung zu sammeln. Gleichwohl war Levi ganz offensichtlich auch für spätere Startnummern eine günstige Gelegenheit, sich Punkte zu ergattern. Dennoch ist es wichtig, weder bei den Männern noch bei den Frauen in Panik zu verfallen. Denn die geforderten mutigen und frechen Auftritte sind sicherlich nur mit einem gesunden Selbstvertrauen sowie einem freien Kopf an den Tag zu legen.

Der Winter ist noch lange und es bieten sich noch einige Gelegenheiten, um den mässigen ersten Eindruck zu korrigieren. Positive Resultate in Gurgl würden dennoch Druck von den Schultern nehmen. Da kommen die Rennen am Kirchenkar vielleicht tatsächlich gelegen. Im Vorjahr fuhren gleich fünf Schweizer in die Punkte. Noch grösseren Jubel gab es bei den Schweizerinnen, denn Rast fuhr in Österreich ihren ersten Podestplatz der Karriere ein. Ähnliche Emotionen wünscht sich das Swiss-Ski-Team, so wären die Schlagzeilen bald schon wieder andere.