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Handschlag der Marke "ausgerechnet"

kicker

Es war exakt 13.05 Uhr an diesem Freitag, als Silke Sinning das Podium wiederbetreten durfte, auf dem während der DFB-Bundestage die Vertreter des Präsidiums sitzen. Zuvor waren die Funktionäre vom Podest gebeten worden während der laufenden Wahlen. Peu a peu kehrten sie zurück, zunächst der im DFB-Campus zu Frankfurt/Main wiedergewählte Präsident Bernd Neuendorf, nach und nach der Rest. Die große Mehrheit der Wahlen ging reibungsfrei vonstatten, auch mangels Gegenkandidaten.

Raml widerspricht Proporz-Vorwurf, Sinning geht auf Themen ein

Anders war das bei der Wahl des zweiten Vize-Präsidenten aus dem Süddeutschen Verband (Süd-FV). Während der Regionalverband selbst die Bayerin Silke Raml ins Rennen geschickt und damit eine eindeutige Empfehlung abgegeben hatte, nominierte der Hessische Verband HFV seine Präsidentin Sinning, die 2022 den Bayern Rainer Koch überraschend abgelöst hatte. Was eine geheime Wahl nötig machte, vor der sich sowohl die Amtsinhaberin als auch die Herausforderin dem Plenum präsentieren durften.

Raml eröffnete ihre Rede mit den Worten: "Es geht heute nicht um Proporz und die Größe eines Landesverbandes. Es geht darum, unseren DFB gemeinsam in eine weiterhin positive Zukunft zu führen." Allerdings haftete der Kandidatur der ehemaligen Bayernliga-Spielerin und Abteilungsleiterin im Landratsamt Straubing-Bogen genau jenes Proporz-Thema an. Bayern, so soll es auf einer Tagung des Süd-FV in Sinsheim plötzlich geheißen haben, sei 2006 zugestanden worden, stets ein Vize-Präsidentenamt im DFB zu erhalten aufgrund der Größe des Landesverbands.

Knappes Ergebnis: 124 Stimmen für Sinning, 113 für Raml

Während Raml den Fokus vor allem auf ihre Heimat- und Basisverbundenheit richtete, ihre Kenntnisse und Engagement im Frauen- und Nachwuchsfußball, versuchte Sinning einen Kontrapunkt zu setzen, mit Blick auf die Themenzuschreibung für die Vize-Präsidenten. Denn: Frauenfußball liegt künftig bei Heike Ullrich, der Nachwuchs dürfte beim wiedergewählten Herrmann Winkler aus dem Nordosten bleiben. Sinning verantwortete bislang die Komplexe Bildung, Freizeit- und Breitenfußball, Kinder- und Jugendschutz sowie Prävention sexualisierter Gewalt. "Wo sollen diese Themen künftig ihren Platz finden? Doch ganz sicher bei den Menschen, die sie weiterdenken und mit Leben füllten", argumentierte die Hessin.

Was offensichtlich Anklang fand im Plenum. 240 abgegebene Stimmen registrierte Wahlleiter Jörg Englisch, bei drei Enthaltungen fielen 113 auf Raml und 124 auf Sinning, die damit bestätigt wurde. Ein extrem knappes Ergebnis, das untermauert, dass Proporz-Denken im deutschen Fußball nicht mehr als zeitgemäß erachtet wird. Und die nächste, faustdicke Überraschung, die die Hochschulprofessorin lieferte nach ihrem Sieg gegen Koch vor dreieinhalb Jahren. Also betrat die 56-Jährige erneut das Podium, dankte den Tränen nahe für das Vertrauen und ließ sich beglückwünschen von den künftigen Präsidiumskollegen. Durch die Bank übrigens mit einer Umarmung, mit einer einzigen Ausnahme: Ausgerechnet Ronny Zimmermann, der Chef des Süd-FV, der Raml ins Rennen geschickt hatte, begnügte sich mit einem förmlichen Handschlag.