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"Ein Zeichen gegen das Vergessen": Stolperstein für Walther Bensemann

kicker

Walther Bensemann ist diesen Weg unzählige Male gegangen. Diese rund 200 Meter vom Nürnberger Grand Hotel, wo er ab Ende 1925 wohnte, zum Hauptbahnhof, der diesen unermüdlichen Fußball-Reisenden mit den Metropolen Europas verband. Zum letzten Mal ging er ihn im Frühjahr 1933, als er wegen seiner jüdischen Herkunft vor dem NS-Regime in die Schweiz fliehen musste, wo er am 12. November 1934 im Exil verstarb.

Vor dem Eingang des Grand Hotels wurde am Samstag unter Federführung des Vereins "Geschichte für Alle" ein Stolperstein verlegt für Bensemann, der an der Gründung zahlreicher Vereine und Verbände beteiligt war und 1920 auch den kicker aus der Taufe hob.

Den Anstoß dazu gab sein Biograf Bernd M. Beyer, der am Samstag in einer Rede an Bensemanns Wirken und dessen Vision vom Fußball als Mittel zur Völkerverständigung erinnerte. Dies verband der Autor mit einem Appell: In einer Zeit vermehrten Aufkommens von Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt "ist das Bensemannsche Vermächtnis hochaktuell. Wir sollten es nicht nur erinnern, sondern weiterhin lebendig halten".

Am Tag nach der Vergabe des Walther-Bensemann-Preises an Jürgen Klopp erinnerte auch Bärbel Schnell, CEO des Olympia-Verlags, an das interkulturelle Engagement des kicker-Gründers: "Er hat mit seinem Mut und seiner Entschlossenheit maßgeblich dazu beigetragen, den Fußball als völkerverbindendes Element in Deutschland zu etablieren."

1933 wurde Bensemann dann selbst Opfer einer demokratiefeindlichen Staatsmacht und musste fliehen. Sein prominentes Schicksal stehe stellvertretend für viele andere Jüdinnen und Juden, die durch das NS-Regime verfolgt, verschleppt oder ermordet wurden. "Der Stolperstein", betonte Schnell, "ist ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und gleichzeitig eine Würdigung des Menschen und Demokraten Walther Bensemann."

Als Schirmherr der Veranstaltung würdigte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König den "Fußball-Pionier und Idealisten" Bensemann, dessen Name und Leistung zwischenzeitlich über viele Jahre in Vergessenheit geraten war. Dem müsse die Erinnerungskultur entgegenwirken: "Wir haben den Auftrag, dafür zu sorgen, dass das, was war, nie mehr vorkommt." Neben dem Stolperstein vor dem Grand Hotel erinnert der kicker mit verschiedenen Exponaten in einer Vitrine im Foyer des Hotels an seinen Gründer.

Prominente Gäste waren am Samstag neben DFB-Geschäftsführer Sport Andreas Rettig und dem Präsidenten des Bayerischen Fußball-Verbands Christoph Kern auch der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg Joti Chatzialexiou und der Präsident des Karlsruher SC Holger Siegmund-Schultze. In Karlsruhe hatte Bensemann als Schüler den Karlsruher FV gegründet, der 1910 Deutscher Meister wurde. 1900 war der Fußball-Pionier auch an der Gründung des DFB beteiligt.