Dass einem Verein die Spieler ausgehen, kommt vor. Oft sind Verletzungen der Grund, eine Grippewelle, manchmal eine Flut an Sperren, im Amateurfußball feiern auch schon mal elf Omas am gleichen Wochenende ihren Neunzigsten. In der türkischen vierten Liga hat es nun den Verein Agri Spor erwischt. Der Grund dafür, dass ihm derzeit nur knapp ein Drittel des aktuellen Kaders zur Verfügung stehen, ist aber wenig alltäglich.
Der Verein trainiere momentan mit lediglich sieben Spielern, weil 17 wegen des Wettskandals gesperrt seien, sagte der Vizepräsident des Clubs, Tekin Yusan, der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. "Zurzeit ist der Kader des Managements und Trainer größer als der der Spieler." Es sei eine schwierige Zeit für den Verein, so Yusan. Man wolle den Kader nun mit Jugendspielern aus der U 19 auffüllen. Die Sperren wurden für eine Dauer von bis zu einem Jahr ausgesprochen, man werde beim Schiedsgericht des türkischen Fußballverbands (TFF) Berufung einlegen, kündigte der Verein an.
Vereine, Spieler, Schiedsrichter
Agri Spor, ein Verein aus der Region Ostanatolien, steht in der Gruppe 2 der viergeteilten "3. Lig" derzeit auf Rang 4, mischt damit also im Aufstiegsrennen mit. In diesem Jahr sind noch fünf Spieltage angesetzt, eine nennenswerte Winterpause gibt es im Anschluss nicht, bereits Mitte Januar geht es in der Liga weiter. Keine Zeit also, um sich neu zu sortieren.
Den türkischen Fußball erschüttert schon seit Wochen ein Wettskandal. Der türkische Fußballverband (TFF) hatte Ende Oktober Vorwürfe bekannt gemacht, wonach insgesamt 152 Unparteiische aktiv Wetten platziert haben sollen. Auch gegen Vereine und Spieler wird ermittelt: 149 Schiedsrichter und mehr als 1000 Spieler sind bisher für die Zeit der Ermittlung gesperrt worden. Aus der türkischen Top-Liga Süperlig sind ebenso 27 Akteure betroffen, darunter Profis der Spitzenclubs Galatasaray und Besiktas Istanbul.